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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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noch nie jemandem gezeigt. Ich kann nicht beurteilen, ob sie gut ist oder nicht. Aber ich wollte Ihnen zu verstehen geben, warum ich nichts über Ihre Beine zu wissen brauche.“
    Pierce fuhr fort, die Figur zu betrachten. Er sah selbst, dass die Proportionen nicht ganz stimmten, dass die Beugung des einen Arms nicht vollkommen natürlich wirkte. Aber die Nixe strahlte eine solche Persönlichkeit aus, dass es schien, als würde sie lebendig sein. Ob Mélusine das nun bewusst war oder nicht, so hatte sie doch viel von sich selbst in dieses kleine Kunstwerk eingebracht. Vermutlich hatte sie versucht, die Gesichtszüge zu verfremden, aber er konnte sich noch gut an ihre Selbstbildnisse erinnern. Der Schwung der Schultern, die Wölbung der Brust, die schmale Taille – das war unverkennbar Mélusine. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er sich bemüht, diese Zeichnungen zu vergessen, nun hatten sie vor seinen Augen Gestalt angenommen. Es war erregend, aber auch verwirrend, auf das nackte Ebenbild der Frau zu sehen, die er begehrte, während das Original angezogen und lebendig neben ihm stand und atemlos auf sein Urteil wartete.
    Er brauchte eine Weile, sich darauf zu besinnen, dass Mélusine eine Bemerkung zu ihren künstlerischen Fähigkeiten erwartete, nicht zu ihren weiblichen Reizen. Wenn sie ahnen würde, dass er sie in ihrem Werk wiedererkannt hatte, wäre ihr das wahrscheinlich sehr peinlich. Er richtete sich wieder auf und sah sie an. „Sie haben großes Talent. Sie sollten es weiterentwickeln.“
    Prüfend betrachtete sie sein Gesicht, und schließlich lächelte sie ihn so verklärt und glücklich an, dass es ihm den Atem raubte. „Ja, das sollte ich“, flüsterte sie. „Das sollte ich wirklich, und ich werde es tun.“
    „Ich verstehe jetzt, warum Sie für Ihre Meerjungfrau nichts über Beine zu wissen brauchen“, sagte er. „Wenn Sie allerdings einen Mann nachbilden wollen, wird er sie benötigen.“
    „Keinen Menschenmann“, widersprach sie, „ich werde einen Meermann modellieren. Er wird der ideale Gefährte für die Nixe sein; sie werden ein perfektes Paar abgeben.“
    Er blickte auf die Figur und danach in Mélusines sehnsüchtiges Gesicht. Behutsam berührte er den Fischschwanz der kleinen Nixe, ungefähr in der Höhe, in der ihre Knie gewesen wären, hätte sie denn welche gehabt. „Sie werden jedoch nie die innigste Vereinigung miteinander erleben“, wandte Pierre sanft ein. „Nicht, wenn sie von der Hüfte abwärts nur noch Fischschwänze haben.“
    Mélusine wurde rot, dann schob sie seine Hand von der Meerjungfrau fort, um ihre eigenen schützend um die zarte Figur zu legen. „Sie werden Lieder anstimmen, musizieren und miteinander sprechen. Über die Gesänge des Meeres und all die Dinge, die sie entdecken, wenn sie von Ort zu Ort schwimmen. Ich denke, sie gelangen nach England, nach Amerika, in die Südsee …“
    Vermutlich ohne es zu ahnen, hatte sie ihm gerade einiges über ihre Erfahrungen in der Ehe preisgegeben. Wenn er sie darauf angesprochen hätte, wäre ihr das sicher ebenfalls sehr unangenehm gewesen. Abgesehen davon stand es ihm nicht zu, ihr beizubringen, dass die körperliche Vereinigung etwas Wundervolles sein konnte. Also lächelte er nur und meinte: „Meermenschen, die im New Yorker Hafen auftauchen, könnten einigen Aufruhr auslösen. Ich wünschte, ich könnte dies mit eigenen Augen erleben. Glauben Sie, dass sie jemals die Seine hinabschwimmen werden, um Paris zu erkunden?“
    Mélusine schwieg eine Weile, und er fragte sich schon, ob sie dachte, er mache sich über sie lustig. Sie überraschte ihn damit, dass sie ihm plötzlich um den Hals fiel, ihn kurz fest an sich drückte und rasch wieder zurückwich, fort aus seiner Reichweite. „Ihre Schwester hat großes Glück, einen solchen Bruder zu haben“, stellte sie leise fest.
    „Der Meinung ist sie nicht immer“, gab er vor Erstaunen über ihr unerwartetes Verhalten ehrlich zu. Er hatte schon öfter die Grenzen überschritten, wie sich ein Diener seiner Herrin gegenüber benehmen sollte, aber er hätte nie gedacht, dass Mélusine ihm gegenüber so spontan handeln könnte. Wenn sie ihn damit nicht so völlig überrumpelt hätte, wäre es ihm wohl kaum möglich gewesen, der Versuchung zu widerstehen, sie festzuhalten und womöglich sogar zu küssen.
    „Ich bin überzeugt, Sie necken sie gnadenlos, wenn Ihnen danach zumute ist“, sagte sie. Ihre Wangen glühten, und sie versuchte sichtlich, so zu tun, als sei

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