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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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würde, wenn wieder einmal der Medienpreis in Baden-Baden verliehen und für zwei Tage zahlungskräftiges Publikum in die Stadt geschwemmt wurde. Zahlungskräftiges Publikum! Sie musste innerlich lachen, denn eigentlich passte dieser Zusammenhang nicht zum diesjährigen Preisträger: Dem Veranstalter war es gelungen, den Dalai-Lama zu bewegen, den Preis entgegenzunehmen. Nun, wenigstens würde Roland Koch die Laudatio halten. Das passte dann schon eher zu ihren Hoffnungen auf einen netten Geschäftsabschluss. Der Februar war traditionell kein guter Monat, da war ein kleines Highlight immer willkommen.
    Prüfend musterte sie den hohen Raum. Die Auswahl ihrer Bilder würde auch das verwöhnteste Publikum zufriedenstellen. Sie hatte für die Eröffnung ihres Ladens fast die gesamte Erbschaft von damals investiert und bislang keinen Monat Verlust gehabt, sondern im Gegenteil jeden Gewinn wieder in neue, anspruchsvolle Werke vor allem der klassischen Moderne angelegt. Schon dadurch hob sich ihre Galerie deutlich von ihrer Konkurrenz im Stadtkern ab, die einer großen Kette gehörte und vierzehntägig wechselnde »Misch- Ausstellungen« präsentierte. Da hingen dann kit schige Fließbandarbeiten aus Vietnam neben durchaus wertvollen Chagall-Lithografien. Ihr Geschmack war das nicht.
    Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken. Eine Freiburger Vorwahl leuchtete im Display auf, aber es war nicht die Nummer ihrer Mutter, und schon stellten sich ihr wieder die Härchen auf – nicht nur auf ihren Unterarmen.

Dreizehn
    Â»Wann hatten Sie zuletzt Kontakt zu Frieda Seidel?«
    Ebba holte tief Luft. Die junge, brünette Kriminalbeamtin, die sie wie eine Verbrecherin behandelte, war ungefähr so klein und zierlich wie sie, hatte zwei Grübchen in den Wangen und leicht vorstehende Zähne, was sie wie ein Schulmädchen aussehen ließ. Sie strotzte jedoch vor Selbstbewusstsein und Autorität, als sei sie der Bundesinnenminister höchstpersönlich.
    Patricia Wieland, Kriminalkommissarin, hatte Ebba am Türschild abgelesen, bevor sie in das Büro gestürmt war. Man hatte sie am Telefon lediglich informiert, dass die Polizei die Wohnung der Mutter hatte öffnen lassen, Frieda Seidel bewusstlos aufgefunden und in ein Krankenhaus gebracht hatte. In welches, hatte man ihr nicht mitgeteilt. Sie möge zur Polizeidienststelle kommen, hieß es. KK 1 , das Kommissariat für Tötungsdelikte, zu dem auch Suizidfälle gehörten, die mit der gleichen Sorgfalt behandelt wurden wie Mord und Totschlag.
    Ebba konnte den Erklärungen der Kommissarin kaum folgen, so empört und aufgewühlt war sie. Suizidfälle! Als ob ihre Mutter sich hatte umbringen wollen! Niemals im Leben. Wie kam die Polizei nur darauf?
    Gut, ihre Mutter war beim letzten Treffen bedrückt gewesen, und sie, Ebba, hatte sich Sorgen um sie gemacht. Aber hätte ihre Mutter sie nicht angerufen, wenn sie keinen Ausweg mehr gesehen hätte? Selbstmord war doch eine Sünde – niemals hätte Frieda an sich selbst Hand angelegt. Es musste etwas anderes dahinterstecken.
    Was war überhaupt geschehen? Man hatte sie bewusstlos gefunden. Was bedeutete das? Vielleicht war es nur ein Unfall gewesen. Unglücklich von der Leiter gestürzt, und nun machte sich diese junge Beamtin wichtig.
    Herrje, sie wollte endlich wissen, wie es um ihre Mutter bestellt war! »Stabiler Zustand« – das konnte doch alles bedeuten. Sie wollte zu ihr. Sofort! Stattdessen sollte sie Fragen nach ihrem Alter und ihrem Wohnort beantworten.
    Â»Können wir das nicht später …?«
    Â»Bitte antworten Sie einfach. Ihr letzter Kontakt zu Ihrer Mutter?«
    Ebba schoss es heiß in die Wangen. »Vor Kurzem erst haben wir telefoniert«, stotterte sie wie ertappt. Ȁh, vor vier Wochen ungefähr. Und Weihnachten habe ich sie zusammen mit meiner Schwester Rosie besucht.«
    Die Polizistin blickte sie streng an. »Sie wohnen in Baden-Baden?«
    Wollte die Frau sie fertigmachen? Ihr ein noch schlechteres Gewissen aufdrängen, als sie ohnehin schon hatte? Wann und wie oft sie ihre Mutter besuchte, ging niemanden etwas an. Erst recht nicht, warum die Kontakte so spärlich waren.
    Â»Hören Sie, ich will ins Krankenhaus und nach meiner Mutter sehen. Anstatt mir Kaltherzigkeit vorzuwerfen, weil ich mich vielleicht zu wenig um meine Mutter kümmere, sollten Sie lieber mit Ihrem

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