Im Dunkel der Nacht (German Edition)
Bürgersteig aus, wie er mit seinem großen Buick vom Parkplatz rollte. »Großartig. Was ist, wenn er auf dem Heimweg jemanden überfährt?«
Wie zur Bestätigung ihrer Befürchtung hätte ihn beinahe ein weißer Pick-up gerammt, als Osborne das Stoppschild am Ende der Straße missachtete.
»So schlimm ist das nicht mit seiner Hand«, widersprach Zach.
»Nein, aber er ist sturzbetrunken. Mein Dad verträgt einiges, und wenn er einmal zu Torkeln und Lallen anfängt, dann hat er wirklich viel intus.« Sie drehte sich um, ging zu ihrer Wohnungstür und kramte die Schlüssel aus der Handtasche.
Zach nahm sein Handy zur Hand. »Ich gebe Bescheid und lasse ihn aus dem Verkehr ziehen, ehe jemand Schaden nimmt.«
Veronica gestikulierte. »Was bitte habe ich Ihnen eigentlich getan?«
Zach hielt inne. Wollte sie, dass ihr Vater auf der Straße blieb, oder das Schlimmste verhindern?
»Was glauben Sie, wen man verständigen wird, sobald er aufgehalten wurde?«, fragte sie.
Er hatte diesen Tonfall zu oft von seinen älteren Schwestern gehört, und langsam dämmerte es ihm. Eine Einsicht, die ihm offenbar ins Gesicht geschrieben stand.
»Ganz recht. Seine pflichtbewusste, liebende Tochter, die bereits zwei Kreditkarten ausgereizt hat, um ihn aus dem Gefängnis zu holen.« Sie sperrte die Tür auf und sprang zur Seite, als ihr eine kleine schwarze Katze entgegenrannte. »Verflucht, Shadow!« Sie rief der Katze hinterher und wandte sich dann wieder Zach zu. »Jetzt sehen Sie, was Sie angerichtet haben? Schon mal versucht, eine schwarze Katze mitten in der Nacht zu finden? Das ist fast so einfach, wie einen besoffenen Vater mitten in der Nacht aus dem Gefängnis zu holen.«
Dass ihre Katze auf und davon war, war nun also auch seine Schuld? Lieber Himmel! »Was hätte ich tun sollen? Daneben stehen und mir anhören, wie er Sie beleidigt?«
Sie ging direkt auf ihn zu, bis ihre Nase fast seine Brust berührte. »Glauben Sie wirklich, es wäre das erste Mal gewesen?«
»Nur weil er es regelmäßig tut, ist er noch lange nicht im Recht.« Er konnte nicht fassen, dass er sich tatsächlich dafür verteidigen musste, sie verteidigt zu haben. Wie krank war das eigentlich? Er hatte schon recht, wenn er dieses Mädchen für durchgeknallt hielt.
Sie hielt für einen Moment die Luft an, sah ihn mit verengten Augen an und lehnte sich dann gegen den Türrahmen. »Hören Sie, ich weiß, wie verrückt das wirken muss. Mein Vater ist, Alkoholiker. Er ist unfreundlich, wenn er nüchtern ist, und der Alkohol verbessert diese Eigenschaft nicht gerade. Er ist aber mein Vater. Und im Moment die einzige Familie, die ich habe. Soweit man von richtig oder falsch sprechen kann … wissen Sie genau so gut wie ich, wie wenig diese Maßstäbe auf die Realität zutreffen. Mein Vater ist, wie er ist. Ich kann nichts dagegen machen. Ich kann mich nur so verhalten, wie ich es für richtig halte. Und das bedeutet, dass ich eine anständige Tochter sein will, egal wie beschissen mein Vater ist. Haben Sie das jetzt begriffen?«
Er hatte begriffen. Und sie hatte recht. Anstand und das Richtige hatten keinen guten Stand auf dieser Welt. Ein Grund, warum er hatte Polizist werden wollen, denn so konnte er dazu beitragen, ihnen wenigstens ab und zu den Durchbruch zu ermöglichen.
»Tut mir leid, dass ich mich eingemischt habe. Ich werde jetzt gehen.«
Veronica ließ die Arme sinken. Sie wirkte auf einmal desillusioniert. »Danke. Das dürfte das Beste sein.«
»Soll ich noch Ihre Wohnung kontrollieren, ehe ich gehe? Damit alles in Ordnung ist?« Deshalb war er ja überhaupt mitgekommen.
Sie zögerte, nickte dann aber. »Bitte.«
Es dauerte nicht lange. Alles war noch an seinem angestammten Platz. Die Fenster und Türen alle abgeschlossen. Niemand lauerte hinter dem Duschvorhang, unter dem Bett oder in ihren sehr ordentlichen Abstellkammern. Er ging die Treppe nach unten, wo Veronica Tee kochte.
»Alles bestens.«
»Vielen Dank.«
Es war merkwürdig. Vor einer Minute hatten sie sich noch angeschrien, und nun gingen sie äußerst höflich miteinander um. Zachs Puls war noch beschleunigt von der Auseinandersetzung mit ihrem Vater, und doch machten sie Knigge gerade alle Ehre.
»Dann mache ich mich jetzt auf den Weg.«
Sie nickte. »Informieren Sie mich, wenn jemand auf die Pressekonferenz reagiert?«
Das Letzte, was er wollte, war noch mehr Kontakt zu Frau Durchgeknallt, aber er konnte es ihr schlecht abschlagen, sie über die Entwicklungen zu
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