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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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…“ Saint-Andrés Augen wurden schmal. „In Bezug auf seine Frau?“
    „Ja.“
    „Ich habe mich schon gefragt, ob sie davon wusste, als Sie zu Besuch kamen. Hat er es ihr erzählt?“
    „Hätten Sie es getan?“ Pierce überging seine Frage.
    „Nein. Darf ich fragen, wie Sie die Dame kennengelernt haben?“
    „Ich bin Ihr Diener.“
    „Tatsächlich.“ Saint-André zog die Augenbrauen hoch. „Sie sind sehr vielseitig, wie ich sehe.“
    „Genau wie Sie, Monsieur.“
    „Und was hat Sie dazu veranlasst, diese Stelle anzunehmen?“
    „Ich bin auf der Suche nach einem Erpresser und …“
    „Und Sie verdächtigten Madame de Gilocourt ?“
    „Nicht mehr, nachdem ich mehr über sie in Erfahrung gebracht habe.“
    „Wer ist das Opfer? Sie oder …“ Saint-André runzelte die Stirn. „Wir können natürlich noch länger in Rätseln sprechen, aber ich lebe nun schon zu lange mit ungelösten Problemen und möchte fort von hier“, teilte er Pierce mit. „Bertier ist tot, daher ist es nicht mehr möglich, ihn zu erpressen. Jeder andere jedoch, der mit ihm in Zusammenhang gebracht werden kann, ist möglicherweise in Gefahr. Der naheliegendste Kandidat könnte der Mensch sein, mit dem er zuerst … Geschäfte machte.“
    „Sie kennen diese Geschäfte, da Sie sich damit befassten, als wir uns zum ersten Mal begegneten“, erwiderte Pierce.
    „Nun frage ich mich, ob Sie den Namen seines Partners wissen?“, fragte Saint-André mit wachsamem Blick.
    „Ist er Ihnen denn überhaupt bekannt?“, konterte Pierce. „Mir jedenfalls ja“, sagte er, als er die Antwort in den Augen des Marquis las.
    „Dann bringen mich meine Schlussfolgerung zu der Annahme, dass ich mich vielleicht gerade mit dem Stiefsohn dieses Mannes unterhalte – seinem ältesten Stiefsohn“, präzisierte Saint-André.
    Pierce seufzte. „Ich hege Bewunderung für vorsichtige Männer, aber ich bin müde, schmutzig – und wir müssen immer noch von hier wegkommen, ohne dass jemand beschließt, Sie dem Volk zur Schau zu stellen. Ich nehme an, das würde Ihnen nicht gefallen. Die Aufständischen suchen in den Verliesen nach elend Angeketteten in Lumpen.“
    „Nachdem, was de Launay sagte, glaube ich nicht, dass die Verliese genutzt worden sind.“ Saint-André nahm eines der Bücher vom Tisch. „Eine Erinnerung an acht vergeudete Monate“, erklärte er. „Alles andere lasse ich hier. Nach Ihnen, Monsieur.“
    Es war Abend geworden, und die bleiernen Wolken, die den ganzen Tag über Paris gehangen hatten, öffneten endlich ihre Schleusen. Mélusine stand am Fenster ihres Ateliers, starrte in die Dunkelheit und lauschte dem Prasseln des Regens. Abwechselnd empfand sie Zorn, Hilflosigkeit oder Angst. Angst um Pierre. Er war den ganzen Tag fortgeblieben und hatte auch nicht Monsieur Barriere aufgesucht. Sie wusste, dass die Bastille gestürmt worden war und dass Männer dabei verletzt worden oder ums Leben gekommen sein mussten. Wann aber war der Zeitpunkt erreicht, mit dem Warten aufzuhören und sich auf die Suche nach ihm zu machen? Brach sie zu früh auf, verpasste sie womöglich seine Rückkehr und begab sich unnötig selbst in Gefahr. Wartete sie jedoch zu lange, fand sie ihn vielleicht nicht rechtzeitig, ehe seine Verletzungen …
    Die Tür ging auf.
    Mélusine fuhr herum. Den ganzen Tag hatte sie jedes Mal, wenn die Tür aufging, gehofft, es würde Pierre sein – und war enttäuscht worden. Nun rechnete sie trotz ihrer Hoffnungen damit, Suzanne oder Paul vor sich zu sehen. Sie waren es nicht. Eine Weile sah sie Pierre ungläubig an, dann eilte sie auf ihn zu.
    „Sind Sie verletzt?“ Sie packte ihn bei den Schultern. „Wo sind Sie gewesen?“ Sie fing an, ihn zu schütteln. Er trug keine Perücke, sein Haar war nass vom Regen und sein Gesicht rußgeschwärzt. „Ich bin so zornig auf Sie. Sind Sie verletzt? Sie müssen gekämpft haben, das sehe ich Ihnen an.“ Sie berührte sein schmutziges Gesicht. „Sie riechen nach Schießpulver. Sie sollten doch nicht kämpfen! Ich bin so wütend, ich könnte Sie umbringen!“ Sie brach in Tränen aus.
    Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. „Ganz ruhig, mir fehlt nichts. Es tut mir leid, dass Sie solche Angst ausgestanden haben.“
    „Ich habe keine Angst. Ich bin w…wütend!“ Doch dann wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt und lehnte sich schluchzend an ihn.
    Er streichelte ihren Rücken, ihr Haar und murmelte tröstende Worte, die sie in ihrem überreizten Zustand gar nicht

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