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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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einige scheußliche Nachrichten. Wozu er lediglich sagte: »Die drei müssen zum inneren Kreis gehört haben.« »Sie trugen die Abzeichen des Hinkers«, sagte ich. »Worum geht es eigentlich bei Raven? Wer ist er?«
»Jemand, der mit dem Hinker nicht zurechtkam. Dem man übel mitgespielt hat und der liegengelassen wurde, weil man ihn für tot hielt.« »Gehörte die Frau zu dem Teil der Geschichte, die er nicht erzählt hat?« Der Hauptmann zuckte die Achseln. Ich nahm das mal als Bestätigung. »Ich wette, sie war seine Frau. Vielleicht hat sie ihn verraten.« So etwas ist hier nichts Un- gewöhnliches. Verschwörungen und Meuchelmorde und unverhohlene Griffe nach der Macht. Dekadenz macht Spaß. Die Lady geht dagegen nicht vor. Vielleicht amüsieren sie diese Spie- le.
Auf dem Weg nach Norden rückten wir dem Herz des Reiches immer näher. Jeder Tag brachte uns tiefer in ein Land, das gefühlsmäßig zunehmend verödete. Die Menschen wurden immer mürrischer, grimmiger und verstockter. Trotz der Jahreszeit war dies kein Land, in dem Freude herrschte.
Schließlich mußten wir am geistigen Mittelpunkt des Reiches vorbei, dem Turm zu Charm, den die Lady nach ihrer Wiederauferstehung errichtet hatte. Berittene mit hartem Blick eskor- tierten uns. Näher als drei Meilen kamen wir nicht heran. Und dennoch ragte der Umriß des Turms noch weit über dem Horizont in die Höhe. Er ist ein massiger Würfel aus dunklen Steinen. Er ist mindestens fünfhundert Fuß hoch. Den ganzen Tag lang betrachtete ich ihn. Wie war unsere Gebieterin eigentlich? Würde ich ihr jemals begegnen? Sie faszinierte mich. In dieser Nacht schrieb ich einen Aufsatz, in dem ich sie zu beschreiben versuchte. Er verkam zu einem romantischen Märchen. Am Nachmittag darauf begegneten wir einem fahlgesichtigen Reiter, der gen Süden galop- piert war, um unsere Kompanie zu suchen. Seine Abzeichen wiesen ihn als Gefolgsmann des Hinkers aus. Unsere Späher brachten ihn zum Leutnant. »Ihr laßt euch ja verdammt viel Zeit, nicht wahr? Man braucht euch in Forsberg. Jetzt kommt mal mit den Ärschen in die Höhe.« Der Leutnant ist ein stiller Mensch, der es gewohnt ist, daß man seinem Rang den angemes- senen Respekt erweist. Er war so verdattert, daß er gar nichts sagte. Die Beleidigungen des
    Kuriers wurden deutlicher. Dann wollte der Leutnant wissen: »Wie ist Euer Rang?«
»Feldwebelkurier des Hinkers. Junge, jetzt komm mal in die Hufe. Der versteht keinen Spaß.«
Der Leutnant kümmert sich in der Kompanie um die Disziplin. Er entlastet damit den Hauptmann von dieser Mühe. Er ist ein vernünftiger, gerechter Zeitgenosse. »Zugführer!« blaffte er Elmo an. »Auf der Stelle zu mir.« Er war sauer. Normalerweise nennt nur der Hauptmann Elmo Zugführer. Elmo ritt gerade neben dem Hauptmann. Er schloß im Trab auf. Der Hauptmann begleitete ihn. »Sir?« fragte Elmo.
Der Leutnant ließ die Kompanie anhalten. »Bläu diesem Rüpel Respekt ein.« »Jawohl, Sir. Otto. Crispin. Kommt mal her.« »Zwanzig Streiche sollten genügen.«
»Zwanzig Streiche, verstanden, Sir.«
»Verdammt noch mal, was soll der Scheiß? Kein vergammelter Mietling legt Hand…« Der Hauptmann sagte: »Leutnant, ich glaube, das verlangt nach weiteren zehn Schlägen.« »Jawohl, Sir. Elmo?«
»Dreißig, verstanden, Sir.« Er langte zu. Der Kurier flog aus dem Sattel. Otto und Crispin rissen ihn hoch, rannten mit ihm zu einem Zaun und zwangen ihn darüber. Crispin schnitt ihm den Hemdrücken auf.
Elmo teilte die Schläge mit der Reitpeitsche des Leutnants aus. Er legte sich nicht sehr ins Zeug. Es lag nichts Verbittertes darin, es ging lediglich um eine Nachricht an diejenigen, die die Schwarze Schar für zweitklassig hielten. Als Elmo fertig war, stand ich mit meinen Sachen bereit. »Versuch dich zu entspannen, Jun- ge. Ich bin Arzt. Ich mach dir den Rücken sauber und leg dir ‘nen Verband drauf.« Ich tät- schelte ihm die Wange. »Für einen Nordling hast du das ziemlich gut durchgestanden.« Als ich fertig war, reichte Elmo ihm ein neues Hemd. Ich gab einige unerbetene Ratschläge über die weitere Behandlung zum besten, dann legte ich ihm nahe: »Melde dich beim Haupt- mann, als ob das hier nie geschehen ist.« Ich zeigte zum Hauptmann… »Schau an.« Freund Raven war zu uns gestoßen. Vom Rücken eines verschwitzten, verstaubten Rot- schimmels sah er zu uns herüber.
Der Bote folgte meinem Rat. Der Hauptmann sagte: »Berichte dem Hinker, daß ich so rasch komme wie möglich. Ich

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