Im Dunkel der Nacht (German Edition)
informieren. »Ich halte Sie, so gut es geht, auf dem Laufenden.«
»Verstanden. Danke noch mal.« Sie reichte ihm die Hand.
Zach schüttelte sie und verließ die Wohnung, nicht ohne den Eindruck zu gewinnen, dass ein Teil von ihr enttäuscht war.
*
Er stand neben seinem Dienstwagen auf dem Parkplatz und versuchte, die Dinge zu ordnen. Zwischen ihm und Veronica war etwas. Dessen war er sich sicher. An einer Stelle hatte er fast geglaubt, sie würde ihn küssen. Sie waren beide auf den Küchentisch gestützt und ihre Lippen in verführerischer Nähe zu seinen. Er konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht wenden, von den Sommersprossen um ihre Nase und den perfekten Rundungen ihrer Lippen.
Nur ein kleines Stückchen nach vorne gebeugt, und er hätte sie küssen können. Er hätte sich in den Hintern treten können, es nicht getan zu haben. Derartiges Zögern sah ihm gar nicht ähnlich.
Dann, auf der Heimfahrt nach der Pressekonferenz, hatte er den Eindruck, dass sie sich langsam ihm gegenüber öffnete. Er war sich nicht sicher, warum ihm das so viel bedeutet hatte. Zumindest hätte ihr Vertrauen den Zugang zu Informationen, die sie möglicherweise zurückhielt, erleichtert. Er wollte diesen Fall aufklären, seine Erfolgsquote konstant halten.
Aber irgendwo auf halber Strecke gab es da noch etwas anderes. Jetzt wollte er nur noch, dass sie mit diesen warmen braunen Augen zu ihm aufblickte und ihm vertraute. Er wollte ihr das Gefühl vermitteln, dass er auf sie aufpasste. Er wollte ihr begreiflich machen, dass es einen Mann gab, der sie nicht im Stich lassen würde, der für sie da wäre und auf sie aufpassen würde.
Niemand war je für sie da gewesen. Alles, was sie erreicht hatte, war ihr trotz und nicht wegen der Menschen in ihrem Umfeld gelungen. Zach konnte sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlen musste.
Er stieg ins Auto. Frank hatte recht: Es hatte ihn erwischt. Doch wann war das passiert? War es der Moment, als er in ihrer Wohnung neben ihr kniete und ihr die Nachricht überbrachte, dass man ihren Bruder gefunden hatte? Damals hatte er einen Drang in seiner Brust verspürt, das Bedürfnis, sie zu beschützen.
Oder war es das Zusammentreffen im Haus ihres Vaters, als er den Durchsuchungsbefehl vollstreckte? Lag es an diesem Trotz, den sie in Anbetracht des überwältigenden Auftritts der Staatsmacht zeigte? Er liebte mutige Frauen. Das war vermutlich seinen älteren Schwestern geschuldet.
Veronica Osborne war das Paradebeispiel für ein erwachsenes Kind, das sich um den alkoholabhängigen Vater kümmerte. Das wusste sie zweifellos auch. Es steckte zu viel Intelligenz hinter dieser Fassade des Mädchens von nebenan mit den Sommersprossen, als dass sie es nicht gewusst hätte.
Zach lenkte seinen Wagen zur Polizeistation. Mit etwas Glück war die Sonderhotline bereits am Glühen und lieferte Informationen.
10
Die ganze Situation wühlte sie noch immer auf. Veronica erzählte Tina alles, als sie in die Notaufnahme kam.
Tina starrte Veronica von ihrem Stuhl im Schwesternzimmer aus an. »Wie süß.«
»Der große Polizist mit den breiten Schultern hat meinen betrunkenen Vater dazu gebracht, vor ihm auf die Knie zu fallen und um Gnade zu flehen!« Jedes Mal, wenn sie daran dachte, hätte sie schreien können. Sie wusste nur nicht, wen sie anschreien sollte.
Tina lehnte sich zurück. »Er hat ansehnliche Schultern, nicht wahr?« Sie klappte die Patientenakte zu, in der sie Eintragungen vorgenommen hatte, und legte sie zurück ins Regal.
»Mein Vater ist ein alter Mann, dem es nicht gut geht. Es war völlig übertrieben.«
Tinas Handy klingelte, und sie fischte es aus ihrer Tasche. »Hey dich selbst«, sagte sie.
Veronica kannte diesen Tonfall. Tina hatte einen neuen Freund.
»Hier? Sofort? Ein Bolzenschussgerät? Es ist noch in seiner Brust?« Tina atmete schwer und hörte für einen Moment zu. »Oh, du weißt, wie man mit einer Frau umgeht. Ich halte mich bereit.«
»Wer war das?«, fragte Veronica, nachdem Tina aufgelegt hatte.
»Erinnerst du dich an den Sanitäter, der die erstickte Frau eingeliefert hat?« Ihr Lächeln bahnte sich wie ein Sonnenstrahl den Weg über ihr Gesicht.
»Der süße, der aus Truckee hierhergezogen ist?«
Derjenige, der mit Tina gestritten und damit vermutlich ihr Herz für immer erobert hatte?
»Genau der. Er transportiert gerade einen Typen, dessen Freundin mit einem Bolzenschussgerät auf ihn losgegangen ist.« Tina lehnte sich zu Veronica vor und flüsterte.
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