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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Hindernisse, die bleiben, wären Virginie und … und ich. Warum zum Teufel hat er Virginie verschont? Wie kann er sicher sein, daß sie ihn nicht verraten wird? Ich komme zu meiner Anfangsthese zurück: Weil Virginie ihn kennt und liebt. Und er liebt sie auch! Genau, er liebt sie, und darum tut er ihr nichts an! Wenn ich diesen Gedankengang weiter verfolge, nun dann … dann komme ich zu der Schlußfolgerung, daß die Person, die Virginie nach ihrer Mutter am meisten liebt …
    Paul?
    Paul als Sophies Liebhaber? Paul als Kindermörder? Paul ist Stéphanes Freund und weiß über all seine Fahrten Bescheid … Paul ist so launisch … Paul hat einen weißen Kombi …
    Wäre das möglich?
    »Inzwischen frage ich mich, ob ich es nicht der Polizei sagen, ich meine, ob ich ihnen nicht von dem Telefongespräch erzählen sollte«, fährt Hélène fort. »Meinen Sie, ich sollte es tun?«
    Zeigefinger. Ja, das solltest du, und zwar schleunigst.
    »Einmal habe ich Paul erzählt, daß ich glaube, daß Sophie einen Liebhaber hat. Er ist wütend geworden und hat mich beschuldigt, aller Welt nachzuspionieren, er hat mir vorgeworfen, mich in eine zänkische Xanthippe zu verwandeln. Eine Xanthippe. Ja, ich glaube, er hat recht. Ich habe das Gefühl, ständig mit unterdrückter Wut zu kämpfen. Mit Unzufriedenheit. Mit Haß. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Raybaud hat mir ein Beruhigungsmittel verschrieben. Anfangs hat das ganz gut geholfen. Aber jetzt muß ich die Dosis immer mehr erhöhen, sonst kann ich nicht mehr schlafen. Und wenn ich schlafe, bin ich morgens völlig benommen. Und Virginie … Virginie ist eine solche Last. Manchmal würde ich gern mit einem Schlag mein Leben ändern, hopp, wie durch einen Zauber weit weg und ganz woanders sein, ganz allein.«
    Genau das ist mir geschehen. Ich bin weit weg, ganz woanders und allein, so allein, wie du es dir nicht einmal vorstellen kannst, Hélène. Und ich schwöre dir, daß diese Lage nicht beneidenswert ist. Ich würde am liebsten mit deinem Leben tauschen – obwohl du ein Kind verloren hast und dein Mann dich betrügt –, als so zu sein, wie ich bin: meines Körpers und meiner Sinne beraubt.
    »So, ich werde mich etwas um den Haushalt kümmern, ich habe einen riesigen Berg Bügelwäsche.«
    Ein tiefer Seufzer, dann schiebt sie mich ins Wohnzimmer. Das Geräusch des Staubsaugers. Im Fernsehen läuft eine wissenschaftliche Sendung über das Meer. Gewissenhaft lausche ich – der Sprecher erzählt von der Migration der Quallen – und ich denke dabei an Paul, an Steph, an die ermordeten Kinder … an die Verstümmelungen, die ihre Körper erlitten haben. Welchen Sinn können diese grauenvollen Verletzungen haben? Abgeschnittene Hände, ausgerissene Haare, Augen und Herzen, wozu? Damit ihre Augen nicht mehr sehen, ihre Hände nicht mehr greifen, die schlagenden Herzen und die weichen Haare den Mörder nicht mehr locken können?
    Hélène hat den Staubsauger ausgeschaltet, man hört jetzt die Stimme des Sprechers deutlicher: »… dieser Bericht. Die Polizei hat die Leiche von Stéphane Migoin gefunden. Er wurde als wichtiger Zeuge im Zusammenhang mit den Mordfällen von Boissy-les-Colombes gesucht. Stéphane Migoin soll seinem Leben auf dem Rastplatz von Hêtrai an der Autobahn A 12 selbst ein Ende gesetzt haben. Auf dem Beifahrersitz hat man einen Abschiedsbrief gefunden, der das Motiv für diese Verzweiflungstat erhellen könnte. Zahlreiche Indizien belasten den Toten. «
    »Was hat er gesagt? Stéphane?«
    Hélène kommt angelaufen und stellt den Ton lauter, doch es ist zu spät, die Werbung hat bereits begonnen.
    »Habe ich richtig gehört? Stéphane ist tot?«
    Zeigefinger.
    »Hat er sich umgebracht?«
    Zeigefinger. Wie ich es vorhergesagt habe. Ein Abschiedsbrief neben der Leiche. Armer Stéphane. Er sprach von ›grauenvollen Machenschaften^ Er hatte recht …
    »Das würde bedeuten … daß er sie umgebracht hat …! Oh … Ich muß Paul anrufen …«
    Genau. Aber meiner Meinung nach ist er schon auf dem laufenden. Denn meine Theorie scheint sich zu bestätigen. Und wenn sie richtig ist, dann ist dein Mann der Mörder von Stéphane und Renaud! Aber wie könnte ein Mann sein eigenes Kind töten? Na ja, wenn man an das Ehepaar denkt, das gerade in England verhaftet worden ist, weil es unter Verdacht steht, die eigene Tochter getötet zu haben, aber trotzdem … Paul … Aber irgend jemand muß es ja getan haben. Keiner scheint der Schuldige zu sein, dennoch muß

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