Im Dienste Der Koenigin
Laune halten. Wer sollte da noch auf die Idee verfallen, rebellieren zu wollen gegen den höflichsten und großzügigsten König, der je auf Frankreichs Thron gesessen hat?«
Darüber musste er selbst laut lachen und der Kardinal fragte sich im Stillen, wann dieser in sich gekehrte Jüngling sich zu einem so perfekten Intriganten entwickelt hatte.
Ludwig, angetan mit einem blendend weißen, lediglich am Saum mit einer breiten Goldborte verzierten, langen Gewand - einer römischen Toga ähnlich -, erhob sich von seinem Stuhl. Sein Kammerdiener legte ihm sogleich einen blausilbernen Mantel über, der von seinen männlich-breiten Schultern herabwallte.
Es war an der Zeit, sich für die Krönung bereit zu machen.
KAPITEL 79
DER WEG VOM erzbischöflichen Palais zur Kathedrale von Reims war nur kurz und der König und sein prächtiges Gefolge konnten ihn leicht zu Fuß bewältigen. Die Straße, geschmückt mit Efeu und Tannengrün und bestreut mit einem Blütenteppich, war von den Wachtposten abgesperrt worden, die man für diesen Tag eigens nach Reims beordert hatte.
Das zahlreich herbeigeströmte Volk, das sich schon seit Mitternacht vor der Kirche aufgestellt hatte, um das Ereignis miterleben zu können, jubelte seinem jugendlichen Monarchen zu. Ludwigs Haar glänzte golden in der Morgensonne und es wurden Rufe laut:
»Seht unseren Sonnenkönig!«, »Lang lebe unser Frankreich!«, »Es lebe unser schöner König!«, »Vive le Roi Soleil!«.
In der Kathedrale stand die Menge dicht gedrängt und es war damit zu rechnen, dass etliche Besucher - vor allem die Damen - in Ohnmacht fallen würden. Tausende von Kerzen erhellten das gotische Kirchenschiff bis unter die in schwindelnde Höhe aufragenden Spitzbögen.
Die Luft war zum Schneiden und dies bereits zu Beginn der feierlichen Krönungszeremonie, deren Ursprünge bis ins frühe Mittelalter zurückreichten. Schwerer Parfümduft sowie der Geruch von verbrennendem Weihrauch und Bienenwachs vermischten sich mit den Körperausdünstungen der Massen, die sich in der ehrwürdigen Kathedrale versammelt hatten und Kopf an Kopf im Kirchenschiff ausharrten.
Marie de Chevreuse saß neben der ehemaligen Königin und drückte ermutigend ihre Hand. Anna konnte sich der Tränen
nicht erwehren, die ihr unaufhörlich über das Antlitz strömten. Dies war der größte Tag für sie. Nur für diesen einen Augenblick hatte sie gelebt und alle Unbill ertragen, angefangen von ihrer schrecklichen Ehe mit Ludwig XIII. bis zu den entsetzlich demütigenden Jahren der Fronde.
Marie war besorgt um ihre Schwester. Wie sollte Céleste diese stundenlange Zeremonie durchhalten? Man hatte der Gesellschaftsdame des Königs zwar ebenfalls einen Stuhl angeboten, aber sie hatte sich geweigert, im Sitzen der heiligen Feier beizuwohnen. Sie fand, es schicke sich für sie, dieser sakralen Handlung aufrecht stehend beizuwohnen.
Umgeben von einem Wald aus Standarten der seit seinem Großvater König Heinrich IV. vereinigten Königreiche Frankreich und Navarra, legte Ludwig XIV. vor den Edlen des Landes den Schwur ab, die Orden des Heiligen Geistes und des Heiligen Ludwig alle Zeit zu schützen und Schirmherr der katholischen Kirche wie des Königtums zu sein.
Die uralte Formel klang Ehrfurcht gebietend und die Stimme des noch sehr jungen Monarchen war kräftig und geeignet, den riesigen Raum zu füllen. Bis auf den letzten Platz des mächtigen Kirchenbaus war Ludwig zu verstehen, als er klar und deutlich die heiligen Worte aussprach.
Viele der Anwesenden weinten; alle waren tief ergriffen - seine Mutter vor allen anderen. Als Anna ihre Blicke über die Schar der Großen - die meisten von ihnen einstige Todfeinde - schweifen ließ, konnte sie das Glück, welches Gott ihr und ihrem Sohn zuteil werden ließ, kaum fassen. Wie sehr hatte sie diesen Tag herbeigesehnt. Voll Inbrunst dankte sie ihrem Schöpfer.
Durch einen Tränenschleier gewahrte Anna, wie ihr erstgeborener, wunderschöner Sohn das berühmte Schwert Karls des Großen in Empfang nahm und sich anschließend auf einem
purpurnen, mit den Lilien des Hauses Bourbon bestickten Teppich niederwarf, während der Erzbischof von Paris die Segenswünsche auf ihn niederregnen ließ.
Danach richtete Ludwig sich auf. Ehe er mit den königlichen Purpurgewändern bekleidet wurde, denen der schwere, kostbare Krönungsmantel aus Hermelin folgte, wurde der Jüngling noch feierlich auf Brust, Oberarmen und Stirn mit heiligem Öl gesalbt.
Dies symbolisierte
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