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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Lobhudelei ihrer Schwester und fand sie ein wenig zu dick aufgetragen.
    »Marie ist immer noch verunsichert, was ihre Stellung bei Anna anlangt«, dachte sie besorgt. »Aber sie packt es falsch an. Die Königin ist nicht dumm und besitzt ein Gespür für echte Anteilnahme - und für Heuchelei. Marie wird alles nur noch schlimmer machen. Es reicht doch wahrlich, dass sie keine Gelegenheit versäumt, um bissige Spötteleien über Mazarin in ihre Rede einfließen zu lassen!
    Warum in Dreiteufelsnamen will meine Schwester Zwietracht säen zwischen Anna und dem Kardinal?« Céleste lauschte angespannt, was die Königin auf Maries Schmeichelei erwidern würde. Die Regentin reagierte jedoch überhaupt nicht. Sie tat, als hätte sie die Worte der Herzogin de Chevreuse gar nicht gehört. Ungerührt wandte sie sich einer anderen Hofdame zu, indem sie Marie ostentativ den Rücken kehrte, und erkundigte sich nach dem Vater der Dame, dem bereits sehr gebrechlichen Marquis de Fauvre.
    Nicht nur Céleste, auch den anderen Angehörigen des Hofstaats entging keineswegs die deutliche Missachtung, mit der Anna ihre beste Freundin und »liebste Vertraute« strafte.
    Marie lief rot an. Vor Verlegenheit, vor Scham? Oder war es Wut? Célestes Bedenken wuchsen. Wie lange würde die Königin Maries Anwesenheit am Hof noch dulden?
    »Sie schaufelt sich ihr eigenes Grab und bemerkt es nicht einmal«, ging es der Lieblingsgouvernante Ludwigs durch den Kopf. Gleich darauf schob sie den ältesten Sohn Annas durch
die Schar der schnatternden Hofdamen, bis dieser bei seiner Mutter angekommen war.
    Ludwig begrüßte seine schöne Maman wie ein formvollendeter Kavalier mit einer tiefen Verbeugung und wie ein liebender Sohn mit einem Kuss auf die Lippen - etwas, das im Kreise der Damen höchstes Entzücken auslöste.
    »Nein, wie niedlich!«, »Seht nur den charmanten, kleinen König!«, »Ist die kleine Majestät nicht entzückend?«, »Wie ein echter Chevalier!«, erklang von allen Seiten ein aufgeregtes Flüstern.
    Die Königin umarmte ihren Sohn, fragte, wie es ihm gehe, und wünschte ihm einen schönen Tag. Sie würde ihn ohnehin in Kürze beim Kronrat sehen, an dem er seit einiger Zeit - auf ihr Verlangen hin - täglich teilnahm.
    »Seine Majestät sollte die Führung der Staatsgeschäfte von Grund auf erlernen. Damit kann der junge König gar nicht früh genug beginnen«, hatte Kardinal Mazarin seiner Herrscherin bereits im Januar geraten - mittlerweile schrieb man den Monat März des Jahres 1648.
    Anna griff diesen Vorschlag umgehend auf, wiederum gegen die Ansicht der meisten, die den Knaben mit seinen neun Jahren für hoffnungslos überfordert hielten.
    Auch Marie war der Meinung, es sei noch zu früh, um das Kind mit Derartigem zu belasten. Sie fand, Ludwig solle in seiner karg bemessenen Freizeit nur spielen.
    »Die meiste Zeit des Dauphins ist ohnehin verplant durch den Unterricht in allen möglichen Fächern, durch Besuche der heiligen Messe oder durch Ausritte im Bois de Boulogne.«
    Anna aber setzte sich - unterstützt durch den Kardinal - kühl über derartige Äußerungen hinweg.
    »Für Könige gelten nun einmal andere Gesetze als für normale
Kinder«, sagte sie, unbeeindruckt von Maries Intervention und den Klagen seiner Erzieher, und zwang ihren Sohn, sich bei den schier endlosen Sitzungen zu langweilen. »Später einmal wird Seine Majestät mir dankbar sein.«
     
    Annas üblicherweise strahlend gute Laune war an diesem Tag ein wenig getrübt. Wie alle in ihrer Umgebung wussten, wohnte die Regentin Theateraufführungen - ernsten wie heiteren - mit großem Vergnügen bei. Vor allem liebte sie die leichten, aber geistreichen italienischen Komödien, was dem Klerus seit längerem ein Dorn im Auge war.
    Die Kirchenväter empfanden derlei Kurzweil als seicht und frivol und keineswegs der Mutter des Königs angemessen. Bisher hatte Anna jede Kritik am Schauspiel mit einem amüsierten Lächeln weit von sich gewiesen. War es doch immerhin ein mit hohen geistlichen Weihen versehener Mann gewesen - nämlich Kardinal Richelieu -, der diese Art von Amüsement erst salonfähig gemacht hatte.
    Aber heute Morgen war ein Geistlicher bei ihrer Frühaudienz aufgetaucht, ein staubtrockener Abbé, bar jeglichen Anflugs von Humor, welcher ihr ein Gutachten von sieben Gelehrten der Pariser Universität Sorbonne vorlegte, in dem die Herren Professoren unisono ein vernichtendes Urteil über die Schauspielerei gefällt hatten.
    »Die Commedia

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