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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Vielleicht ermutigte ihn das?
     
    Nach monatelangem Hin und Her und unzähligen Querelen mit dem widerspenstigen Parlament und dem nicht minder erbosten Prinzen de Condé, gelang es dem Kardinal Mazarin, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden.
    Am 3. Februar 1653 kehrte er wieder als Erster Minister nach Paris zurück, beinahe auf den Tag genau zwei Jahre nach seinem unrühmlichen Weggang aus der Stadt. Endlich war es dem schlauen Fuchs gelungen, seine Gegner niederzuringen. Seit dem Augenblick, in dem Kardinal Mazarin die Fäden der Politik erneut in der Hand hielt, zog Anna sich immer mehr von den Staatsgeschäften zurück und widmete sich in erster Linie ihrer Familie.
    »Anna hat genug mit ihren Kindern zu tun«, vermutete Céleste, die es sehr begrüßte, dass die Königin sich mehr Zeit nahm für ihre Söhne, vor allem für den Kleineren, Philippe.
    »Monsieur Philippe ist von mir bis jetzt ein wenig stiefmütterlich behandelt worden«, gestand Anna ihren Hofdamen. »Meine Zuwendung ist meistens dem Älteren zuteil geworden, als dem ›wichtigeren‹ der beiden Knaben. Ich bedauere das und möchte versuchen, es in Zukunft besser zu machen.«
    Céleste sah fortan ihren »Zögling« Ludwig viel weniger, da dieser seine freie Zeit meist in Gesellschaft seiner Mutter und seines Bruders zubrachte. Doch sie war genug damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu ordnen. Denn ihr ehemaliger Geliebter
legte, obgleich verheiratet, eine unerwartete Eifersucht an den Tag, als er erfuhr, dass Céleste ihm keineswegs nachtrauerte und sich schon nach einem »Ersatz« umsah. Ständig stand seine Kutsche vor ihrem Haus, er überwachte sie und ihre Gäste und beleidigte sogar die männlichen Besucher, unter denen er ihren jetzigen Liebhaber vermutete.
    Schließlich wusste Céleste sich keine andere Hilfe mehr, als ihm mit den Ordnungshütern zu drohen, falls er ihr noch einmal vor ihrem Haus auflauere oder ein Spektakel veranstalte. Dies schien zu wirken: Abrupt endete der Spuk.

KAPITEL 78
    ES DAUERTE NICHT allzu lange, bis ein paar Einzelheiten über die unglaubliche Verjüngung der Duchesse Marie de Chevreuse durchgesickert waren. Aber immer noch wusste niemand, an welchem Ort sie die Zeit ihrer sechs Monate langen Abwesenheit verbracht hatte.
    »Sie ist angeblich gar nicht weit weg gewesen von Paris«, behauptete ein Höfling, der neuerdings zu ihren besonderen Bewunderern zählte. »Leider weiß aber niemand, wo genau sich die Verwandlung der Herzogin vollzogen hat.«
    »Ihre Schwester wird wohl im Bilde sein, aber sie hat damals nichts gesagt und verrät auch jetzt nichts«, meinte missmutig ein anderer, der sich wie sein Kollege die Beine im Vorzimmer des königlichen Schlafgemachs in den Bauch stand.
    »Jedenfalls hat sie dort - wo auch immer sie weilte - eine phänomenale Schönheitskur hinter sich gebracht. Es ist ein
wahres Wunder, wie diese Frau, die bereits so alt und verwelkt wirkte, sich verjüngt hat.«
    »Ja, man könnte fast an Hexerei glauben«, mischte sich eine hagere, stark geschminkte Hofdame ein, die stets auf Maries Aussehen neidisch gewesen war. »So etwas kann einfach nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber«, fügte sie mit einem boshaften Funkeln in ihren kleinen Augen hinzu, »der guten Chevreuse ist ja noch nie der Ruf besonderer Frömmigkeit, Kirchengläubigkeit und Gottesfurcht vorausgeeilt.«
     
    »Das dumme Geschwätz wird sich bald legen - am besten ich kümmere mich gar nicht darum«, war Maries Meinung und Céleste pflichtete ihr bei. Sie umarmte ihre Schwester und drückte sie fest an sich. Auch sie vermochte es immer noch nicht recht zu glauben, dass ihr damaliger Vorschlag so ein befriedigendes Ergebnis gezeitigt hatte.
    Sie hoffte jetzt nur, dass Marie die Empfehlungen des spanischen Medicus weiterhin befolgen und sich aller Speisen und Getränke enthalten würde, die ihrer Gesundheit und ihrem guten Aussehen schadeten. Wunderbarerweise hatte sich auch Maries seelische Befindlichkeit verändert.
    Aus der verbitterten, hämischen und humorlosen Frau war wieder die heitere, gutmütige und lebensfrohe Person geworden, die sie immer gewesen war; und auch ihr viel gerühmter Esprit sprühte wie eh und je …
     
    Der kleine Philippe war ein liebesbedürftiges Kind, das sehr an seiner Mutter hing. Anderen Personen gegenüber war der Prinz eher scheu und zurückhaltend, vor allem in Gegenwart von Frauen. Ludwig hingegen zeigte von klein auf eine heftige Vorliebe für alles Weibliche. Wie hatten

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