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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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schinden. Wir, die Brüder der Kompanie, sind keine begeisterten Kämpfer. Aber die Zährenstiege würde nicht durch Schliche gehalten werden können. Es sah so aus, als ob das Ende gekommen sei. Niemand wird Lieder zu unserem Gedenken singen. Wir sind die letzte der Freien Kompani- en von Khatovar. Unsere Traditionen und unsere Erinnerungen leben nur in diesen Annalen fort. Wir sind die einzigen, die um uns trauern werden. Die Kompanie gegen die Welt. So war es und so wird es immer sein. Meine Unterstützung durch die Lady bestand aus zwei qualifizierten Feldschern und einem Dutzend Schüler mit unterschiedlichem Befähigungsstand, dazu einige Wagen, die bis zum Rand mit Arzneien und Bestecken gefüllt waren. Ich war dankbar. Ich hatte jetzt die Chance, einigen Männern das Leben zu retten.
Ich führte die Neuankömmlinge in meinen Hain, erklärte ihnen, wie ich arbeitete, und ließ sie auf meine Patienten los. Nachdem ich festgestellt hatte, daß es sich nicht um komplette Schwachköpfe handelte, übergab ich das Krankenlager und zog mich zurück.
    Ich war unruhig. Mir gefiel nicht, was im Augenblick mit der Kompanie geschah. Sie hatte
zu viele Gefolgsleute und Verantwortungen auf sich genommen. Die alte Intimität war ver- schwunden. Es gab eine Zeit, in der ich jeden der Männer an jedem Tag zu Gesicht bekom- men hatte. Nunmehr hatte ich einige seit dem Debakel zu Lords nicht mehr gesehen. Ich wuß- te nicht, ob sie tot waren, ob sie noch lebten, ob sie in Gefangenschaft geraten waren. Ich empfand die bald zwanghafte Angst, daß einige Männer verschollen gegangen waren und vergessen werden würden.
Die Kompanie ist unsere Familie. Die Bruderschaft erfüllt sie mit Leben. Dieser Tage be- steht die primäre Kraft angesichts dieser neuen Gesichter aus dem Norden darin, daß die Brü- der sich verzweifelt bemühen, die alte Nähe wiederherzustellen. Die diesbezüglichen Bemü- hungen stehen ihnen in den Gesichtern geschrieben. Ich ging zu einem der vorderen Wachtposten, von dem aus ich den Steilhang in die Canyons überblicken konnte. Weit unten, noch unterhalb des Nebels, lag ein kleiner schimmernder Teich. Ein dünnes Rinnsal floß heraus und zum Windland hin. Es würde seine Reise nicht beenden. Ich suchte die chaotischen Reihen der Sandsteintürme und Simse ab. Gewittersäulen mit Blitzschwertern auf den Brauen grummelten und droschen auf die Ödlande ein und erin- nerten mich daran, daß Ärger nicht weit war. Trotz Sturmbringers Wüten rückte Harden näher. Ich vermutete, daß es morgen zur Berüh- rung mit ihm kommen würde. Ich fragte mich, wie sehr die Stürme ihm zugesetzt hatten. Si- cherlich nicht genug.
Ich erspähte einen braunen Koloß, der die Serpentinen hinab torkelte. Formwandler war un- terwegs, um sein Spezialgrauen loszulassen. Er konnte das Rebellenlager als einer der Ihren betreten, konnte ihre Kochtöpfe mit Giftzaubern belegen oder ihr Trinkwasser mit Seuchen anreichern. Er konnte zu dem Schatten in der Finsternis werden, den alle Menschen fürchten, sie einen nach dem anderen abtun und nur noch zermalmte Überreste hinterlassen, um die Lebenden dem Schrecken auszusetzen. Ich beneidete ihn, und gleichzeitig verabscheute ich ihn auch.
    Die Sterne funkelten über dem Lagerfeuer. Es war heruntergebrannt, während einige von uns alten Kämpen Tonk spielten. Ich hatte ein wenig gewonnen. Ich sagte: »Solange ich noch vorne liege, höre ich auf. Will jemand für mich weiterspielen?« Ich entwirrte meine schmer- zenden Beine, zog mich zurück, lehnte mich gegen einen Stamm und starrte in den Himmel. Die Sterne machten einen fröhlichen und freundlichen Eindruck. Die Luft war kühl und frisch und still. Im Lager war es ruhig. Grillen und Nachtvögel san- gen ihre beruhigenden Lieder. Die Welt war friedlich. Man konnte nur schwer daran glauben, daß dieser Ort bald zu einem Schlachtfeld werden würde. Ich rutschte herum, bis ich es mir bequem gemacht hatte, und hielt nach Sternschnuppen Ausschau. Ich wollte diesen Augen- blick genießen. Vielleicht war es der letzte dieser Art, den ich erleben würde. Das Feuer knisterte und zischte. Jemand raffte sich genügend auf, um etwas Holz aufzule- gen. Es flammte auf, ließ harzigen Rauch in meine Richtung wehen und Schatten über die konzentrierten Gesichter der Kartenspieler huschen. Einauges Mund war angespannt, weil er am Verlieren war. Goblins Froschmaul war zu einem unwillkürlichen Grinsen verzogen.
    Schweiger hatte eine starre Maske aufgelegt, weil

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