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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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verkauft war. Ebba hatte auf eine Woche getippt, Corinna auf einen Monat. »Wenn es bis dahin nicht weg ist, nimmt es mein Monsieur.«
    Â»Er hat bald keine freie Fläche mehr an seinen Wänden.«
    Â»Dann baut er eben ein neues Haus«, hatte die junge Frau gekichert, und Ebba hatte ebenfalls lachen müssen, obwohl es eigentlich gar nichts zu lachen gab. Inzwischen verlangte die junge Malerin unverschämt viel und wurde wütend, wenn Ebba ihr zu erklären versuchte, dass die Preise für den Moment ausgereizt waren. Geduld war leider nichts, das man einer Dreiundzwanzigjährigen predigen konnte. Ebba nahm sich vor, im Laufe der Woche mit Leblanc und Michael Maurer zu sprechen. Entweder der eine dämpfte die Künstlerin etwas, oder der andere half, das Mädchen berühmt zu machen.
    Flemming betrachtete das Werk eingehend.
    Â»Stolzer Preis«, murmelte er schließlich und trat ein paar Schritte zurück, ohne den Blick abzuwenden.
    Ebba stellte sich neben ihn. Das Motiv war realistisch und doch ein wenig verschwommen. Eine dunkelhaarige Frau in weißem Kleid auf einer Baumschaukel im Garten. Jeder haarfeine Pinselstrich saß absolut perfekt.
    Flemming warf ihr einen Seitenblick zu. »Fuchs? Noch nie gehört.«
    Â»Eine sehr junge Malerin. Großes Talent. Eine Galerie in Straßburg hat soeben angeboten, sie auf die Art Basel mitzunehmen. Ihr Wert wird in naher Zukunft noch steigen.«
    Er hob die Schultern. »Leider nichts für das Büro meiner Schwester. Ich weiß genau, dass dort nur ein Bruno Seidel hinpasst. Ich habe in der Zeitung die Bilder von der Galerieeröffnung gesehen, und seitdem gehen mir die Seidel-Gemälde nicht mehr aus dem Kopf. Aber ich will Sie nicht bedrängen. Kommen Sie, wir stoßen auf Ihren Shootingstar an.«
    Zärtlich, fast andächtig nahm er die Flasche und drehte ihr den Korken aus dem Hals. Der Sekt war kalt genug, um nicht hinauszuschäumen, ein Veuve Clicquot. Ebba musste schmunzeln. Sie trank nicht oft Champagner, aber wenn, dann war das ihre Lieblingsmarke.
    Langsam gingen sie mit den Gläsern in der Hand von Bild zu Bild. Flemming wollte alles genau wissen, die Biografie der Künstler, die Interpretation des Motivs, Einzelheiten zur Maltechnik. Immer detaillierter fragte er nach, und irgendwann musste Ebba ihm sogar den Unterschied zwischen einer Radierung und einer Lithografie erläutern.
    Â»Ich könnte Ihnen stundenlang zuhören«, sagte er schließlich. »Wie wäre es – schenken Sie mir den Rest Ihrer Mittagspause? Ich habe noch tausend Fragen.«
    Ebba stimmte zu. Seit Langem hatte sie nicht mehr mit jemandem so intensiv über Kunst geredet. Es machte Spaß, denn Flemming war ein feinsinniger, interessierter Zuhörer.
    Er hatte tatsächlich auf der Terrasse des Rizzi einen der begehrten Tische direkt am Park reserviert bekommen, in der Sonne, wo es für die Jahreszeit bereits ungewöhnlich warm war.
    Â»Gegrillter Thunfisch mit Sesamkruste? Ganz frisch und innen noch roh – sehr zu empfehlen.«
    Genau das hätte sie sich ausgesucht.
    Â»Zu trinken – lassen Sie mich raten: lieber Mineralwasser, damit Sie am Nachmittag noch einen klaren Kopf haben, richtig?«
    Â»Sehr aufmerksam. Aber nun erzählen Sie von sich. Sie haben im Ausland gelebt, haben Sie gesagt? Das hört sich spannend an.«
    Er sah sie ratlos an. »Ausland? Da haben Sie etwas missverstanden.«
    Sie konnte sich genau erinnern, dass er es erwähnt hatte, als es um Georgs Beerdigung ging.
    Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. »Sie meinen die Zeit damals, als das mit Georg passiert ist! Genau. Da war ich in Urlaub. Neuseeland. Ein beeindruckendes Land. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich es nicht richtig genießen können. Es ist irgendwie traurig, allein durch die Welt zu reisen. Wenn man derart überwältigende Natur erlebt, will man die Eindrücke mit jemandem teilen. Kennen Sie Neuseeland?«
    Ebba tunkte verlegen das knusprige Weißbrot in das Schälchen mit Olivenöl, das der Kellner zwischen sie gestellt hatte, und schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen?
    Â»Kunstmessen sind eigentlich mein Urlaub. Ich brauche kein Faulenzen am fernen Strand«, erwiderte sie schließlich.
    Â»Das geht mir genauso. Ich arbeite auch gern.«
    Â»Was sind Sie von Beruf?«
    Â»Physiotherapeut. Im Moment absolviere ich in Hamburg eine Zusatzausbildung zum

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