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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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er so selbstverständlich ihre Hand umfasste und sie auf seinem Schoß sitzen ließ.
    „Es gefiel mir nicht, im Innenhof eingekeilt zu sein“, gestand er. „Bis dahin war es noch nicht richtig gefährlich, und ich war neugierig, was geschehen würde. Allerdings bevorzuge ich etwas mehr Ellenbogenfreiheit, wenn ich kämpfen muss.“
    „Und Sie haben gekämpft, nicht wahr?“ Sie entdeckte kleine Schnitte an seinen Händen, einen großen Kratzer auf dem Handrücken und, obwohl er sie gewaschen hatte, Schmauchspuren. Er war jetzt zwar in Sicherheit, aber ihr graute erneut bei dem Gedanken, dass er hätte verletzt oder gar getötet werden können.
    „Nicht sehr. Ich achtete darauf, mich aus der Schusslinie zu halten, und wenn es nötig wurde, spielte ich den entrüsteten Bürger.“
    „Aber warum sind Sie dann geblieben? Sie hätten doch bestimmt eine Ausrede finden können, um zu verschwinden. Etwa, dass Ihnen plötzlich ein geheimes Schießpulverdepot eingefallen wäre und Sie das Pulver rasch holen wollten.“
    „Ich habe an so etwas gedacht“, räumte er ein. „Aber Saint-André war noch drinnen und …“
    „Wo ist er jetzt?“ Bei ihrer ganzen Sorge um Pierre hatte sie den Marquis ganz vergessen. „ Er ist nicht verletzt, oder? Das hätten Sie mir sonst gesagt.“
    „Er ist unten.“
    „ Unten !“ Sie fuhr hoch.
    „Sie wollten noch einmal mit ihm reden, daher habe ich ihn gleich mitgebracht“, erwiderte Pierre.
    „Aber … Hat ihm jemand etwas zu essen und zu trinken angeboten? Oder haben Sie ihn einfach so im blauen Salon zurückgelassen? Er ist doch im blauen Salon, nicht wahr? Es ist das einzige Zimmer, in das man Besucher …“
    „Jedes Zimmer hier im Haus ist besser als die Unterkunft, in der er die letzten acht Monate verbracht hat“, gab Pierre zu bedenken.
    „Aber wenigstens hatte er in seiner Zelle ein Bett. Heute Abend darf er das Haus nicht mehr verlassen, es wäre zu gefährlich. Ach je, ich werde ihm mein Bett anbieten …“
    „Nein!“
    „Im Dienstbotentrakt steht noch ein Rollbett. Sie können das für mich in eines der leer stehenden Zimmer bringen. Nein, Sie sind zu erschöpft, ich werde Paul bitten …“
    „Liegt es an seinem adeligen Geblüt, dass Sie so einen gastgeberischen Übereifer an den Tag legen? Oder an der Tatsache, dass er der Freund Ihres Mannes war? Oder … an etwas ganz anderem?“ Pierre unterbrach ihren Redefluss.
    Sie starrte ihn an. Vor allem seine letzte Bemerkung machte sie am meisten stutzig. „Sie können doch unmöglich eifersüchtig sein“, meinte sie gedehnt. „Sie haben doch ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass Sie nicht … dass wir nicht …“
    „Genau deswegen sitzen Sie auch auf meinem Schoß. Habe ich etwas von Eifersucht gesagt?“
    „Sie haben mich dort hingesetzt.“
    „Ja, nicht wahr? Das lag an unserer großen Erschöpfung nach diesem anstrengenden Tag. Morgen wird es nicht wieder vorkommen.“
    „Dann sollten wir jetzt das Beste draus machen“, murmelte sie mutig.
    „Wahrscheinlich.“
    Er sah sie an. Sie sah ihn an.
    Mit der Fingerspitze fuhr sie sanft die Konturen seiner Lippen nach. „Ich würde Sie gern modellieren.“
    Er lächelte. „Ich frage mich, wie viele Künstler ihre Modelle mit diesen Worten schon verführt haben“, murmelte er. Er hielt ihre Hand fest und nahm einen ihrer Finger in den Mund. Erst liebkoste er ihn mit der Zunge, dann sog er sanft daran.
    Mélusine spürte diese Zärtlichkeit am ganzen Körper. Erschöpft schmiegte sie sich an Pierre. „Das ist sehr dekadent“, brachte sie hervor.
    „Soviel ich weiß, ist Dekadenz gerade sehr in Mode.“ Damit küsste er sie erneut.
    Sie schlang beide Arme um ihn, denn sie wollte ihn halten und berühren, während sie sich küssten. Liebende taten so etwas. Sie hatte niemals einen Liebhaber gehabt, und wenn Pierre entschlossen war, sich weiterhin ehrenhaft zu verhalten, würde sie vielleicht auch nie einen haben. Doch nachdem sie erfahren hatte, wie es war, von ihm geküsst zu werden, wollte sie an diese Möglichkeit gar nicht denken.
    „Sie lernen schnell, Madame“, sagte er nach einer Weile etwas atemlos.
    „Was meinen Sie damit?“ Sie war noch nie zuvor auf den Mund geküsst worden. Bertier hatte sich darauf beschränkt, sie ganz förmlich auf die Wange zu küssen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie keine Ahnung gehabt, wie wundervoll ein Kuss sein konnte.
    Er schüttelte nur leicht den Kopf und küsste sie auf den Hals. Als er mit Zunge und

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