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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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Samstag, und Rosie war immer noch unauffindbar. Ebba telefonierte mit der Polizei in Schleswig, der keine Unfälle, in die eine Rosie Seidel verwickelt war, bekannt waren, auch die Krankenhäuser hatten keine Patientin mit dem Namen. Inken Sörensen war so nett und fuhr nach Arnis, doch es öffnete niemand, und auch Rosies Auto parkte nirgends. Es konnte also sein, dass sie weggefahren war. Wenn es tatsächlich einen heimlichen Liebhaber gab, war das eigentlich verständlich.
    So versuchte sich Ebba zu beruhigen, trotzdem blieb das ungute Gefühl.
    Andererseits war es auch möglich, dass sie selbst überreagierte. Vielleicht war mit Rosie alles in Ordnung, vielleicht hatte sie tatsächlich an Silvester ausnahmsweise etwas getrunken, und der Anruf war nicht ernst zu nehmen. Vielleicht war sie selbst nur etwas hysterisch und interpretierte alles falsch. Das lag bestimmt an der dunklen Jahreszeit oder an den Erinnerungen an die gemeinsamen Weihnachtsfeste, die ihre Gedanken weiterwandern ließen und ihr schmerzhaft ins Gedächtnis riefen, dass Georg und Frieda tot waren – gestorben unter merkwürdigen Umständen. Ebba legte eine weitere Trainingseinheit im Ju-Jitsu-Club ein, stapfte zwei Stunden lang durch hohen Schnee hinauf auf den Merkurberg, von dem aus sie eine atemberaubende Sicht über die Rheinebene hatte, die sie aber gar nicht richtig wahrnahm. Nichts konnte sie ablenken. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass Rosie in großer Gefahr schwebte.
    Doch am Sonntagabend meldete sich ihre Schwester.
    Â»Inken hat mir einen Zettel an die Tür geklebt: Ich soll dich dringend anrufen. Ist dir etwas zugestoßen?«
    Â»Mir? Du scherzt! Du verdammtes Miststück versetzt mich in Angst und Schrecken, meldest dich tagelang nicht und fragst mich, ob mir etwas passiert ist?«
    Â»Ach, Ebba, das wollte ich nicht. Beruhige dich. Ich habe dich nicht ärgern wollen, glaub mir. Du weißt doch, dass mein Telefon seit Weihnachten gestört ist. Ich kann offenbar anrufen, aber ich höre nicht, wenn es klingelt. Die Telekom kommt nächste Woche und repariert das. Die haben gesagt, ich soll mir ein Handy zulegen.«
    Â»Ich schenk dir eins.«
    Â»Eigentlich kannst du mich immer erreichen, entweder im ›Eulennest‹ oder zu Hause. Wozu brauchte ich da …«
    Â»Rosie! Du warst tagelang untergetaucht. Ich habe sämtliche Krankenhäuser in der Umgebung abtelefoniert …«
    Â»Ach, herrje, das tut mir so leid. Ebba, ich verspreche dir …«
    Â»Sag mir lieber, wo du warst. Und mit wem. Du siehst ja, wohin diese Geheimniskrämerei führt.«
    Â»Ich … Das wollte ich nicht. Wirklich. Das kommt nie wie der vor. Ich verspreche es dir. Ich hätte mir ja denken können, dass du mir ein gutes neues Jahr wünschen wolltest und dir dann Gedanken gemacht hast, weil du mich nicht erreichst. Warum hast du nicht die Störungsstelle angerufen?«
    Â»Verdreh doch nicht alles. Du hast mich angerufen, Rosie. Und du hast dich entsetzlich angehört. Das war kein Fall für die Telekom, sondern für die Polizei. Ich hab den Notruf betätigt.«
    Â»Um Gottes willen. Wovon redest du?«
    Â»Hast du vergessen, dass du mich mitten in der Nacht angerufen hast, weil du solche Angst hattest?«
    Schweigen.
    Â»Rosie? Bist du noch da?«
    Â»J-ja. A-alles in O-ordnung.«
    Â»Nein, ist es nicht. Hör zu. Ich komme nächstes Wochenende, keine Widerrede. Ich muss dich sehen. Ich will mich mit eigenen Augen davon überzeugen, wie es um dich steht. Oder du sagst mir jetzt, was dieser Anruf zu bedeuten hatte.«
    Unterdrücktes Schniefen war zu hören, dann ein leises Rascheln. »I-ich habe keine Ahnung, w-wovon du sprichst. I-ich habe dich nicht angerufen. Das bildest du dir ein. Das war ich nicht.«
    Â»Nimmst du Drogen oder was?«
    Â»A-alles in O-ordnung, Ebba. Mach dir keine Sorgen. Im Frühjahr ist alles überstanden. Es … Es ist gerade sehr schwierig, aber es geht mir gut. Glaub mir das. Bitte komm nicht. Ich brauche etwas Zeit.«
    Â»Samstagabend bin ich bei dir. Das diskutiere ich nicht mit dir.«
    Â»E-ebba!« Rosie schluchzte. »Bitte tu mir das nicht an. Das geht nicht. Bitte! Ich werde dir alles erklären. Aber nicht jetzt. Nicht nächstes Wochenende.«
    Â»Aber …« Ebba trat mit dem Telefon ans Fenster und starrte hinaus auf die schneebedeckten Dächer der Stadt. Bei ihrer

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