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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Matrosen, die im
    Nebel hohl verhallten, knarrende Spanten, arbeitende Takelage, lange bevor ich meiner Au-
gen sicher war. Unser Boot legte bei einer Strickleiter an. Wieder erklang das Heulen. Einauge wollte über Bord springen. Wir hielten ihn fest. Der Hauptmann versetzte ihm einen Stiefeltritt in den Hintern. »Du hattest deine Chance, uns davon abzuraten. Das wolltest du nicht. Jetzt lebe damit.«
Mit müden Bewegungen folgte Einauge als ein Mann ohne Hoffnung dem Leutnant über die Leiter hinauf. Ein Mann, der seinen Bruder tot zurückgelassen hatte und nun gezwungen war, sich dem Mörder seines Bruders zu nähern, und nicht die Macht dazu hatte, sich an ihm zu rächen.
Wir fanden die Kompanie auf dem Hauptdeck inmitten von Bergen von Ausrüstung. Die Zugführer versuchten, Ordnung zu schaffen. Der Gesandte erschien. Ich starrte ihn an. Das war das erste Mal, daß ich ihn auf den Beinen stehend sah. Er war klein . Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob es sich überhaupt um einen Mann handelte. Seine Stimmen wiesen oft auf das Gegenteil hin. Er musterte uns mit einer Eindringlichkeit, die darauf hindeutete, daß er unsere Seelen durchmaß. Einer der Offiziere bat den Hauptmann, die Männer, so gut es ging, auf dem über- füllten Hauptdeck aus dem Weg zu holen. Die Mannschaften nahmen die mittleren Decksplat- ten hoch, die über der Mittelöffnung lagen, die vom Bug fast bis zum Heck lief, und auf der Deckshöhe zum unteren Ruderdeck. Unten ertönte Geraune, Geschepper, Gerassel, als die Ruderer erwachten.
Der Gesandte musterte uns. Vor jedem Soldaten blieb er stehen und heftete ihm eine Replik des Wappens am Segel über dem Herzen an. Es dauerte lange. Bis er fertig war, waren wir schon unterwegs.
Je näher der Botschafter ihm kam, desto stärker zitterte Einauge. Er wurde fast ohnmächtig, als der Gesandte ihm das Zeichen anheftete. Ich war verblüfft. Warum regte er sich so auf? Als ich an der Reihe war, war ich nervös, aber nicht verängstigt. Ich sah auf das Zeichen, als seine schlanken behandschuhten Finger es an meinem Wams befestigten. Schädel und Kreis in Silber auf Jett, elegant gefertigt. Ein wertvolles Schmuckstück, wenngleich auch düster. Wenn er nicht so erschüttert gewesen wäre, dann hätte ich darauf gewettet, daß Einauge dar- über nachdachte, wie er es am besten versetzen könnte. Das Wappen kam mir allmählich bekannt vor. Vom Segel einmal abgesehen, dessen Zierde ich als Schau abgetan hatte. Hatte ich nicht schon einmal etwas von einem ähnlichen Siegel gehört oder gelesen?
Der Gesandte sagte: »Willkommen im Dienste der Lady, Arzt.« Seine Stimme lenkte mich ab. Nie entsprach sie den Erwartungen. Diesmal war sie wohlklingend, säuselnd, die Stimme einer jungen Frau, die klügeren Köpfen eins auswischt. Die Lady? Wo war mir dieses Wort, auf diese Weise ausgesprochen, schon einmal unterge- kommen? So betont, als ob es die Bezeichnung einer Göttin sei? In einer finsteren Legende aus uralter Zeit…
Ein Heulen aus Empörung, Schmerz und Verzweiflung erfüllte das Schiff. Erschrocken trat ich aus der Reihe und ging zum Rand des Luftschachts.
    Die Forvalaka befand sich in einem großen eisernen Käfig am Fuße des Mastes. Im Schatten
schien sie auf eigenartige Weise die Gestalt zu wechseln, während sie auf und ab schritt und jede Stange einzeln prüfte. Einen Augenblick lang war sie eine athletische Frau um die Drei- ßig, und Sekunden später sah sie wie eine schwarze Leopardin auf den Hinterbeinen aus, die an dem fesselnden Eisen kratzte. Mir fiel ein, wie der Gesandte sagte, daß er noch Verwen- dung für das Ungeheuer hätte.
Ich drehte mich zu ihm um. Und die Erinnerung brach über mich herein. Ein Teufelshammer trieb eisige Nägel in die Gedärme meiner Seele. Ich wußte, warum Einauge das Meer nicht überqueren wollte. Das uralte Böse aus dem Norden… »Ich dachte, daß ihr schon seit drei- hundert Jahren tot seid.«
Der Gesandte lachte. »Du kennst deine Geschichtsschreibung nicht gut genug. Wir wurden nicht vernichtet. Nur in Ketten gelegt und lebendig begraben.« Sein Gelächter hatte etwas Wahnwitziges. »In Ketten gelegt, begraben und schließlich von einem Narren namens Bo- manz befreit, Croaker.«
Ich ließ mich neben Einauge, der sein Gesicht in den Händen vergrub, auf die Fersen nieder. Der Gesandte, der Schrecken, den die alten Geschichten Seelenfänger nannten, ein Teufel, der schlimmer war als ein Dutzend Forvalaka, lachte wie ein Wahnsinniger. Ein herrlicher

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