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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wollte alles über dich wis- sen, Croaker. Alles. Du hast auch ihre Phantasie angeregt.« Ein weiterer Hammerschlag der Furcht. Niemand will die Aufmerksamkeit der Lady auf sich lenken.
Seelenfänger genoß mein Unbehagen. »Vielleicht gewährt sie dir ein Gespräch. Ach herrje. Du bist ja so blaß. Nun, es muß auch nicht sein. Also an die Arbeit.« Ich hatte noch nie jemanden so schnell lesen sehen. Wie ein Blitz ging er die alten Doku- mente und die neuen durch.
Fänger sagte: »Du hast nicht alle lesen können.« Er verwendete seine geschäftsmäßige Frau- enstimme.
»Nein.«
»Ich auch nicht. Einige wird nur die Lady selbst entziffern können.« Sonderbar, dachte ich. Ich hatte mehr Begeisterung erwartet. Der Besitz der Dokumente stellte einen persönlichen Erfolg für ihn dar, weil er vorausschauenderweise die Schwarze Schar in seine Dienste genommen hatte.
»Wieviel hast du verstanden?«
Ich erwähnte den Rebellenplan für den Vorstoß nach Lords und sprach von der möglichen Bedeutung von Wispers Anwesenheit.
Er schmunzelte. »Die alten Dokumente, Croaker. Erzähle mir von den alten Dokumenten.«
    Ich schwitzte. Je weicher, je sanfter er wurde, desto mehr glaubte ich befürchten zu müssen.
»Der alte Zauberer. Der, der euch alle aufgeweckt hat. Einige davon waren seine Auf- zeichnungen.« Verdammt. Ich wußte, daß ich mir vor Beendigung des Satzes die Zunge hätte herausschneiden sollen. In der Kompanie war Raven der einzige, der Bomanz’ Papiere als seine hätte identifizieren können.
Seelenfänger lachte leise und schlug mir kameradschaftlich auf die Schulter. »Das dachte ich mir, Croaker. Ich war mir nicht sicher, aber ich dachte es mir. Ich glaubte nicht, daß du es Raven nicht hättest erzählen können.«
Ich antwortete nicht. Ich wollte lügen, aber er wußte Bescheid . »Auf andere Weise hättest du es nicht erfahren können. Du hast ihm von den Hinweisen auf den wahren Namen des Hinkers erzählt, also mußte er einfach alles lesen, was er lesen konn- te. Stimmt das?«
Ich bewahrte immer noch mein Schweigen. Es stimmte, aber meine Beweggründe waren nicht ausschließlich brüderlicher Art. Raven hat seine Rechnungen zu begleichen, aber Hinker will uns allen an den Kragen.
Das am sorgfältigsten gehütete Geheimnis jedes Zauberers ist natürlich sein wahrer Name. Ein Feind, der damit gewappnet ist, kann durch jede Magie oder Illusion direkt bis zum Her- zen der Seele vorstoßen.
»Du hattest nur geraten, wie groß das Ausmaß deines Fundes war, Croaker. Selbst ich kann nur raten. Aber es läßt sich leicht vorhersagen, was sich daraus ergeben wird. Für die Truppen der Rebellen die größte Katastrophe überhaupt, und unter den Zehn ein gewaltiger Aufruhr.« Er schlug mir wieder auf die Schulter. »Du hast mich zur zweitmächtigsten Person des Rei- ches gemacht. Die Lady kennt alle unsere wahren Namen. Nun kenne ich drei der anderen, und meinen eigenen habe ich zurückerhalten.« Kein Wunder, daß er so leutselig war. Er war einem Pfeil ausgewichen, von dem er nicht gewußt hatte, daß er auf ihn zielte, und hatte zufällig zur gleichen Zeit eine Möglichkeit ge- funden, dem Hinker die Schlinge um den Hals zu legen. Er war über einen Regenbogentopf an Macht gestolpert.
»Aber Wisper…«
»Wisper wird verschwinden müssen.« Die Stimme, die er anwendete, war tief und kalt. Es war die Stimme eines Meuchelmörders, eine Stimme, die das Aussprechen von Todesurteilen gewöhnt war. »Wisper wird rasch sterben müssen. Anderenfalls ist alles umsonst.« »Und wenn sie jemand anderem etwas gesagt hat?« »Das hat sie nicht. O nein. Ich kenne Wisper. Bevor mich die Lady nach Beryll schickte, ha- be ich gegen sie bei Rust gekämpft. Ich habe bei Were gegen sie gekämpft. Ich habe sie durch die sprechenden Menhire auf der Schreckenssteppe gejagt. Ich kenne Wisper. Sie ist ein Ge- nie, aber sie ist auch ein Einzelgänger. Wäre sie während der Ersten Ära am Leben gewesen, hätte der Dominator sie zu einer von uns gemacht. Sie dient der Weißen Rose, aber ihr Herz ist so schwarz wie die Nacht der Hölle.« »Hört sich für mich wie der gesamte Kreis an.«
    Fänger lachte. »Ja. Allesamt Heuchler. Aber niemand ist wie Wisper. Das ist unglaublich,
Croaker. Wie hat sie so viele Geheimnisse ausgegraben? Wie hat sie meinen Namen erfahren? Ich hatte ihn in einem perfekten Versteck verwahrt. Ich bewundere sie. Wirklich. Diese Ge- nialität. Diese Kühnheit. Ein Vorstoß durch Lords, über das Windland und die

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