Im Dunkel der Nacht (German Edition)
Kopf. »Nein. Dafür haben wir einen KBP .«
»Einen was?«
»Kommunikationsbeauftragter für die Presse. Derjenige, der die meisten Konferenzen abhält und die Kontakte zu den Medien pflegt.«
Veronica pustete einen Atemzug in Richtung ihres Ponys. Es fühlte sich an, als würden die Strähnen an ihrer Stirn kleben. Auf keinen Fall würde sie ihren Blazer ausziehen, denn was sie über Angstschweiß gesagt hatte, war ihr voller Ernst.
»Können wir gehen?«, fragte er.
Veronica sah sich um. Jeder war wieder an seine Arbeit gegangen. Sie war vom Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in die Unsichtbarkeit gefallen, und das in dreißig Sekunden. Doch unsichtbar zu sein war ihr lieber. »Ja. Das wäre gut.«
»Prima. Ich bringe Sie nach Hause.« Er legte seine Hand auf ihren Arm und führte sie zum Ausgang.
»Das müssen Sie nicht. Sie haben sicher Besseres zu tun.«
Er lächelte sie an, und ihre Knie wurden weich. »Sie haben heute oberste Priorität.«
*
Veronica duftete gut. Es war etwas Weibliches, aber kein Parfüm. Vielleicht war es das Shampoo oder ihr Duschgel – etwas Erfrischendes, Sauberes. Zach öffnete die Tür seines Dienstwagens und wartete einen Augenblick, um ihren Geruch wahrzunehmen, als sie einstieg.
Sie lächelte ihn an, nachdem sie Platz genommen hatte, und schloss die Tür. Sie wirkte fast unglaublich jung und viel zu süß für die Umstände, in denen sie aufgewachsen war. Das Äußere täuschte in ihrem Fall gewaltig, denn sie war nicht halb so verletzbar, wie es den Anschein hatte. Eine Erkenntnis, die den Stich in seinem Herzen allerdings nicht minderte, wenn er in diese großen Augen blickte. Er lächelte zurück und ging zur Fahrerseite. Er ließ sich in den Sitz fallen und setzte das Auto in Gang.
Es war wirklich so gut gelaufen, wie man es sich nur vorstellen konnte. Die Presse musste sich in solchen Situationen beherrschen. Wäre man wie ein Rudel Wölfe über die trauernde Schwester hergefallen, hätte das nur ein schlechtes Licht auf die Reporter geworfen. Ein Licht, das durchaus seine Berechtigung gehabt hätte. Trotzdem war ein Geben und Nehmen unvermeidbar. So lief es oft zwischen der Polizei und den Medien ab. Die Reporter nutzten die Polizei, um an gute Storys zu kommen, und revanchierten sich, indem sie der Polizei Informationen lieferten. Zumindest an guten Tagen.
Und an schlechten? Nun, an einem schlechten Tag trat die Presse die Rechte der Opfer mit Füßen, veruntreute Informationen und beschmutzte das Ansehen der Ermittler. Es war schön, dass der heutige Tag zu den guten gezählt hatte.
»Glauben Sie, es wird etwas bringen?«, fragte sie und starrte in die vor ihnen liegende Dunkelheit.
»Das wird sich zeigen, aber ich denke, die Chancen stehen gut. In jedem Fall schadet es nicht. Manchmal muss man den Leuten und ihrer Erinnerung ein wenig auf die Sprünge helfen. Das Ganze liegt schon lange zurück.« Die Alternative war natürlich, dass niemand Max in der Gegend um Sacramento gesehen hatte, weil er nach seiner Flucht aus der Sierra School gar nicht hierher zurückgekommen war. Mit dieser Wahrscheinlichkeit musste man rechnen, denn sie wurde immer größer.
»Und das wird meinen Dad entlasten, stimmt’s?« Sie sah ihn an.
Er lächelte gequält. »Das kann ich nicht versprechen, Veronica. Die Beweise werden uns da hinführen, wo sie uns hinführen.«
»Aber im Moment deutet nichts in Richtung meines Vaters. Nichts Handfestes. Und vielleicht kommt jetzt etwas ans Licht, was den Verdacht komplett von ihm nimmt?«
»Das wäre möglich.« Oder es führt direkt zu ihm zurück. Darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es so weit war.
Ihr Verlangen, ihren Vater zu schützen, überraschte ihn nicht. Er hatte im Laufe der Zeit mit vielen misshandelten Kindern zu tun gehabt, deren erste Reaktion es grundsätzlich war, jene Menschen zu beschützen, die ihnen Leid zugefügt hatten. Dennoch gab es ihm bisweilen Rätsel auf.
Sie rutschte im Sitz nach hinten und brachte den Gurt wieder in Position. »Also schön.«
*
Sie angelte die Schlüssel aus ihrer Handtasche, bevor er auf den Besucherparkplatz der Wohnanlage einbog. »Danke.« Sie öffnete die Tür und wollte aussteigen, sowie das Auto gehalten hatte.
»Warten Sie einen Moment.« Er war um das Auto herumgelaufen, ehe sie ganz aussteigen konnte. »Ich bringe Sie noch zur Tür.«
»Das ist Curtis Park. Hier ist es sicher.«
»Sie machen Scherze.« Er stand da mit den Händen in den Hosentaschen, die Schultern
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