Im Dienste Der Koenigin
die eigentliche Weihe zum Herrscher, welcher mit liebendem Herzen, der Stärke seiner Muskeln sowie der Kraft seines Verstandes Frankreich dienen sollte.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so still war es in der festlich geschmückten Kathedrale, als Ludwig XIV. die vier Symbole seiner Herrschergewalt vom Erzbischof in Empfang nahm.
Der Ring sollte das Sinnbild seiner Verbundenheit mit dem Volk sein. Das mächtige, goldene Zepter in seiner rechten Hand, als Zeichen seiner Regierungsgewalt, zeigte ein Bildnis Karls des Großen, während er in die Linke den Stab der königlichen Gerechtigkeit nahm, den an der Spitze eine Hand aus Elfenbein zierte. Zuletzt hob der Kirchenfürst die Krone Kaiser Karls des Großen vom Altar herab und setzte sie Ludwig XIV. als Insignium seiner königlichen Macht und Würde aufs Haupt.
Beim Anblick des einem antiken Gott gleichenden Königs, dessen altehrwürdiger Kopfschmuck leuchtete und funkelte, brachen viele der Anwesenden in lautes Schluchzen aus. Etliche sanken, der Nervenanspannung wegen und auf Grund der schlechten Luft, ohnmächtig zu Boden. Darunter auch Marie de Chevreuse, die plötzlich von ihrem Stuhl gekippt war, ehe ein Bediensteter sie auffangen konnte.
»Madame Mère Céleste« hingegen hatte standhaft ausgeharrt
- trotz der unsäglichen Schmerzen in ihrem verkürzten Bein und dem schiefen Rücken.
Alle atmeten freier, als Kirchendiener endlich die Pforten der Kathedrale öffneten und frische Luft sowie helles Sonnenlicht in das mit Weihrauch geschwängerte Innere der Kirche strömen konnten. Die Abertausende, die vor dem Gotteshaus versammelt waren, brachen in verzückte Rufe aus:
»Vive le Roi Louis Quatorze!«, »Vive la France!«, »Vive le Roi Soleil!«.
In Zukunft würde er die Sonne Frankreichs sein, die hoffentlich zu seinen Lebzeiten nie mehr unterginge.
KAPITEL 80
IM PALAIS ROYAL summte es wie in einem Bienenstock. Kurz nach seiner Krönung überraschte Ludwig den Hof mit einer offiziellen Geliebten. Das war an sich nichts Besonderes, aber in diesem Falle doch.
Manche argwöhnten gar, der junge Herrscher tendiere zu einer speziellen Art der Perversion, die sich mit Vorbedacht auf Frauen richte, die nicht nur um vieles älter waren, sondern wegen körperlicher Mängel für die »normalen« Vorlieben der Herren - was immer man darunter verstand - in der Regel nicht in Frage kamen. In den Salons wurden bereits Wetten darüber abgeschlossen, wie lange diese merkwürdige Affäre wohl andauern werde …
Ausgerechnet seine langjährige Kinderfrau, Gouvernante
und jetzige Gesellschaftsdame hatte Ludwig sich auserkoren: Céleste, Gräfin de Rollande.
Urplötzlich war er in blinder Verliebtheit zu ihr, die beinahe dreißig Jahre älter war, entbrannt. Keiner am Hof konnte dies so recht nachvollziehen - am allerwenigsten Céleste selbst.
Dem Monarchen war gleichsam über Nacht aufgefallen, wie verführerisch er sie fand, die Frau mit dem alterslosen, faltenfreien Engelsgesicht, der biegsamen Figur und dem Ansatz ihres weißen Busens, den ihr Dekolleté seinen Blicken darbot.
Gar nicht mehr abzuwenden vermochte Ludwig seine neugierigen Augen von ihrem Halsausschnitt, der jedoch keineswegs großzügiger geschnitten war als der der anderen Hofdamen.
Céleste war überaus erstaunt, als ihr Zögling sie eines Nachmittags lächelnd um die Taille fasste, an sich zog und küsste, dass ihr der Atem stockte. Sie hatte sich zuvor schon gewundert, wie es dem König gelungen war, die Schar der Personen, die sich normalerweise bei ihm aufhielt, unauffällig zu entfernen, ohne dem Einzelnen direkt das Verlassen des Salons zu befehlen.
Zuerst hatte sie gedacht, der König wolle sie in einer privaten Angelegenheit um ihren persönlichen Rat bitten und vermeiden, dass andere mithörten.
»Madame«, sagte der im siebzehnten Lebensjahr stehende Ludwig schwer atmend, als er sie endlich losließ, »erlaubt, dass ich Eure wunderbaren Brüste genauer betrachte. Ich träume seit einiger Zeit jede Nacht von ihnen.«
Und ehe Céleste es sich versah, hatte der junge Mann mit geschickten Händen ihren Busen aus dem Kleid herausgehoben und ging umgehend daran, eine ihrer Brustwarzen mit seinen Lippen zu umfassen.
Kein Zweifel, der sechzehnjährige Monarch hatte inzwischen auch seine Lektionen in Sachen »Liebe« gelernt.
»Sire, nicht doch«, versuchte die vollkommen konsternierte Gesellschaftsdame ihn aufzuhalten, als er - ganz routinierter Verführer - ihr Kleid geschickt
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