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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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gewechselt. »Der Mistkerl! Was hat er denn gewollt?«
    Miyuki verdrehte die Augen. »Er wollte mich wissen lassen, dass ihm bei dem Beben nichts passiert ist. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht nachzufragen, wie es um mich steht.«
    »Meinst du, er will sich wieder mit dir versöhnen?«
    »Davon träumt er vielleicht«, schnaubte sie.
    Karen lachte. »Anscheinend ziehen wir die abscheulichsten Männer an.«
    »Eher völlig rückgratlose.«
    Karen nickte wissend. In Kanada hatte sie selbst eine lange Reihe schlimmer Beziehungen gehabt, von kühl bis missbräuchlich war alles dabei gewesen. Und sie hatte es nicht eilig damit, ihre Bemühungen auf diesem Gebiet fortzusetzen. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb sie die auf vier Jahre befristete Stelle auf Okinawa angenommen hatte. Neue Stadt, neue Zukunft.
    »Was hältst du also von der ganzen Sache?«, fragte Miyuki, geschickt das Thema wechselnd. »Könnte das da unten ein Teil des verschollenen Atlantis deines Urgroßvaters sein?«
    »Du meinst den verschollenen Kontinent Mu?«, fragte Karen langsam. »Das möchte ich bezweifeln. Hunderte anderer megalithischer Ruinen sind über den Pazifik verstreut: die Statuen auf den Osterinseln, die Kanalstadt Nan Madol, die Latte-Steine von Guam, ›The Burden‹ von Tonga. Alles datiert vor der Zeit der überlieferten Geschichte dieser Inseln. Niemand konnte bisher eine Verbindung zwischen ihnen herstellen.« Allmählich erwärmte sie sich an dem rätselhaften Thema.
    »Und du hoffst, dass dir das gelingt?«
    »Wer weiß, welche Antworten hier liegen?«
    Miyuki grinste vielsagend und stand mühsam auf. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden.«
    Mit einem ähnlichen Grinsen erhob sich auch Karen. »Allerdings.«
    Die beiden setzten ihren Aufstieg fort. Sie blieben eng zusammen und halfen einander die hohen Stufen hinauf. Während die Sonne immer höher stieg, erreichten sie innerhalb von zwanzig Minuten die Spitze; Karen, schwer atmend, als Erste.
    Das Plateau bestand aus einer einzigen, ungeheuerlich großen Steinplatte, über die sich ein langer Riss zog, der jedoch eindeutig erst vor Kurzem entstanden war, sehr wahrscheinlich aufgrund der seismischen Aktivität. Karen vermutete, dass die Platte bei der Errichtung der Pyramide unversehrt auf dieses Bauwerk gehoben worden war. Karen drehte sich langsam um die eigene Achse, um Maß zu nehmen. Auf jeder Seite zehn Meter, schätzte sie. Der meterdicke Stein musste mehrere hundert Tonnen wiegen. Wie hatten ihn die alten Baumeister hier heraufgebracht?
    Auch Miyuki drehte sich langsam im Kreis und nahm die Aussicht mit leuchtenden Augen in sich auf. »Einfach erstaunlich.«
    Karen nickte. Sie verspürte zu viel Ehrfurcht, um sich jetzt schon zu äußern, und ging zu dem eingestürzten Tempel in der Mitte des Dachs hinüber. Er war vor Zeiten aus Platten und Basaltklötzen errichtet worden, und sie konnte sich gut vorstellen, wie er ausgesehen haben musste: ein rechteckiges, niedriges Gebäude mit einer Steinplatte als Dach. Sie umkreiste ihn und betrachtete ihn aus allen Winkeln.
    Miyuki folgte ihr auf den Fersen, die Videokamera in der Hand.
    Karen untersuchte den Tempel. Er war schmucklos. Oder jegliche Verzierung war schon längst abgetragen worden. Sie richtete sich auf. »Ich gehe rein.«
    »Was?« Miyuki senkte ihre Kamera. »Was sagst du da?«
    Karen zeigte auf zwei herabgestürzte Wandplatten, die gegeneinandergelehnt dastanden und einen kleinen, leicht abwärts führenden Tunnel bildeten, durch den man kriechen konnte.
    »Hast du sie nicht mehr alle? Du weißt nicht, wie wackelig diese Steine sind!«
    Karen brach ein Stück Koralle ab, die zwischen den beiden Steinplatten Wurzeln geschlagen hatte. Wie lebendiger Zement. »Der Korallenbewuchs hier bedeutet, dass sie sich seit Äonen nicht mehr gerührt haben. Abgesehen davon werfe ich nur einen raschen Blick ins Innere. Wenn es irgendwelche Schnitzereien oder Felszeichnungen gibt, sind sie da drin. Geschützt vor Erosion.« Sie schlüpfte aus ihrer bestickten Jacke und ließ sich auf die Knie fallen. »Das wird ganz schön eng werden.«
    Sie riss sich ihren Gürtel herunter, damit sich die Schnalle nicht verklemmen konnte, und ließ den Rucksack auf die Steine gleiten.
    »Ist diese Minitaschenlampe noch in deiner Tasche?«, fragte sie.
    Miyuki durchwühlte ihren Rucksack und zog eine winzige Taschenlampe hervor, die ein fluoreszierendes purpurrotes Licht warf. Karen nahm sie, schaltete sie ein,

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