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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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recht. Arme Kleine, ich würde sie gern in die Arme schließen und … und vor allem bin ich unglaublich erleichtert. Gut, es ist gemein, sich erleichtert zu fühlen, weil Virginie krank ist, aber, ehrlich gesagt, ist mir das lieber als die Anwesenheit eines Mörders in meinem Wohnzimmer. Plötzlich fühle ich mich schlapp: Das ist die Reaktion auf die Anspannung.
    »Er sagt, wenn er gewußt hätte, wie das ist, hätte er sich nicht totmachen lassen.«
    Diese kleine, ruhige Stimme. Ich frage mich, wie sie ihren Bruder sieht. Wie die Zombies in den Filmen? Ein unangenehmes Bild, das ich besser nicht heraufbeschworen hätte, denn ich habe genügend Horrorfilme gesehen, so daß auch ich es mir gut vorstellen kann: Halb verwest steht er neben meinem Rollstuhl, und sein Lächeln ist so breit und starr, als habe man ihm die Mundwinkel an den Ohren festgenäht …
    »Virginie! Mach die Musik leiser! Da wird man ja ganz taub. Es hat etwas länger gedauert, aber es war sehr voll.«
    Ah! Wenn ich springen könnte, würde ich jetzt an der Decke kleben. Yvette! Wie immer, mein rettender Engel! Ich höre ihre Schritte auf dem Parkett.
    »Ich habe dir doch verboten, die Tür zu öffnen!«
    Warum sagt sie das? Es hat doch niemand die Tür geöffnet.
    »Virginie, leg das Buch weg und antworte mir«, fährt Yvette fort. »Warum hast du die Tür aufgemacht?«
    »Ich hatte Bilou im Garten vergessen.«
    Bilou ist ihre Puppe. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, sie hinausgehen gehört zu haben. Sie hat mich nur allein gelassen, um Pipi zu machen. Ist sie bei dieser Gelegenheit in den Garten gegangen? Hat sie jemanden hereingelassen? Nein, Geister kommen nicht durch die Tür. Außer, es wäre kein Geist gewesen. Was für ein Unsinn! Ich verliere langsam den Verstand. Außer, sie hätte einem Wesen aus Fleisch und Blut die Tür geöffnet … He, he, he! Gefahr im Verzug! Elise Andrioli steht vor einem Nervenzusammenbruch! Hallo, hallo, Doktor Raybaud, Ihre Patientin muß sofort in ein ruhiges Sanatorium, vor allen Dingen weit entfernt von Boissy-les-Colombes!
    »So, komm deinen Kuchen essen! Elise, Ihnen mache ich einen Kräutertee.«
    Virginie erhebt sich und folgt Yvette brav in die Küche. Doch ehe sie geht, flüstert sie mir zu:
    »Ich mußte ihm aufmachen. Er kann noch nicht durch Wände gehen, das ist sehr schwer, weißt du …«
    Natürlich, er kann noch nicht durch Wände gehen … Sie trippelt davon. Und ich sitze da, habe das Gefühl, daß ein Wirbelsturm durch mein Gehirn braust und versuche, mir einen Reim auf die ganze Sache zu machen.
    Der Kräutertee ist zu heiß, widerwärtig, Lindenblüten oder so was Ähnliches, ich mag keinen Kräutertee, ich will einen gut eingeschenkten Calvados, der einem im Magen brennt. Doch ich schlucke brav meinen Kräutertee. Virginie malt irgend etwas aus, ich höre, wie der Stift über das Papier kratzt.
    »Was malst du da, Liebling? Eine Vogelscheuche?«
    Yvette scheint um Verständnis bemüht, doch ihre Stimme klingt verwundert.
    »Nein, das ist ein kleiner Junge!«
    »Dein kleiner Junge ist aber eigenartig. Ganz steif, mit ausgebreiteten Armen und grün …«
    »So ist er eben!«
    »Nun ärger dich doch nicht! Ich sage das deinetwegen, mir ist es schließlich egal … Noch etwas Kräutertee?«
    Kein Zeigefinger.
    »Dann eben nicht. Virginie, hilfst du mir beim Abspülen?«
    »Ja gut.«
    Zu gerne würde ich die Zeichnung sehen: Ein kleiner, grüner Junge, der ganz steif ist? Ich habe die unangenehme Befürchtung, daß Virginie in eine andere Welt abgetaucht ist. Na ja, nach dem Tod ihres Bruders und den neuesten Ereignissen … Und Yssart unternimmt nichts!
    Es klingelt an der Tür.
    Es ist der junge Inspektor, Florent Gassin. Er riecht nach Leder, Tabak und Rasierwasser. Ich stelle ihn mir in einer Fliegerjacke und ausgewaschenen Jeans vor.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Inspektor Yssart hat mich gebeten vorbeizuschauen. Er hat noch einige Fragen zu dem genauen Hergang des Angriffs, der auf Sie verübt wurde.«
    Zeigefinger. Er fühlt sich wahrscheinlich unwohl und tritt von einem Fuß auf den anderen. Das Parkett knarrt.
    »Wußte irgend jemand, daß Sie durch den Wald kommen würden?«
    Kein Zeigefinger. Warum fragt er mich das? Hat er Stéphane schon dieselben Fragen gestellt?
    »Ist das der Weg, den Sie normalerweise gehen?«
    Du willst sagen, der Weg, den diejenigen gehen, die meinen Rollstuhl schieben, mein Hübscher? Ja, im allgemeinen. Also,

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