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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Dichterfürst, Pierre Corneille, hat ›die große, Wunder vollbringende Königin‹ besungen«, berichtete der Schriftsteller François de La Rochefoucauld seiner Geliebten Marie de Chevreuse. Und die meinte:
    »Man sieht also ganz deutlich, mon Cher, dass Größe und Ruhm des Landes durchaus in einer Atmosphäre echter Lebensfreude und vollendeten Genusses erblühen und gedeihen können. Es bedarf dazu keineswegs einer Aura von Furcht und Beklemmung, wie sie der verblichene Monarch verbreitet hat.«
    Die Königin war jeden Tag gut gelaunt, zu heiteren Scherzen und jederzeit zu geistreichem Geplauder aufgelegt. Der Einzige, der sich darüber beklagte, weil er das Gefühl hatte, zu kurz zu kommen, war der kleine »Sonnenkönig«. Mit dem untrüglichen Instinkt des Kindes hatte er längst gespürt, dass
die Zeiten, in denen seine Mutter ihm allein gehörte, der Vergangenheit angehörten.
    »Eifersüchtig ist der Kleine«, bemerkte die Hofdame de Motteville und Céleste, die bei diesem Thema sofort an ihre Schwester denken musste, pflichtete ihr bei.
    »Ja, nicht nur seinem kleinen Bruder Philippe gegenüber empfindet die kleine Majestät Eifersucht, sondern auch Kardinal Mazarin und jedem anderen Herrn bei Hofe gegenüber, den die Königin eines freundlichen Wortes würdigt. Ludwig ist oft sehr unglücklich, wenn er zu Bett geht und wieder ein Tag vergangen ist, ohne dass seine schöne Mutter ihn aufgesucht hat.
    ›Ich weiß ja, dass Maman viel zu tun hat, aber sie sollte doch mich nicht ganz vergessen‹, pflegt er dann zu sagen und manchmal weint er auch. Dann muss ich meinen Kopf neben den seinen auf das Kissen legen, damit er überhaupt einschläft, weil er sich sonst ganz verlassen fühlt, der arme Knabe.
    Wenn ich Nachtdienst beim kleinen König habe, geschieht es nicht selten, dass er erwacht, nicht mehr in den Schlaf findet und zu mir ins Bett kriecht. Schon des Öfteren habe ich ihn dann wieder, friedlich schlummernd, in sein eigenes Himmelbett zurückgetragen.«
    Céleste machte sich gelegentlich Sorgen um den ihrer Fürsorge anvertrauten Thronfolger. Im Laufe der Zeit hatte sie ein inniges Verhältnis zu dem Kind aufgebaut, das ihr häufig, inmitten des goldenen Käfigs, in dem es aufwuchs, leid tat.
    »Vor allem bräuchte er gleichaltrige Spielkameraden. Sein Bruder Philippe ist zu jung für ihn, um einen passenden Freund abzugeben«, stellte Marie nicht zum ersten Mal fest, als die Hofdamen wieder einmal beisammensaßen und die Geschicke der Herrscherfamilie erörterten.

    »Außerdem ist Ludwig eifersüchtig auf ihn und nimmt ihm jede noch so kleine Zuwendung seitens der Mutter übel. Wie oft muss ich die beiden Brüder trennen, wenn sie sich prügeln«, klagte Céleste ihrer Schwester und den anderen Damen.
    »Die charakterliche Verschiedenheit der Brüder ist auffallend«, sinnierte Marie. »Der Jüngere gerät schnell in Jähzorn, beruhigt sich aber genauso rasch wieder, während der König friedfertiger ist, aber - einmal in Wut geraten - viel schwerer besänftigt werden kann.«
    Céleste las ihrem Liebling jeden Abend vor dem Schlafengehen eine erbauliche Geschichte vor. Meist waren es Erzählungen aus der glorreichen Historie Frankreichs und handelten von französischen Königen, die entweder große Kriegshelden oder Heilige gewesen waren.
    Aber auch von lasterhaften Herrschern durfte der kleine König erfahren, um deren schlechtes Beispiel zu meiden und sich an den guten Exempeln gottesfürchtiger Monarchen zu orientieren.
    »Am meisten gerät Ludwig in Zorn, wenn man ihm vorwirft, er würde ein zweiter ›Ludwig, der Faule‹ werden. Das weist er empört zurück und verspricht, immer fleißig zu sein«, konnte seine Kinderfrau der Königin melden, als Anna einmal zufällig die Zeit fand, sich über die Fortschritte ihres Sprösslings bei seinen Erzieherinnen zu erkundigen.
     
    Eigentlich schien am Hofe alles in Ordnung zu sein, angesichts von so viel Heiterkeit, Frohsinn und Lebenslust. Nach Jahrzehnten der Kargheit, der Düsternis und der Beklemmung hatten sich offenbar endlich die dunklen Wolken über Frankreich verzogen, um einem strahlenden Himmel Platz zu machen.

    Aber der Schein trog hier - wie so oft - ganz gewaltig.
    »Um die Wirtschaft Frankreichs steht es äußerst schlecht«, monierte der Herzog de La Rochefoucauld während einer Diskussion mit anderen Edelleuten, die er gelegentlich in seinem Palais zu geistreichem Geplauder um sich scharte.
    »Infolge des andauernden,

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