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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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finsteren, unheimlichen Ecken, die einem unschuldigen Knaben auflauern konnten, um ihm Böses anzutun …
    Außerdem könnte die kleine Majestät fortan jeden Tag im Park, der sich direkt vor dem Palais Royal erstreckte, auf seinem Pony ausreiten. Das allein reichte schon aus, um Ludwig für den Umzug zu begeistern. Das Reiten liebte der Thronfolger nämlich über alles. War es doch eine herrliche Möglichkeit, seine Überlegenheit über den kleinen Bruder voll zur Geltung zu bringen …

KAPITEL 61
    DAS VORZIMMER DER Regentin war vollgepfercht mit Hofleuten, Besuchern und Wachpersonal. Der Strom der Menschen riss nicht ab. Jeden Tag drängten sich die Massen im Palais Royal, um die schöne Anna zu sehen oder ihr ein Anliegen zu unterbreiten.

    Welch ein Gegensatz zum verstorbenen König! Ludwig den Dreizehnten hatten nur diejenigen aufgesucht, die unbedingt mussten. Außerdem war es schwierig gewesen, zum Monarchen vorgelassen zu werden: Seine ständigen Unpässlichkeiten und Krankheiten hatten es nahezu unmöglich gemacht, mit ihm ein persönliches Wort zu wechseln. Darüber hinaus war der missmutige und mundfaule König kein sehr angenehmer Gesprächspartner gewesen.
    Annas Tagesablauf war streng eingeteilt. Nach dem Aufstehen nahm die Königin ihr übliches Bad. Das hatte sie seit ihrer Ankunft in Frankreich so gehalten, ohne sich durch die spöttischen Bemerkungen ihres lieblosen Gemahls oder ihrer missgünstigen Schwiegermutter davon abhalten zu lassen.
    Anschließend legte sie sich - beinahe angezogen - in das große Prunkbett im königlichen Schlafgemach und die Zeremonie des offiziellen Levers in Anwesenheit des Hofstaates konnte stattfinden.
    Marie de Chevreuse war wieder ihre Erste Hofdame und besaß das viel beneidete Privileg, der Regentin »das Hemd« reichen zu dürfen - in Wahrheit ein ziemlich elegantes Gewand, das Anna anschließend bei den stundenlangen Audienzen trug.
    Die Materialien ihrer Gewänder mochten - wie die Stickereien, die Bänder, Litzen und Edelsteine - differieren, aber eines war allen Kleiderstoffen gemeinsam: die schwarze Farbe als Zeichen der Trauer. Anna würde sie ihr Leben lang nicht mehr ablegen.
    Einige Kammerfrauen zogen Anna die Strümpfe und die Schuhe an, während andere damit beschäftigt waren, ihr wundervolles kräftiges Haar, dessen Blond erst wenige graue Fäden zeigte, zu kämmen und hochzustecken. Die Regentin lehnte es nämlich kategorisch ab, eine Perücke zu tragen.

    Fertig angekleidet führte ihr erster Weg in die Privatkapelle, wo sie täglich mindestens eine Stunde in stillem Gebet verbrachte. Diese Kapelle hatte Anna im Laufe der Jahre mit allerlei Kuriositäten vollgestopft.
    Unter den Sammlerstücken befand sich neben allen möglichen anderen Dingen ein Finger ihrer Namenspatronin, der heiligen Anna, ferner ein Stück vom Schleier der Mutter Gottes und - angeblich - der Schädel des heiligen Knut, von dem allerdings niemand mehr so recht wusste, wie ausgerechnet diese Reliquie nach Paris gelangt war.
    Marie de Chevreuse hatte einmal eine spöttische Bemerkung über den »heiligen Krimskrams« fallen lassen. Diese war jedoch bei Anna nicht sehr gut angekommen …
    Nach den Audienzen setzte sich die Königin mit ihrem Kronrat zusammen und besprach die Angelegenheiten des Landes.
    Um zwei Uhr schritt die Regentin zur Mittagstafel, wo sie eine leichte Mahlzeit zu sich nahm. Dann folgte eine kleine Pause bis zum Nachmittag, der üblicherweise den Beratungen mit Kardinal Mazarin gewidmet war.
    Am Abend schließlich gönnte sich die Regentin das gesellige Miteinander mit Gästen aus allen Teilen der Welt, vor allem mit Vertretern von Kunst und Wissenschaft .
    »Am liebsten sind mir die Forschungsreisenden«, gestand Anna ihren Hofdamen. »Ihnen könnte ich stundenlang fasziniert lauschen, wenn sie mit fesselnden Worten berichten, was sie in kalten Eis- und heißen Sandwüsten oder in feuchten Dschungelhöllen erlebt haben. Um ihre fantastischen Abenteuer mit wilden Tieren und primitiven Völkerstämmen beneide ich diese Forscher manchmal glühend.«
    »Aber, Madame«, warf Marie bei einer solchen Gelegenheit schmeichlerisch ein, »so etwas wäre viel zu gefährlich für
Eure Majestät. Allein der Gedanke daran, was Euch alles widerfahren könnte, lässt mich vor Angst um Euch zittern. Das dürftet Ihr uns niemals antun. Was sollten wir nur ohne Eure Majestät anfangen?«
    Céleste, die eben den Saal mit dem kleinen König an der Hand betreten hatte, hörte die

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