Im Dienste Der Koenigin
königlicher Liebhaber mit ihr heute sehr zufrieden gewesen …
»Könntet Ihr es möglicherweise einrichten, Madame, dass Ihr Neuigkeiten vom französischen Hof erfahrt?«, wollte Philipp unvermittelt wissen. Die Herzogin de Chevreuse war ziemlich irritiert von der abrupten Anfrage, die sie so unvermittelt aus ihren Gedanken riss.
Ein »Nein« als Antwort auf Philipps Ansinnen war leider unmöglich. Aber wie stellte der Monarch sich das vor? Immerhin war sie in Richelieus Augen eine gesuchte »verbrecherische Untertanin« des französischen Königs, die verbotenerweise im feindlichen Ausland untergeschlüpft war. Und wem
in der Heimat war überhaupt zuzumuten, mit ihr in Kontakt zu treten?
Doch Marie fasste sich rasch. »Ich werde meine jüngere Halbschwester anweisen, sich wieder eine Stellung im Louvre zu suchen, Majestät. Inzwischen ist so viel Zeit vergangen, seit Maria de Medici Frankreich verlassen hat, dass kein Hahn mehr nach ihrer ehemaligen Kammerzofe krähen wird. Dann werde ich alles Interessante aus erster Hand erfahren, Sire.«
König Philipp nickte zufrieden und legte seiner Mätresse das wertvolle Halsband um. Das hatte er hören wollen. Es lag dem spanischen Monarchen viel daran, über alles, was sich am Hofe Frankreichs ereignete, genauestens informiert zu sein. Gerade das traurige Schicksal seiner Schwester Anna lag ihm dabei sehr am Herzen.
Aus dem Elsass nach Paris zurückgekehrt, ließ Richelieu das Kloster Val de Grâce durch seine Schergen durchsuchen. Überfallartig nahmen die Männer die fromme Stätte ein. Zu seinem Leidwesen fand man jedoch - nichts.
Dennoch veranlasste der Kardinal jetzt eine ständige Überwachung der Abtei, seiner Bewohner - vor allem der Königin - sowie sämtlicher Besucher des Klosters.
»Er glaubt, irgendwann wird seine Aufmerksamkeit Früchte tragen«, murmelte die Königin verbittert. »Allen Schikanen zum Trotz ist Richelieu allerdings noch immer daran interessiert, dass Ludwig sich regelmäßig mit mir, seiner verabscheuten Gemahlin, um Nachwuchs ›bemüht‹. Ein Umstand, der mich regelrecht krank macht - auch wenn ich als gottesfürchtige Ehefrau dieser unangenehmen Pflicht widerspruchslos nachkomme.«
Die Äbtissin enthielt sich dazu jeglichen Kommentars. Jeder im Kloster erinnerte sich noch der Episode, als der König
zum ersten Male erschien, um seine Gemahlin zu besuchen und den Wunsch äußerte, über Nacht bei ihr zu bleiben. Die Betten in sämtlichen Räumen waren schmale Einzelbetten. Woher in der Eile ein anständiges Ehebett nehmen?
Die Königin war es gewesen, die auf den Gedanken verfiel, doch beim Domprobst in der nächsten Stadt anzufragen, ob er nicht mit einer geeigneten Bettstatt »aushelfen« könne.
Das Gelächter der Leute, das verschämte Kichern der Klosterfrauen sowie die entsprechenden Kommentare des einfachen Volkes hinter vorgehaltener Hand hatten noch Wochen nach dem denkwürdigen Ereignis angedauert. Der Augenblick, als das riesige Prachtbett des Geistlichen, ein wahres Monstrum, durch die Straßen bis in den Klosterhof geschafft worden war, blieb allen unvergesslich.
Inzwischen hatte man ein breiteres Bett für Anna bei einem Schreiner in Auftrag gegeben. Denn der König nahm es weiterhin auf sich - so sehr es ihm auch widerstrebte -, allmonatlich den Ritt zum Kloster zu absolvieren, um - zum Missbehagen der frommen Klosterfrauen, die Seine Majestät nicht allzu gerne als Gast beherbergten - eine Nacht mit Anna zu verbringen.
Erst kürzlich war der Kardinal Ludwigs Vorhaben, eine Scheidung von der habsburgischen Infantin durch einen besonderen Dispens vom katholischen Kirchenoberhaupt zu erlangen, respektvoll aber energisch entgegengetreten.
»Sire, das ist ganz ausgeschlossen! Was würde Europa von Euch denken, wenn Ihr ohne Grund Eure Gemahlin verstießet, Ihr, die Ihr Euch doch die Allerchristlichste Majestät nennt, Sire?«, hielt der Kardinal dem König resolut entgegen, wie es Gewährsleute aus dem Louvre nicht versäumten, der Königin zu berichten.
»Niemand der Gesalbten auf Europas Thronen verstünde
eine solche Vorgehensweise - gilt die Königin doch als schön, tugendsam und liebenswürdig und - wie Eure Leibärzte versichern - durchaus in der Lage, Euch einen Thronfolger zu schenken.«
»Ach? Ist das so?«, fragte Ludwig daraufhin unwillig. »Weshalb hat Anna es dann bisher nur zu Fehlgeburten gebracht? Ich behaupte ja stets, sie hat die Kinder nur verloren, um mich zu kränken.« Der Kardinal
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