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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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sagte Zach. »Wenn Sie aber Zeit hätten, wäre das großartig.«
    »Ray kann die frische Luft vertragen«, sagte seine Ehefrau. »Und ich brauche nur eine Sekunde, um mich fertig zu machen.«
    Wie angekündigt fuhr sie Ray bereits wenige Augenblicke später über ein kompliziertes System an Rampen zu seinem umgebauten Auto hinunter.
    »Wenn ich fragen darf«, sagte Frank, als sie sich dem Wagen näherten. »Wie sind Sie im Rollstuhl gelandet?«
    Zach schüttelte den Kopf. Frank stellte den Leuten die unglaublichsten Fragen. Am unglaublichsten dabei war jedoch, dass die wenigsten der Vorstoß in ihr Privatleben störte. Vielleicht lag es daran, dass Franks Interesse aufrichtig war. Er wollte Dinge einfach wissen.
    »Das ist keine sonderlich interessante Geschichte«, sagte Ray, während seine Frau die Autotür öffnete und die Rampe für den Rollstuhl herunterließ. »Ich habe schon überlegt, ob ich mir nicht eine spannende Story ausdenken soll, in der ich von einem gewalttätigen Verdächtigen angeschossen werde, aber im Grunde leide ich nur an dieser verdammten MS . Hat angefangen, als ich dreißig wurde, und ist seitdem immer schlimmer geworden.«
    Er begab sich ins Auto, und Zach und Frank stiegen in ihr eigenes Fahrzeug.
    »Was ist MS ?«, fragte Frank.
    »Multiple Sklerose.« Zach versuchte, ein Grinsen zu verbergen. Frank war der größte Hypochonder. Nicht nur, dass er ständig neue Krankheiten ausbrütete, in den letzten beiden Jahren war er fest davon überzeugt gewesen, dass er an Diabetes und Rinderwahn litt. Zach störte es nicht. Sich Franks Symptome anzuhören war besser, als Geschichten über seine Frauen zu hören.
    »Was glaubst du, mit welchen Symptomen das einhergeht?«, fragte Frank, als sie die lange Einfahrt der Stoffels’ hinabfuhren.
    »Ich habe keine Ahnung. Wirst du nachlesen müssen, wenn wir nach Hause kommen.« Zach konzentrierte sich auf die Straße, sie war bereits sehr viel schmaler geworden. Es gab zwar noch genug Platz für zwei entgegenkommende Fahrzeuge, aber nur noch knapp.
    »Falls wir nach Hause kommen«, sagte Frank, während er aus dem Fenster sah. »Könnte es nicht einfach sein, dass der Rollstuhl nur Betrug ist und uns die beiden in den Wald locken wollen?«
    »Weshalb? Meinst du, Mrs Stoffels will dich im Dickicht missbrauchen, Frank?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin ein attraktiver Typ. Und ich habe da schon von ganz anderen Szenarien gehört. Vielleicht hat sie aber auch ein Auge auf dich geworfen. Oder noch besser, Mr Stoffels hat ein Auge auf dich geworfen.«
    »Dein Gehirn ist ein sehr furchteinflößender Ort, Frank.«
    »Du hast ja keine Ahnung.« Frank klopfte sich gegen die Stirn. »Versuch mal damit zu leben.«
    Mrs Stoffels bog in einen Waldweg ein, den Zach niemals als Straße erkannt hätte. Er konnte nur hoffen, dass sie dort nicht umkehren mussten. Die Stoffels’ fuhren einige Meilen durch den Wald, doch die Strecke fühlte sich wesentlich länger an. Stellenweise konnten sie nur mit 20 Kilometern pro Stunde fahren.
    »Gefällt es dir im Wald, Zach? Denn ich kann ihn nicht leiden«, stellte Frank fest, während sie immer tiefer in das Gehölz gerieten.
    »Ich finde den Wald ganz nett.« Eigentlich machte sich Zach nichts aus Bäumen, und auch vor dem Verirren hatte er wenig Angst. Er wusste fast immer, in welche Richtung er gehen musste. Seine Mutter sagte einmal, er hätte einen eingebauten Kompass, und manchmal konnte er ihn spüren.
    Frank grunzte. Die Stoffels’ bogen auf einen noch schmaleren Pfad ab. Zach entdeckte einen Briefkasten, der am Boden lag. Er nahm an, dass sie nun auf dem Weg zur alten Schule waren. Sie fuhren noch eineinhalb Meilen und kamen schließlich auf eine Lichtung.
    »Puh«, sagte Frank. »Endlich kann ich wieder durchatmen. Ich hatte das Gefühl, die ganzen Bäume würden mir den Sauerstoff stehlen.«
    »Du weißt schon, dass sie, genau genommen, Sauerstoff abgeben, oder?« Zach stieg aus dem Auto und atmete den Duft von Pinien ein. Es roch so anders als im Tal.
    »Ich habe nie behauptet, dass meine Gefühle logisch sind.« Frank stieg ebenfalls aus.
    Mrs Stoffels stieg aus, aber ließ die Rampe nicht herunter. »Das Gelände ist zu uneben für den Rollstuhl.«
    Die Gebäude hatten schon bessere Tage gesehen. Die Fenster waren eingeschlagen, und die Türen hingen schief in kaputten Angeln. Dennoch waren sie beeindruckend. Die meisten hatten massive Steinsockel, die alles überdauern würden. Zach drehte sich langsam

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