Im Dienste Der Koenigin
Bemühungen um einen dauerhaften Frieden mit Spanien sind endlich zu einem Abschluss gelangt.
Dieser Friedensschluss wird überdies Frankreich nicht unerhebliche Gebietsgewinne bescheren. Aber das Beste, Madame, ist, dass ich zur Besiegelung dieses Freundschaftspakts mit Spanien die Heirat Ludwigs mit seiner Cousine Maria Teresa, der Tochter Eures Bruders, vereinbart habe. Ihr seht, Liebste, Eure mütterliche Besorgnis wegen seiner Beziehung mit meiner Nichte wird in Kürze ihr ganz natürliches Ende finden.«
»Ihr seid einfach genial, mon Cher«, flüsterte Anna, indem sie bewundernd zu dem Mann aufsah, dem sie das Glück ihrer reifen Jahre verdankte. Sie würde heute wieder einmal nach längerer Zeit den Kardinal über Nacht in ihr Boudoir einladen …
Zu Annas sowie des Kardinals Erstaunen und beträchtlichem Missvergnügen erwies der junge König sich jedoch als störrisch und vollkommen uneinsichtig.
»Wie konnte man es wagen, über meinen Kopf hinweg diese Pläne zu schmieden? Ohne mich, die Hauptperson, zu fragen, hat man eine Heirat vereinbart, die ich niemals gutheißen werde. Der Frieden mit Spanien wird stabil sein, wenn
die Verträge in Ordnung sind. Dafür muss ich mich nicht opfern und eine Cousine ehelichen, die ich überhaupt nicht kenne.«
Der Monarch reagierte sehr ungehalten, als ihm sein Patenonkel die »gute Nachricht« überbrachte.
»Das gegenseitige Kennenlernen dürfte kein Problem sein, Sire«, versuchte der Kardinal beruhigend auf den jungen Mann einzuwirken. »Ein unverfängliches Treffen mit der Infantin von Spanien lässt sich ohne größere Schwierigkeiten arrangieren.«
Aber da platzte Ludwig mit der schockierenden Neuigkeit heraus: »Ich werde Demoiselle Maria Mancini zu meiner Gemahlin machen - und keine andere.«
Diese Ankündigung traf Mutter und »Stiefvater«, wie manche am Hof den Kardinal spöttisch bezeichneten, bis ins Mark. Jetzt war höchste Gefahr im Verzuge. Es musste gut überlegt werden, wie man sie abwenden und überdies Ludwig die französisch-spanische Heirat schmackhaft machen konnte.
Jules Mazarin nahm seinen Patensohn ernsthaft ins Gebet und benutzte große Worte wie Vernunft, Verantwortung und Opferbereitschaft. Dazu malte er Ludwig die unausweichlichen Konsequenzen einer Verweigerung aus, die der stolze spanische Monarch natürlich als Affront auslegen würde.
Ludwig aber beharrte - in der Manier aller Verliebten - nach wie vor uneinsichtig auf seinem Standpunkt. Anna redete ihrem Sohn tagelang zu. Sie versuchte es sowohl gütlich als auch mit Strenge und schaffte es immerhin, dem neunzehnjährigen König Tränen zu entlocken.
Aber immer noch ließ er nicht mit sich über eine Ehe mit der spanischen Habsburgerin diskutieren - mochte Anna sie ihm auch in den leuchtendsten Farben schildern. Die Königinmutter
wusste sich keinen Rat mehr, zumal sie innerlich mehr und mehr mit ihren eigenen Zweifeln zu kämpfen hatte - hatte sie doch selbst so lange unter der von den Eltern arrangierten Ehe gelitten. Wollte sie ihren Sohn wirklich in dasselbe Unglück stürzen?
Da hatte schließlich ihre liebe Freundin eine Idee.
Und tatsächlich gelang es ihrer langjährigen Vertrauten, Marie de Chevreuse, den König im Herbst - er war mittlerweile zwanzig Jahre alt - von den Qualitäten seiner Zukünftigen im Besonderen und vom Wesen der Liebe im Allgemeinen zu überzeugen.
»Sire, alle, die Philipps Tochter kennen - und dazu gehöre auch ich, wie Ihr wisst -, können bestätigen, dass Maria Teresa eine angenehme und hübsche Prinzessin ist, die Euch sicher gefallen wird.
Von Gestalt klein und zierlich, im Wesen zurückhaltend und bescheiden, trotz ihres hohen Standes nicht hochmütig und keineswegs anspruchsvoll, wird sie Euch gewiss niemals zum Ärgernis werden, Majestät. Die Frauen aus diesem Herrscherhaus sind im Allgemeinen sehr fruchtbar und sie wird Euch mit Sicherheit Söhne gebären. Denn dies ist ihre eigentliche Aufgabe, die der Infantin durch ihre Erziehung auch wohlbekannt ist.
Die Liebe aber - die wirkliche, die wunderbare und einmalige -, die könnt Ihr doch jederzeit mit der Frau erleben, nach welcher Ihr Euch wirklich sehnt - falls Maria Teresa nicht diejenige sein sollte, die Euer Herz entflammt, Sire.«
Das leuchtete dem Monarchen schließlich ein und er versprach - wenn auch schweren Herzens - sein Einverständnis zu geben, Maria Mancini nach La Rochelle zu Verwandten zu schicken. Ludwig selbst blieb in Paris.
Aber bald zeigte sich,
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