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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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saßen mit Gamecontrollern in den Händen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Vor ihnen spielte sich eine Kampfszene ab. Einer von beiden sah aus, als hätte sich der letzte Wachstumsschub nur auf seinen Hals beschränkt. Der andere machte einen etwas kräftigeren Eindruck.
    »Das sind meine Söhne, Danny und Rusty«, sagte Jackson im Vorbeigehen.
    Die Jungen sahen nicht einmal auf, gaben aber ein bestätigendes Grunzen von sich. Damit waren sie so gesprächig wie viele heranwachsende Jungen.
    »Kommen Sie in die Küche.« Jackson ging weiter voraus. »Ich mache gerade das Abendessen.«
    Es roch angenehm, und Zachs Magen knurrte. Die Küche war hübsch, sehr hübsch. Backsteinwände und geschmiedetes Eisen. Sie sah auch aus wie eine Küche, die häufig genutzt wurde.
    »Sie wollen mit mir also über Max Shelden sprechen«, sagte Jackson, während er etwas auf dem Herd umrührte. »Es ist schon lange her. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen im Moment erzählen könnte.«
    »Um ehrlich zu sein, hatten wir das auch schon befürchtet.« Frank deutete auf einen der Küchenstühle. »Darf ich mich setzen? Meine Füße tun so weh, das geht auf keine Kuhhaut.«
    Jackson verkniff sich das Grinsen. »Sicher. Lassen Sie alle fünfe gerade sein. Sehr erfrischend, Ihre Ausdrucksweise.«
    Frank zuckte mit den Schultern. »Ich bin bloß ein einfacher Bulle.« Er zog einen Stuhl heraus und ließ sich schwer darauf fallen. Zach lehnte weiter am Tresen.
    »Können Sie sich überhaupt an Max erinnern?«, fragte Frank.
    »Und ob.« Jackson drehte sich um. »Er war zwei Jahre in meinem Team gewesen, ehe seine Eltern ihn von der Schule nahmen.«
    »Was für ein Kind war er?«, fragte Zach.
    Jackson knetete seine Schultern, als wolle er eine Verspannung lösen. »In welcher Hinsicht?«
    Wieso war er auf einmal so zurückhaltend? »Mr Jackson …«
    »Nennen Sie mich Derrick«, unterbrach er.
    Zach setzte noch einmal an. »Derrick, wir versuchen einen Ausgangspunkt für unsere Ermittlungen über Max’ Tod zu finden. Nichts, was Sie uns sagen, kann ihm jetzt noch schaden. Ich bin sicher, das wissen Sie.«
    Es gab keine Nachrichtenagentur in der Stadt, die Max’ Identifizierung nicht gebracht hatte. Das Bild, das ihnen Veronica Osborne gegeben hatte, war heute in so ziemlich jeder großen Zeitung erschienen.
    Jackson überlegte einen Moment. »Max war ein durchschnittliches Kind. Er war gut im Basketball, gut genug, um ins Team zu kommen, aber das brachte ihm noch keinen Freifahrtschein für eine Universität ein. Er war nicht dumm, aber er war auch kein Genie. Er war einfach ein Kind.«
    »Wenn er so normal war, warum haben ihn seine Eltern dann aus der Schule gerissen und in die Sierra School gebracht?«, setzte Zach nach. Die meisten Eltern schickten ihre Kinder nicht auf Internate, wenn es nicht unbedingt notwendig war.
    Jackson schnaubte. »Haben Sie Max’ Stiefvater getroffen? An ihn erinnere ich mich auch
sehr
gut.«
    »Wir hatten das Vergnügen«, sagte Frank trocken.
    »Nun, er dürfte der erste Anhaltspunkt für Max’ Schulwechsel sein. Er suchte immer nach einem Vorwand, um Max einen Dämpfer zu verpassen. Dieser Mann ist voller Hass.« Jackson lehnte sich gegen den Tresen und verschränkte die Arme. »Ich habe ihn nur ein paar Mal gesehen, aber nicht vergessen.«
    »Sind Sie mit Osborne aneinandergeraten?«, fragte Zach mit gesteigertem Interesse.
    Jackson senkte seinen Kopf. »Ich wünschte, wir wären aneinandergeraten. Vielmehr kam ich unter die Räder. Ich war damals ein noch recht junger Lehrer. Keine Vorlesung an der Uni konnte einen auf einen Mann wie George Osborne vorbereiten. Einmal stürmte er in eine meiner Übungsstunden auf der Suche nach Max. Er war wütend. Max hätte noch etwas im Haushalt erledigen sollen, ehe er zum Unterricht ging. Etwas Banales wie den Müll hinausbringen oder die Treppe fegen. Jedenfalls hatte Max es vergessen. Osborne zog ihn praktisch an den Haaren aus meiner Stunde und beschimpfte ihn dabei unentwegt.«
    Jackson sah zu den beiden Männern hinüber. »Kennen Sie diese Momente im Leben, in denen man schnell reagieren muss, um das Richtige zu tun? Und wenn man zögert, ist der Moment vorbei, und man hat es verbockt?«
    Frank und Zach nickten beide. Zach kannte diese Augenblicke nur zu gut. Seine Tage waren voll davon. Wie eines jeden Polizisten. Manchmal auch seine Nächte. Albträume, in denen er zu langsam war, um jemanden zu retten, oder zu stürmisch und jemanden in Gefahr brachte. Am Ende

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