Im Dunkel der Waelder
möchten. Wollen Sie etwas anderes?«
Zeigefinger.
»Haben Sie Durst?«
Kein Zeigefinger.
»Hunger?«
Kein Zeigefinger.
»Müssen Sie mal?«
Kein Zeigefinger.
»Wollten Sie Hélène sehen?«
Kein Zeigefinger. Ich spüre, daß Yvette ungeduldig wird.
»Jemand anderen?«
Zeigefinger.
»Virginie?«
Kein Zeigefinger.
»Hat es etwas mit dem gestrigen Vorfall zu tun?«
Zeigefinger.
»Also die Polizei?«
Zeigefinger. Wunderbare Yvette. Sobald ich wieder gesund bin, werde ich dein Gehalt erhöhen, werde ich dir alles vererben, werde ich …
»Wollen Sie, daß ich diesen Wichtigtuer von Kommissar anrufe?«
Zeigefinger.
»Nun gut, wenn ich Ihnen damit eine Freude mache.«
Sie geht zum Telefon. Gut. Alles wird gut. Ich habe die Situation im Griff.
»Der Kommissar ist in Paris und wird vor Montag nicht zurückkommen? Oh, ich habe ganz vergessen, daß ich das Kaninchen auf dem Herd stehen habe!«
Sie hastet in die Küche. Bleibt nur zu hoffen, daß Yssart nicht zu spät kommt beziehungsweise daß Virginie mir keinen Unsinn erzählt hat.
Es klingelt. Ich werde ein Dienstmädchen einstellen, deren einzige Aufgabe es sein wird, die Haustür zu öffnen und zu melden, wer gekommen ist.
Diesmal ist es Claude Mondini. Sie küßt mich beiläufig auf beide Wangen, sie duftet nach Parfüm.
»Meine arme Elise! Glücklicherweise ist alles noch mal gutgegangen! Ich habe ja immer gesagt, daß der Wald gefährlich ist. Ich habe den Kindern verboten, dort zu spielen. Ich soll Sie auch von Jean-Mi ganz herzlich grüßen. Hmm, wie das hier duftet! Was kochen Sie denn Schönes, Yvette?«
»Kaninchen in Senfsauce.«
»Es riecht einfach köstlich! Nun, meine arme Elise, geht es Ihnen gut?«
Zeigefinger.
»Ich kann nicht lange bleiben, ich muß noch einiges für den Kanuausflug mit den Kindern aus La Tourbière am Sonntag organisieren. Ich weiß, Elise, daß Sie kein leichtes Leben haben, aber wenn Sie diese armen Kinder sehen könnten … sie stammen aus Verhältnissen, die alles andere als geordnet sind … Nun gut, ich muß wieder los … Yvette, wenn Sie irgend etwas brauchen sollten, rufen Sie uns einfach kurz an, nicht wahr?«
»Ja, und nochmals vielen Dank.«
»Auf Wiedersehen, Elise, bis bald!«
Nachdem sie gegangen ist, hinterläßt ihr Parfüm einen Hauch von Frühling im Raum. Ich bin etwas verwirrt: Ist sie drei oder vier Minuten geblieben? Doch ich bin trotzdem erleichtert, denn insgeheim hatte ich befürchtet, daß sie Yvette davon überzeugt, mich am Sonntag mit in die Messe zu nehmen, damit ich trotz der schlimmen Geschehnisse die Religion nicht vergesse.
Sonntagmorgens lagen Benoît und ich normalerweise gemütlich bis elf Uhr im Bett und quatschten …
Benoît, du fehlst mir.
Fünf Tage Ruhe. Es ist wunderbar. Niemand will mich piesacken, mir weh tun oder mich umbringen. Zwei Stunden Balzac täglich, wunderschönes Wetter, leckere Erdbeeren und Raybaud, der mich lobt. Es scheint so, daß man, seit ich den Zeigefinger bewege, spüren kann, wie meine linke Hand zittert. Oh, mein Gott, wenn es doch nur wahr wäre! Wenn ich sie doch nur wieder bewegen könnte, würde ich lernen, mit links zu schreiben, ich könnte auf Wiedersehen und guten Tag sagen, ich könnte viele Zeichen machen; das V für victory, den Daumen nach unten halten, um anzuzeigen, daß ich unzufrieden bin, den Daumen nach oben halten, wenn ich mit etwas einverstanden bin, den Stinkefinger zeigen, das Zeichen, wenn man Pech hatte, die Finger kreuzen, um Unglück abzuwenden, eben alles, was man mit einer Hand machen kann! Ich übe wie verrückt. Ich werde es schaffen, diese blöde Hand zu bewegen und nicht nur das, ich werde Stück für Stück die Kontrolle über meinen Körper zurückgewinnen, das schwöre ich, bis ich schließlich aufstehen und diesen verdammten Kassettenrecorder ausmachen kann!
Gott hat mein Flehen erhört, denn es tritt Stille ein. Ach ja, es ist 13 Uhr, Yvette will die Nachrichten hören. Blablabla Außenpolitik … Bekämpfung des Terrorismus … Streik der Bauern … Der Premierminister … Kriege hier und Kriege da … Hochwasser im Südosten, das Ende der Trockenperiode, eine Spur im Mordfall des kleinen Michael Massenet, die Polizei sucht einen Zeugen … Was!?
»Haben Sie das gehört, Elise?« ruft Yvette ganz aufgeregt.
Zeigefinger.
»Ich muß sofort Hélène anrufen. Vielleicht weiß sie etwas.«
Ich lausche angestrengt, aber ich kann nichts verstehen. Die Wettervorhersage: Das sonnige Wetter ist nicht
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