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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sich die Hofleute über ihn amüsiert, als er bereits als winziger Knabe von den
Küssen und Zärtlichkeiten der Ammen, Gouvernanten und Hofdamen nicht genug bekommen konnte …
    Da der Dauphin ein ausnehmend hübsches Kind gewesen war, ließ ihn keine der am Hof beschäftigten Damen in dieser Hinsicht »darben«. Selten wurde ein Prinz so mit Zärtlichkeiten überschüttet. Mittlerweile war Ludwig XIV. zu einem sehr frühreifen Knaben herangewachsen und begann unverhältnismäßig zeitig, sich sexuell zu betätigen.
    Von seiner streng katholischen Mutter und den Geistlichen fromm erzogen, bereute er anschließend jedes Mal und beichtete die Sünde; aber allmählich gewöhnte sich auch die erschrockene Anna daran, dass ihr Ältester offenbar zum jungen Mann geworden war.
    Mazarin, sein Taufpate, beruhigte die besorgte Mutter mit dem Hinweis, es sei doch ein großes Glück, dass der König Frauen liebe und nichts von der unseligen Veranlagung seines Vaters geerbt habe.
    Dagegen war nun wirklich nichts zu sagen.
     
    Der Kardinal war im Übrigen mit wichtigeren Themen beschäftigt als mit Ludwigs pubertären Eskapaden. Der wirtschaftliche Zustand des Landes war schlichtweg als desaströs zu bezeichnen. Die Provinzen Frankreichs waren jahrelang sowohl von den Truppen der Fronde als auch von denen des Königs verwüstet worden.
    »Jeder Kommandeur eines Söldnerhaufens hat es als sein gutes Recht betrachtet, auf eigene Rechnung Krieg zu führen, denn die Entlohnung der Landsknechte erfolgte nur sehr sporadisch. So hielten die Heerhaufen sich üblicherweise schadlos, indem sie auf dem Land rücksichtslos plünderten. Sie raubten den Bauern das Getreide und schlachteten ihr Vieh, ließen ihre Wertsachen mitgehen, schändeten zum Dank noch
ihre Frauen und Töchter und steckten zum Schluss die Häuser in Brand.
    Viele der hübschen Mädchen wurden zwangsweise mitgeschleppt und mussten den Kerlen als Lagerhuren dienstbar sein«, unterrichtete der Kardinal seine Liebste von den Zuständen in Frankreich. »Wir dürfen uns also nicht wundern, dass in Paris noch nie so viele Frauen als Prostituierte gelebt haben, wie derzeit. Wohin sollen sie nach Beendigung der Fronde auch gehen? Sie sind jetzt nun einmal als lose Dirnen an das Laster gewöhnt und für ein Leben als Bauernmägde ein für alle Mal verdorben.«
    Anna war regelrecht entsetzt, als ihr Berater Mazarin sie so schonungslos auf die Missstände im Lande hinwies. Gleichzeitig war sie jedoch dankbar, dass ihr Geliebter sie nicht belog.
     
    Auch in den Städten herrschte blankes Elend. Abertausende starben den Hungertod, weil die Bauern die Märkte nicht mehr belieferten. In den Straßen mancher Städte sah man die Leichen unbestattet herumliegen, so dass man glauben konnte, hier habe die Pest gewütet.
    Mazarin und den übrigen Ministern des Königs oblag die gewaltige Aufgabe, aus Frankreich wieder ein Land zu machen, in dem es sich lohnte, zu leben. Vielen dauerte dieser Prozess zu lange; sie kehrten ihrer Heimat den Rücken, um sich in Übersee in den Kolonien anzusiedeln.
     
    »Für unseren jungen Herrscher waren die verflossenen Jahre des Bürgerkriegs eine bittere Lehrzeit«, rief der Kardinal seiner Liebsten Anna ins Gedächtnis, als der glorreiche Tag von Ludwigs Krönung in Reims bevorstand. »Thronfolger pflegen im Allgemeinen keine besonders schöne Kindheit zu haben, aber Euer Sohn hat in jungen Jahren ungeheuer gelitten.«

    An einem wunderschönen Tag im Juni des Jahres 1654 war es endlich so weit. Ernst, mit vor Anspannung bleichem Gesicht, saß der jugendliche König am Morgen seines Krönungstages in dem Gemach, das ihm der Erzbischof von Reims in seinem Palast zur Verfügung gestellt hatte.
    Der gerade einmal sechzehnjährige Jüngling erweckte den Eindruck eines jungen Mannes von zwanzig Jahren. Inzwischen war die knabenhafte Weichheit aus seinen Zügen verschwunden und die für einen Sechzehnjährigen übliche, magere und schlaksige Figur war längst einer männlich kraftvollen Statur mit muskulösen Armen und Beinen gewichen.
    Heute würde er an altehrwürdiger Stätte zum König von Frankreich gesalbt werden. Noch war genügend Zeit und der junge Mann las in einem dicken Buch - gebunden in mit Gold geprägtem Schweinsleder - die Geschichte der edlen Häuser der Valois und der Bourbonen, die seit Jahrhunderten die Herrscher Frankreichs gestellt hatten.
    Seine Lektüre wurde durch das Eintreten seines Kammerdieners unterbrochen, der ihm die Ankunft

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