Im Dunkel der Nacht (German Edition)
im Kreis, um alles auf sich wirken zu lassen. Die Häusergruppe, die überwucherten Wege und der um sich greifende Wald.
Stoffels deutete auf ein Gebäude, das abseits der anderen stand. »Das war der Verwaltungsbau. Da drüben waren Klassenzimmer und da hinten die Schlafräume.« Er gab zu jedem der Gebäude eine Beschreibung.
»Die ganze Anlage ist unterirdisch mit einem Tunnelsystem verbunden. Beheizt wurde alles über Jahre hinweg mit Dampfheizungen. Kohle schaufeln war eine der Arbeiten, die die Kinder erledigen mussten.«
»Jetzt verstehe ich, warum die meisten nicht weit gekommen sind.« Zach lief bis zum Rand des Grundstücks. Er wünschte, er hätte zumindest gewusst, wonach er suchte, denn dann hätte er vielleicht einen Ausgangspunkt gehabt. Dieser Fall ließ ihn von Anfang an nur im Dunkeln tappen.
»Diese Bauten waren früher wunderschön«, sagte Mrs Stoffels. »Der Großteil wurde während der Weltwirtschaftskrise errichtet. Joiners Vater brachte Hopi-Indianer hierher, um die Häuser zu bauen. Sie waren unglaublich begabte Handwerker. Und während sie arbeiteten, besuchten ihre Kinder kostenlos die Schule. Damals war es noch mehr eine Privatschule und weniger eine Erziehungsanstalt gewesen.«
Zach nickte. Alles sah aus, als wäre es für die Ewigkeit gebaut worden. So etwas sah man nur noch selten.
»Glauben Sie, Sie finden den Weg zurück alleine?«, fragte Mrs Stoffels. »Ray wird unausstehlich, wenn er sich nachmittags nicht aufs Ohr legen kann.«
Zach lächelte. »Wir kommen zurecht. Danke, dass Sie uns hergebracht haben. Sie hatten ganz recht, wir hätten es anhand der Karte nie gefunden.«
»Es gab auch mal Wegweiser, aber die sind schon lange weg.« Mrs Stoffels sah sich um. »So wie vieles hier.«
Als die Stoffels’ die Lichtung verließen und sich auf den Rückweg machten, pfiff Frank die ersten Töne von »Dueling Banjos.«
»Sehr witzig.« Zach drehte sich um und ging auf das Verwaltungsgebäude zu. Die Treppen, die zur Eingangstür führten, knarrten unter seinem Gewicht.
»Pass auf, wo du hintrittst«, rief Frank ihm nach. »Ich sehe mir mal die Klassenzimmer an.«
Zach grummelte zustimmend. Er versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Er lachte. Die Tür brach halb aus den Angeln, aber das Schloss wollte nicht nachgeben. Er überlegte, ob er sie aufbrechen sollte, als Frank rief: »Zach, das solltest du dir mal ansehen.«
Zach stieg die Stufen wieder hinunter und lief in Richtung der Klassenräume.
»Ich bin hier hinten«, rief Frank.
Zach ging um das Gebäude herum und entdeckte Frank, der an einer offenen Grube stand. Der Schmutz an den Rändern war noch frisch. Sie war vor nicht allzu langer Zeit ausgehoben worden.
»Ich glaube, ich weiß jetzt, wo Max Shelden das erste Mal beerdigt wurde«, sagte Frank.
Janice Lam stand mit verschränkten Armen neben Zach und beobachtete die Kriminaltechniker, die ihrer Arbeit nachgingen. »Ich dachte, das größte Problem hier oben wären verzogene Kinder, die ab und an rauchen«, stellte sie fest.
Sie war wirklich genau so, wie Stoffels sie beschrieben hatte, eine zierliche asiatische Frau. Zach tippte auf vietnamesische Wurzeln, aber er konnte sich täuschen. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie kaute einen Kaugummi mit derart brodelnder Wut, dass es Zach beunruhigte.
»Davon scheint es auch genug zu geben.« Die Kriminaltechniker hatten eine Menge an Bierflaschen, Zigarettenkippen und gebrauchten Kondomen gefunden. »Zumindest haben sie geschützten Sex.«
»Sie sind ein unverbesserlicher Optimist, McKnight.« Sie kaute noch stärker.
Zach fing an, sich Sorgen um ihren Kiefer zu machen. »Ich versuche mein Bestes.«
Sie drehte sich zu ihm um und lächelte freundlich. »Nun, Sie haben einen langweiligen Tag aufgelockert, aber ehrlich gesagt mag ich es langweilig. Ich hätte Modesto nicht verlassen, wenn ich es weiterhin aufregend gewollt hätte.«
Modesto war keine Großstadt, die eine Menge spannender Fälle bot, doch sie hatten dort ein massives Problem mit Bandenkriminalität. Also sicher kein Ort, an dem die Polizeiarbeit angenehm war.
»Hier drin«, rief jemand, und Zach und Janice liefen schnell dorthin. Einer der Kriminaltechniker war in einem Nebentrakt des Verwaltungsgebäudes beschäftigt. Die Wände des Raums, in dem er sich befand, waren mit an den Mauern befestigten Metallregalen ausgekleidet.
»Ja?«, fragte Lam. »Was gibt es?«
»Passen Sie auf«, sagte
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