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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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gönne ich Anna von Herzen alles Gute. Aber deswegen muss ich diesen unsäglichen Ausländer Mazarini doch nicht mögen, oder?«
    »Mag sein, dass du andere täuschen kannst, aber ich kenne dich besser, Marie. Und ich bin mir beinahe sicher, dass du es bist, die hinter all den hinter vorgehaltener Hand weitergegebenen, unwahren Gerüchten über Anna und Kardinal Mazarin steckt. Du scheinst mir diejenige zu sein, die dieses dumme Gerede in Umlauf bringt, obwohl du genau weißt, dass beide keinerlei private - geschweige denn intime - Kontakte pflegen.
    Wenn die Königin erfährt, dass ausgerechnet du, ihre beste Freundin, ihren Ruf ruinierst, dann kannst du dein weiteres Leben in der Provinz verbringen, das garantiere ich dir.«
    »Welch ein Aufstand, Céleste! Was ist schon so schlimm daran, wenn man behauptet, eine attraktive Frau habe eine amouröse Beziehung mit einem schönen Mann? Und das ist dieser grässliche Kardinal zweifelsohne. Seine unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit dem so tragisch ums Leben gekommenen Lord Buckingham wird auch Anna nicht entgangen sein. Und wir wissen doch, wie sehr sie diesen Mann geliebt hat, oder? Also ist ein Verhältnis der beiden doch sehr wahrscheinlich - zumal der Kardinal selbst Feuer und Flamme für die Königin ist, nicht wahr?«
    »Das mag ja sein, aber du vergisst, dass die Regentin bei aller Liebenswürdigkeit, wie alle Habsburger, über einen ausgeprägten Standesdünkel verfügt. Sie achtet streng auf jede
Abgrenzung nach unten: Buckingham war schließlich Herzog, aber wer ist schon Signor Mazarini? Er entstammt, wie alle am Hof wissen, einem ganz unbedeutenden, sizilianischen Adelsgeschlecht und hat seine Karriere als Offizier in der päpstlichen Armee begonnen. Rein zufällig ist er später bei einer diplomatischen Mission Kardinal Richelieu begegnet. Der wurde auf den jungen Mann aufmerksam und hat ihn nach Paris geholt, wo er den intelligenten Offizier in die höchsten Gremien aufsteigen ließ. Vor seinem Tod hat er ihn dann noch als seinen Nachfolger empfohlen.
    Anna bedient sich zwar seines diplomatischen Geschicks, aber da seine gesellschaftliche Stellung weit unter der ihren rangiert, würde sie sich niemals mit ihm ein Bett teilen.«
    »Wetten, dass doch?«, gab Marie de Chevreuse unverfroren zurück. »Du vergisst, dass Mazarin, der zwar Kardinal ist, sich aber beharrlich weigert, die priesterlichen Weihen zu empfangen, der am besten aussehende Mann mit den liebenswürdigsten Manieren am Hof ist. Ich selbst empfinde ihn als ungeheuer attraktiv.
    Daher hassen ihn alle Franzosen, denn er ist nun mal unbestritten der schönste von allen Herren: Groß, muskulös, sehr ansehnlich mit seinen kastanienbraunen, glänzenden Haaren, seinen intelligenten, seelenvollen, dunklen Augen und seinem sanften, aber dennoch männlichen Gesichtsausdruck. Und was heißt schon rangniedriger, liebe Céleste? Wichtig ist doch nur, dass er ein richtiger Mann ist, oder? Einen König hatte sie doch ein Vierteljahrhundert lang - und hat sie das etwa glücklich gemacht?«
    »Mag sein, dass du Recht hast, Marie. Aber ich bitte dich inständig, halte dich fern von aller üblen Nachrede und liefere Anna keine Ursache, dich aus dem Louvre hinauszuwerfen.«
    Marie de Chevreuse zuckte nur überlegen lächelnd mit den
Schultern. Ihr war bekannt, dass Mazarin über ihre Abneigung gegen ihn Bescheid wusste und die von ihr ausgestreuten Gerüchte, er allein verhindere den Frieden mit Spanien, waren ihm sicher längst hinterbracht worden.
    Der Kardinal hatte unlängst sogar versucht, sie zu kaufen. Mit fünfzigtausend Écus - einer ungeheuren Summe - hatte er ihr von der Königin die Taschen füllen lassen. Angeblich sollte es eine Entschädigung sein für die »bitteren, fern von Frankreich verbrachten Jahre«.
    Aber Marie verfügte selbst über ein ansehnliches Vermögen. So hatte sie Mazarins »Spende« zwar angenommen, diese aber publikumswirksam unter den Armen von Paris verteilen lassen. Den guten Ruf ihrer Freundin wollte sie mit ihrem intriganten Handeln freilich nicht zerstören. Und so brachten sie Célestes Ermahnungen doch ein wenig ins Grübeln - auch wenn sie dies niemals zugegeben hätte …
     
    Céleste, die Pflichtgetreue und stets um das Wohl ihres Zöglings Ludwig Besorgte, hatte neuerdings gewisse Schwierigkeiten, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.
    Es konnte geschehen, dass die kleine Majestät mehrmals das Wort an sie richten musste, ehe seine Lieblingsgouvernante

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