Im Dienste Der Koenigin
seines Patenonkels avisierte.
»Sire!«
Bereits an der Tür fiel der Kardinal zur traditionellen Begrüßung auf die Knie, aber sofort eilte Ludwig zu ihm und zog den älteren Mann in die Höhe.
»Eminenz, nicht Ihr solltet vor mir das Knie beugen, sondern ich das meine vor Euch. Der Dank dafür, dass mir heute die Krone des Landes zuteil wird, gebührt allein Euch und Eurem treuen Beistand, Kardinal.«
»Sire, Ihr schmeichelt mir gar zu sehr«, gab Mazarin bescheiden zur Antwort. »Die Krone habt Ihr Monsieur Turennes militärisch-strategischem Geschick zu verdanken. Zum
Glück hat sich der Marschall noch rechtzeitig für »die richtige Seite« entschieden. Ferner verdankt Ihr Euer Königtum der bedingungslosen Treue Eurer Garden - und nicht zuletzt der Liebe Eurer Untertanen.
Ohne sie wäre auch meine bescheidene politische Kunst vergeblich gewesen. Fast kommt es mir selbst wie ein Wunder vor, dass wir den heutigen Tag feiern können, Sire.«
»Es scheint in der Tat so zu sein, dass sich allmählich außer Euch noch andere gute Männer auf meine Seite schlagen, Eminenz.« Ludwig lächelte. »Ich denke da vor allem an einen jungen, hoffnungsvollen Ingenieur, der der Fronde noch rechtzeitig den Rücken gekehrt hat und mittlerweile Gehilfe des königlichen Generalkommissars für das französische Befestigungswesen geworden ist. Ich denke, von diesem Burschen namens Vauban werden wir noch Einiges zu hören bekommen.«
Beide Herren hatten sich mittlerweile auf bequemen Stühlen niedergelassen und blickten einander mit Wohlwollen an. Längst hatte der Jüngere von beiden seine kindische Eifersucht begraben.
»Ihr habt natürlich Recht, Monseigneur«, sagte der König nach einer Weile nachdenklich, »es ist erstaunlich, dass es den Spaniern nicht geglückt ist, in Frankreich einzumarschieren und sich bei uns festzusetzen - trotz der Schwächung unserer Truppen durch die Rebellenhaufen der Fronde.«
»Gott war mit Euch und mit uns allen! Wollen wir auch nicht den wichtigen Umstand vergessen, dass im Inneren Frankreichs endlich Ruhe herrscht.« Der Kardinal betonte dies mit Befriedigung. »Die Bauern sind auf ihre Scholle zurückgekehrt und bestellen erneut die Felder. Und die Städter haben sich darauf besonnen, dass sie ihrer Arbeit nachgehen müssen, wenn sie für sich und die Ihren das Notwendige zum Leben verdienen wollen.«
»Ich hoffe zu Gott, Oheim, dass dies von nun an immer so bleiben möge.« Plötzlich verfinsterte sich Ludwigs Blick. »Diese respektlosen Provinzfürsten sollen ja nicht glauben, sie könnten noch einmal eine Verschwörung gegen mich anzetteln.«
Dann erhob der junge Mann seine Stimme.
»Jeder von ihnen möge sich davor hüten, mich erneut zu einem heimatlosen Vagabunden zu degradieren, der sich gezwungen sieht, sich vor seinen eigenen Landsleuten zu verstecken und vor ihnen zu flüchten. Ich würde solchen Übermut gnadenlos und mit allen Mitteln bestrafen.«
Die weichen Lippen des jungen Monarchen waren schmal geworden und in seinen seelenvollen Augen funkelte es gefährlich.
»Genauso entschlossen und unbarmherzig pflegten die Augen Ludwigs XIII. zu glitzern, wenn er wieder einmal einen Verschwörer dem Henker auslieferte«, ging es Mazarin durch den Sinn. Unwillkürlich lief es ihm kalt über den Rücken. Es war totenstill im Raum.
»Ein erfolgreicher König muss die Großen des Landes stets im Zaum halten, Sire«, ergriff der Ältere nach einer Weile das Wort. »Aber statt sie in die Bastille zu sperren oder aufs Schafott zu schicken, ist es klüger, sie um ihr Vermögen zu bringen.
Dann haben diese kleinen Möchtegernherrscher keine Möglichkeit mehr, sich Privatarmeen zuzulegen. Und damit sind sie ungefährlich, Majestät. Sie werden Euch auf Knien danken, wenn Ihr ihnen ein gut dotiertes Hofamt zukommen lasst, und nicht im Traum daran denken, gegen Euch zu rebellieren.«
Ludwig lachte.
»Ihr seid ein Genie, Oheim Jules«, lobte er den Geliebten
und besten Freund seiner Maman und legte dem älteren Mann vertraulich die Hand auf den Arm. »Euer Rat ist brillant, Monseigneur. Ich werde nach und nach meine aristokratischen Untertanen - diese blutgierigen und nimmersatten Raubkatzen - zu zahmen verspielten Hofkätzchen umerziehen.
Sie sollen hochtrabende Titel, wenig einflussreiche Ehrenämter, edlen Schmuck und schöne Pferde von mir geschenkt bekommen. Dazu werde ich sie mit schmeichelhaften Komplimenten geradezu überschütten und sie mit exquisiten Festlichkeiten bei
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