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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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stiefelte. Ich stieß mit Raven zusammen. »Hast du was gesehen?« Er starrte in die Finsternis. »Jemand war hier.« Er schnüffelte, drehte den Kopf langsam nach links und nach rechts. Er machte ein Dutzend schnelle Schritte und deutete zu Boden. Er hatte recht. Die Spur war frisch. Die wegführende Hälfte machte einen hastigen Eindruck. Ich starrte die Spuren an. »Das gefällt mir nicht, Raven.« Die Fährte unseres Besuchers deute- te darauf hin, daß er den rechten Fuß nachzog. »Der Hinker.« »Das wissen wir nicht genau.«
»Wer sonst? Wo bleibt Elmo?«
Wir gingen zur Raker-Falle zurück und warteten ungeduldig. Raven marschierte auf und ab. Er murmelte etwas vor sich hin. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn jemals so verstört gesehen zu haben. Einmal sagte er: »Der Hinker ist nicht Seelenfänger.« Tatsächlich. Seelenfänger ist beinahe menschlich. Hinker gehört zu der Sorte, die kleine Kinder quält.
Die Geräusche von klirrenden Geschirren und dem Knarren schlecht geschmierter Räder er- gossen sich auf die Plaza. Elmo und der Wagen tauchten auf. Elmo brachte den Wagen zum Stehen und sprang herunter.
»Wo bist du gewesen, verdammt noch mal?« Angst und Müdigkeit ließen mich sauer klin- gen.
»Es braucht Zeit, einen Stalljungen aufzutreiben und ein Gespann zusammenzustellen. Was ist los? Was ist passiert?«
»Der Hinker war hier.«
    »Oh, Scheiße. Was hat er gemacht?«
»Nichts. Er war bloß…«
»Los doch«, fauchte Raven. »Bevor er zurückkommt.« Er trug den Kopf zum Stein. Die Wachzauber hätten genausogut nicht zu existieren brauchen. Er fügte unsere Trophäe in die wartende Vertiefung ein. Der goldene Schimmer erstarb. Schneeflocken sammelten sich auf Kopf und Stein an.
»Los geht’s«, stieß Elmo hervor. »Wir haben nicht viel Zeit.« Ich packte einen Sack und hob ihn in den Wagen. Der umsichtige Elmo hatte die Ladefläche mit einer Plane ausgelegt, damit keine losen Münzen zwischen den Bodenbrettern hin- durchfielen.
Raven ließ mich das lose Zeug unter dem Tisch zusammenharken. »Elmo, schütte ein paar von diesen Säcken aus und gib sie Croaker.« Sie wuchteten Säcke. Ich rannte losen Münzen hinterher. »Eine Minute vorbei«, sagte Raven. Die Hälfte der Säcke war schon auf dem Wagen ver- staut.
»Zuviel loses Zeug«, beschwerte ich mich. »Wir lassen es hier, wenn es sein muß.« »Was machen wir bloß damit? Wie sollen wir es verstecken?« »Unter dem Heu im Stall«, sagte Raven. »Vorerst. Später bauen wir einen falschen Boden in den Wagen ein. Zwei Minuten vorbei.«
»Was ist mit Wagenspuren?« fragte Elmo. »Er könnte ihnen zum Stall folgen.« »Warum sollte er das überhaupt tun?« fragte ich mich laut. Raven achtete nicht auf mich. Er fragte Elmo: »Du hast die Spuren auf dem Weg hierher nicht verwischt?«
»Habe nicht daran gedacht.«
»Verdammt!«
Alle Säcke waren verladen. Elmo und Raven halfen mir bei dem losen Zeug. »Drei Minuten«, sagte Raven, und dann: »Still!« Er lauschte. »Seelenfänger kann doch nicht schon wieder zurück sein, oder? Nein. Wieder der Hinker. Kommt. Elmo, du fährst. Fahr zu einer Durchgangsstraße. Tauch im Verkehr unter. Ich komme nach. Croaker, versuch, Elmos Spuren zu verwischen.«
»Wo ist er?« fragte Elmo und starrte in den herabfallenden Schnee. Raven zeigte geradeaus. »Wir müssen ihn abschütteln. Oder er nimmt es uns weg. Mach schon, Croaker. Beweg dich, Elmo.«
    »Los!« Elmo ließ die Zügel schnalzen. Der Wagen knarrte davon.
Ich duckte mich unter den Tisch und stopfte mir die Taschen voll, dann rannte ich in die Richtung, die der von Raven angezeigten Stellung des Hinkers entgegengesetzt lag.
    Ich glaube nicht, daß ich sonderlich viel Glück beim Verwischen von Elmos Spuren hatte. Ich glaube, daß uns der Morgenverkehr mehr als alles andere half. Ich wurde den Stalljungen los. Ich gab ihm einen Strumpf voll Gold und Silber, mehr als er in Jahren der Stallarbeit zu- sammensparen konnte, und fragte ihn, ob er verschwinden könnte. Vorzugsweise aus Rosen. Er sagte zu mir: »Ich werde nicht einmal meine Sachen holen.« Er ließ die Mistgabel fallen, rannte los und ward nicht mehr gesehen. Ich schleppte mich wieder in unser Zimmer. Bis auf Otto schliefen alle. »Ach, Croaker«, sagte er. »Wird auch Zeit.« »Schmerzen?«
»Jau.«
»Kater?«
»Den auch.«
»Wollen wir mal sehen, was wir da machen können. Wie lange bist du schon wach?« »Eine Stunde, schätze ich.«
»War Seelenfänger schon hier?«
»Nein. Was ist

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