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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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entdeckte er ein paar Männer, die auf das Dach des Parfumladens geklettert waren. War das ein Ausweg?
    Er beobachtete, wie die Männer von dort auf den Festungswall sprangen und im nächsten Innenhof verschwanden. Offenbar waren sie mehr darauf erpicht als er, sich in eine weitere Sackgasse zu begeben. Noch allzu gut konnte er sich an die Kanonen im Inneren der Bastille erinnern. Bis jetzt war kein Schuss abgefeuert worden. Soweit er wusste, waren mindestens zwei Gruppen von Abgesandten hineingegangen, um mit dem Gouverneur zu sprechen. Hoffentlich kam es zu einer Einigung.
    „Die Zugbrücke wird heruntergelassen!“
    „Zurück! Zurück!“
    Über die Köpfe der vor ihm Stehenden hinweg sah Pierce, wie die Brücke herabzusinken begann, erst langsam, dann zunehmend schneller. Angstschreie und Aufstöhnen ließen ahnen, dass es einigen Männern nicht gelungen war, sich in Sicherheit zu bringen.
    „Er ist tot!“
    Doch die Menge drängte weiter nach vorn über die Zugbrücke, hinein in den nächsten Innenhof. Die Unterkünfte des Gouverneurs befanden sich auf der rechten Seite, das von einer weiteren Zugbrücke versperrte Haupttor in die Bastille auf der linken.
    „Sie haben uns nur hereingelassen, um uns zu töten!“
    In der Menge wurde eine Muskete abgefeuert – und anschließend donnerten die Kanonen. Pierce packte Samuel und zerrte ihn zum nächstbesten Unterstand, einem Gebäude rechts vom Haupteingang. Sekunden später fand er sich im Küchentrakt der Gefängnisfestung wieder.
    Es war nicht gerade der sicherste Zufluchtsort, doch zum ersten Mal, seit er im äußeren Hof in der Menge eingepfercht war, konnte er wieder etwas freier atmen. Um ihn herum stritten Männer darum, wie sie den Haupteingang am besten stürmen konnten. Ein paar Mutige rannten hinaus, um erneut anzugreifen, wurden aber von schwerem Geschützfeuer zurückgetrieben. Schließlich kam man überein, ein paar Heukarren zu organisieren, um eine Deckung zu haben.
    Das war eine gute Gelegenheit – und Ausrede – zurück auf die Straßen von Paris fliehen zu können. Wenn er seine Hilfe bei der Beschaffung der Karren anbot, entkam er der Enge der Bastille. Einmal draußen, würde es ihm sicher gelingen, sich davonzumachen.
    Er schulterte die Muskete, die man ihm gegeben hatte, und dachte an Saint-André, der nun schon acht Monate in der Bastille in einer Zelle eingesperrt war, nur wegen des mörderischen Bestrebens eines einzigen Mannes. Es gab keinen Grund, warum Saint-André an diesem Ort einsitzen sollte, aber Pierce wusste, dass der Mann, der den Marquis hierhergebracht hatte, keinen Finger rühren würde, um seine Freilassung zu veranlassen.
    Er blieb.
    „Ist er schon zurück?“
    „Madame, wenn er zurück wäre, hätte ich Ihnen das längst gesagt. Er selbst hätte sich schon bei Ihnen gemeldet“, antwortete Paul.
    „Verzeihung, natürlich. Er hätte nicht hinausgehen dürfen. Uns hat er es verboten.“
    „Madame, Pierre ist ein Mann, der gut auf sich selbst aufpassen kann“, versicherte Paul. „Bestimmt …“
    „Es ist die Bastille!“ Suzanne stürzte durch den Hintereingang ins Haus. „Ich habe eben mit einem Bediensteten von nebenan gesprochen. Die Leute stürmen die Bastille!“ Sie sah zwischen Mélusine und Paul hin und her. „Ist Pierre noch nicht wieder da?“
    „Nein.“ Im ersten Moment war Mélusine wie gelähmt vor Entsetzen, danach setzte die Angst ein.
    „Keine Sorge“, beschwichtigte Paul. „Pierre ist viel zu besonnen, um sich in ein so waghalsiges Unterfangen verwickeln zu lassen.“
    „Ein waghalsiges Unterfangen“, wiederholte Mélusine benommen und dachte an die Kanonen, die so bedrohlich von den Türmen der Bastille heruntergezielt hatten.
    „Die Bastille sollte wirklich zerstört werden“, empörte sich Suzanne. „Was für ein böser Ort. Sie lassen die Gefangenen angekettet in den Verliesen schmoren, wo ihnen nur die Ratten Gesellschaft leisten. Die Wärter müssen sich zur Wand umdrehen, wenn neue Gefangene gebracht werden, damit sie deren Gesichter nicht sehen können. Schrecklich, ganz schrecklich.“
    „Der Gefangene, den ich Samstag dort besucht habe, hatte eine ganz anständige Zelle mit einem Fenster, einem Schreibtisch und mehreren Büchern“, sagte Mélusine. „Richten Sie Pierre aus, er soll sich sofort bei mir melden, wenn er wieder da ist.“
    Suzanne und Paul starrten ihr verblüfft nach, als sie die Treppe hinaufging. Seit dem frühen Vormittag war sie diese alle halbe Stunde

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