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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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ganz erschüttert von unserem Schicksal, und dass euer Vater so unversöhnt in den Tod …«
    Â»Du hast es ihm verraten?«
    Ebba wäre fast der Hörer aus der Hand gefallen. Niemand redete über die Vorkommnisse, niemals. Sie waren weggeschlossen, verboten, tabu. Nichts davon durfte jemals nach außen dringen.
    Â»Ich konnte nicht anders, es hätte mich sonst zerfressen. Außerdem war er nett.«
    Â»Nett!«
    Â»Die schönste Lage, die wir für euren Vater haben finden können, war die große Grabstelle, und da machte der Mann eben den Vorschlag. Ich konnte nicht anders, als zuzustimmen. Ich nahm ja an, dass ich die Nächste sein würde. Wer hätte denn ahnen können …« Der Rest ging in geschluchztem Gemurmel unter. Psalmen wahrscheinlich, der eintönigen Wiederholung nach zu urteilen.
    Ebba hatte ein letztes Mal tief Luft geholt. »Trotzdem, Mama, du durftest nicht ohne unser Wissen bestimmen, dass wir unser Grab mit Vater teilen sollen.«
    Maria, die etwas abseits gesessen hatte, war herbeigesprungen und hatte sie zittrig am Arm gepackt. »Familiengrab? In Baden-Baden?«, flüsterte sie mit Blick auf das Telefon. »Sag ja. Dann Georg hat eine Heimat.«
    Ebba hatte die Hand an den Hörer gehalten.
    Â»Sein Platz ist in Heidelberg, wo du lebst.«
    Maria hatte den Kopf geschüttelt. »Ich werde nach Hause gehen. Ich vermisse meine Familie.«
    Einen wahnwitzigen Augenblick lang schoss Misstrauen in Ebba hoch. War es doch Maria gewesen? Hatte ein Komplize Georg in den Tod gelockt, während sie selbst für das beste Alibi der Welt gesorgt hatte?
    Immer noch bohrte sich jetzt der Ellbogen in ihre Rippen. Ebba seufzte leise und riss sich zusammen. Ihr Blick streifte ihre Schwägerin, die wie ein Häuflein Elend neben ihr auf der Bank der Kapelle kauerte. Niemals im Leben hatte dieses friedfertige Wesen etwas Böses geplant.
    Inzwischen war es amtlich, dass Georg ohne fremdes Zutun an seinem Herzfehler gestorben war, den er von Geburt an gehabt hatte. Es war alles gründlich untersucht worden. Fast zwei Wochen hatte es gedauert, bis die Staatsanwaltschaft seine Leiche freigegeben hatte, deshalb konnten sie ihn erst jetzt, nach Ostern, beerdigen.
    Die polizeilichen Ermittlungen auf der Büroetage hatten nur ergeben, dass er Tage vor seinem Tod nervös gewesen war. Wie es aussah, hatte er sich weit mehr Arbeit aufgehalst, als ein einzelner Mensch bewältigen konnte. Er hätte längst jemanden einstellen müssen, aber er hatte alles allein schaffen wollen. Also war es ihm wohl über den Kopf gewachsen.
    Stress führte schnell zu Selbstüberforderung und dann zu einer übergroßen Erschöpfung. Vielleicht hatte er sich deshalb in die Wahnvorstellung geflüchtet, jemand wolle ihm etwas Böses antun. Dazu kam sein schwaches Herz, das derart angegriffen gewesen war, dass sein Tod für den Rechtsmediziner keine Überraschung war. Trotzdem hatte die Polizei in alle Richtungen ermittelt, sie hatte das Haus auf den Kopf gestellt, aber keinen Hinweis auf fremdes Eindringen gefunden, sie hatte das Büro auseinandergenommen und den Lift, in dem er zu Tode gekommen war, vom TÜV überprüfen lassen. Es gab keine Anhaltspunkte auf Fremdbeteiligung.
    Es würde auf ewig ein Rätsel bleiben, warum er einen Aufzug betrat, vor dem er sich sein Leben lang gefürchtet hatte.
    Schicksal hatte der Hauptkommissar mit dem skeptischen Blick es genannt, obwohl man ihm ansehen konnte, dass er mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Aber es gab nun mal keine anderen Erkenntnisse.
    Â»Thomas. Dort, der Kranz!«, wisperte ihre Mutter. Das Harmonium setzte ein, und der Pfarrer trat in feierlicher silbern- und golddurchwirkter Robe nach vorn und erhob mit großer Geste die Arme.
    Ebba konzentrierte sich auf den dunklen Sarg und den Blumenschmuck. Iris und Narzissen in den Thujengestecken, dazwischen in einem Kranz ein paar rote Rosentupfer. Irgendwie erinnerten die Farben sie an Franz Marcs Bild mit den zwei Katzen, und ihre rein persönliche Abneigung gegen den Künstler verstärkte sich.
    Eine Narzisse hatte sich aus dem Gesteck auf Georgs Sarg gelöst und war zu Boden gefallen, und Ebba musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und sie wieder an Ort und Stelle zu stecken, wie es Georg getan hätte.
    Der Arme. Was hatte er nur für ein erbärmliches Leben gehabt! Wie in einem Hamsterrad war er

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