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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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zu:
    »Sie haben anscheinend einen Toten gefunden.«
    »Drüben auf dem Parkplatz.«
    »Eine Frau hat ihn entdeckt.«
    »Es ist ein Kind.«
    »Entschuldigen Sie, Monsieur, können Sie mir sagen, was passiert ist«, erkundigt sich Yvette aufgeregt.
    »Man hat die Leiche eines Kindes auf dem Parkplatz gefunden.«
    »O mein Gott! Wissen Sie … weiß man, wer es ist?«
    »Nein, ich glaub nicht.«
    Ein gellender Schrei ertönt. Alle verstummen. Die Stimme eines entsetzten Jugendlichen:
    »Mathieu! Nein! Mathieu! Nein, verfluchter Mist!«
    Ich höre ein leises Schniefen. Virginie weint.
    »Ach, wein nicht, mein Liebling! O mein Gott, es ist so schrecklich! Oh, Elise, haben Sie das gehört?«
    Zeigefinger. Ich habe es so gut verstanden, daß ich das Gefühl habe, mich gleich übergeben zu müssen. Das kann doch nicht wahr sein, das ist bestimmt ein Traum, eine Halluzination. Mathieu kann nicht tot sein.
    »Die Polizei nimmt Mathieus Bruder mit«, meint Yvette zu mir. »Der arme Junge, der arme Junge …«
    Eine aufgebrachte Männerstimme brüllt:
    »Los, gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen! Machen Sie Platz!«
    Dem Geräuschpegel und den vielen Menschen nach zu schließen könnte man meinen, man sei auf einem Volksfest. Ich stelle mir einen kleinen, leblosen Körper vor, der auf einer Bahre liegt, einen kleinen, massakrierten Körper … Virginie weint noch immer leise vor sich hin.
    »Wir müssen sagen, was wir wissen«, beschließt Yvette.
    Wir setzen uns in Bewegung. Unterwegs rempeln wir Leute an, Yvette entschuldigt sich fortlaufend, Virginie schluchzt. Yvette bahnt sich mit dem Rollstuhl unnachgiebig ihren Weg durch die Menge. Sie zieht die weinende Virginie hinter sich her und läßt sich auch durch Beschimpfungen und spöttische Bemerkungen nicht aufhalten.
    »Hallo, Sie, Herr Polizist!«
    »Ja? Ich bin beschäftigt.«
    »Die Kleine hat kurz vorher noch mit ihm gespielt.«
    »Wen meinen Sie?«
    »Nun ja, das … ähm, das Opfer.«
    »Woher wissen Sie, wer das Opfer ist?«
    »Das habe ich doch schon gesagt, wir kannten ihn. Er heißt Mathieu. Sein großer Bruder sitzt da vorne im Polizeiwagen.«
    »Kommen Sie mit. Herrschaften, machen Sie Platz, lassen Sie die Dame passieren. Nein, Monsieur, nein, das geht sehr wohl, treten Sie sofort zurück …«
    Wir kommen durch.
    »Diese Dame sagt, daß die Kleine und das Opfer kurz zuvor noch zusammen gespielt haben.«
    Eine junge, männliche Stimme:
    »Ah so? Warten Sie, kommen Sie hier entlang. Also, meine Kleine, wie heißt du denn?«
    »Vir … gi … nie.«
    »Und warum weinst du?«
    Sie stammelt:
    »Mama …«
    »Ich glaube, das ist der Schock«, schaltet sich Yvette ein.
    »Du hast also noch vor kurzem mit Mathieu gespielt?«
    »Sie sind zusammen Bonbons kaufen gegangen, und sie ist allein zurückgekommen. Und weder sein Bruder noch wir hatten ihn seitdem gesehen«, antwortet Yvette an Virginies Stelle.
    »Ihr habt also Bonbons gekauft?«
    »Ja …«, schluchzt Virginie.
    »Und Mathieu, wo ist er danach hingegangen? Hat er mit jemandem gesprochen?«
    »Ich weiß nicht. Er hat gesagt, daß er zu seinem großen Bruder geht.«
    »Du hast nicht gesehen, ob er mit jemandem gesprochen hat? Ich meine, mit einem Erwachsenen?«
    »Nein.«
    Kleine, elende Lügnerin. Du hast den Mörder gesehen, du hast mir gesagt, daß du ihn gesehen hast, aber du sagst nichts. Warum, warum?!
    »Gut, hör mal … Wenn dir noch etwas einfällt, sagst du es deiner Oma.«
    »Das ist nicht meine Oma, das ist Elises Dienstmädchen.«
    »Ich bin Mademoiselle Andriolis Gesellschafterin«, korrigiert Yvette gekränkt.
    »Mademoiselle Andrioli, das sind wohl Sie?« fragt mich der Inspektor.
    »Sie kann Ihnen nicht antworten, sie hatte einen sehr schweren Unfall.«
    »Aha. Entschuldigen Sie. Gut. Ich muß Ihre Personalien aufnehmen.«
    »Yvette Holzinski, Chemin des Carmes 2 in Boissy. Mademoiselle Elise Andrioli, gleiche Adresse. Die Kleine heißt Virginie Fansten, Avenue Charles-de-Gaulle 14, Stadtteil Les Merisiers.«
    »O.k. Hier haben Sie meine Karte. Ich bin Inspektor Gassin. Florent Gassin. Sie müssen vorbeikommen, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können.«
    »Wir kennen bereits Kommissar Yssart.«
    »Ach? Der ist in Paris. Entschuldigen Sie, ich muß gehen. Also, hast du verstanden, Virginie? Wenn dir noch etwas einfällt, rufst du mich an. Es ist sehr wichtig …«
    Virginie zieht wortlos die Nase hoch. Inspektor Gassin verabschiedet sich. Yvette macht sich wieder mit mir

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