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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Wohnzimmer und pack deine Schultasche!«
    »Aber die ist schon fertig, Papa …«
    »Gut, wir gehen.«
    »Paul! Wir müssen reden!«
    »Nicht jetzt.«
    »Wann denn? Sag mir, wann?«
    »Entschuldige, Hélène, ich bin spät dran! Virg’! Dein Pullover!«
    »Siehst du nicht, daß ich am Ende bin? Paul! Paul!«
    Die Tür fällt ins Schloß.
    Ich mache mich ganz klein in meinem Bett. Wütendes Hantieren in der Küche, etwas fällt herunter. Ein Glas? Die Schranktüren knallen, der Besen schlägt gegen die Möbelstücke. Dann herrscht Schweigen. Ich nehme an, sie weint. Ich höre unzusammenhängende Wort. »Mein kleiner Junge … Warum haben sie ihn mir genommen …? verstehen nichts …« Langes Schweigen. Schritte im Gang, die sich meinem Zimmer nähern.
    »Guten Morgen, Elise, gut geschlafen?«
    Ihre Stimme ist klar und schneidend. Ohne eine Antwort abzuwarten, schiebt sie mir die Bettschüssel unter. Dann setzt sich mich in den Rollstuhl und fährt mich schweigend ins Badezimmer. Sie wäscht mir Gesicht, Hals und Oberkörper und zieht mir ein T-Shirt an.
    »So, dann wollen wir mal frühstücken.«
    Die Küche. Etwas knirscht unter meinen Rädern. Es riecht nach Kaffee und Verbranntem. Sie führt eine Tasse an meine Lippen, aber so ruckartig, daß der kochendheiße Kaffee mir über das Kinn rinnt.
    »Oh, entschuldigen Sie, ich bin heute morgen ein wenig nervös …«
    Ich weiß, ich weiß, aber kochender Kaffee, das tut weh. Mein Kinn wird heftig abgerieben, das ist noch schmerzvoller als die Verbrennung. Ich hoffe, sie stößt mir gleich nicht noch den Löffel ins Auge.
    Nein. Ich kaue gewissenhaft den widerwärtigen Brei aus vitaminreichen Getreideflocken. Ein Schluck Kaffee, diesmal ohne etwas zu verschütten.
    »Ich habe mich mit Paul gestritten …«
    Das ist das mindeste, was man dazu sagen kann … Wieder ein Löffel gekochte Getreideflocken. Wenn ich an all die armen Kinder denke, die man zwingt, jeden Morgen so etwas zu essen …
    »Paul glaubt, daß Stéphane seine Frau getötet hat. Und ich bin sicher, daß er es nicht getan hat. Stéphane wäre zu so etwas nicht fähig. Er liebte Sophie nicht, aber er hat sie nicht getötet. Ich weiß, wer es getan hat.«
    Ah, eine neue Enthüllung. Ich bin ganz Ohr.
    »Ihr Liebhaber war es. Sophie hat Stéphane seit einiger Zeit betrogen. Als ich eines Tages zu ihr kam, habe ich sie am Telefon gehört. Sie sagte: ›Er kommt erst morgen nach Haus. Wir treffen uns am üblichen Ort …‹ Als sie mich sah, war sie bestürzt und sprach mit völlig verändertem Tonfall weiter: ›Gut, ich rufe Sie wieder an‹; dann hat sie aufgelegt. Ich habe niemandem etwas davon erzählt, es geht mich schließlich nichts an, nicht wahr? Aber trotzdem bin ich sicher, daß dieser Typ, mit dem sie telefoniert hat, sie getötet hat, und nicht Stéphane. Sie haben sich wahrscheinlich gestritten, oder aber er war verheiratet, und sie hat gedroht, seiner Frau alles zu erzählen. Sophie war boshaft, immer mußte sie Unfrieden stiften.«
    Sie unterbricht sich und kratzt im Spülbecken herum. Ich überdenke inzwischen die neuen Informationen. Sophie betrügt Stéphane. Warum nicht? Der Liebhaber bringt Sophie um. Auch das ist durchaus möglich, wieso nicht? Inzwischen wundert mich in dieser Stadt gar nichts mehr. Wenn man mir erzählen würde, daß der Metzger Kinderfleisch verkauft und der Polizeipräsident Anführer einer Mädchenhändler-Bande ist, würde ich es auch fast glauben. Also, Sophies Liebhaber rechnet mit ihr ab … so was kommt vor. Hélène räumt das Geschirr weg, ich höre das Geklapper des Bestecks.
    »Ich habe mich oft gefragt, mit wem sie damals am Telefon gesprochen haben könnte, aber ich habe es nie herausgefunden. Sie hat sich nicht verraten. Wenn wir uns zu mehreren getroffen haben, habe ich sie genau beobachtet, die Art, wie sie mit den Männern sprach, aber nichts. Vielleicht ist es jemand von auswärts.«
    Ich habe eine bessere Idee: Und wenn nun Sophies Liebhaber der Kindermörder wäre? Und wenn Sophie ihm auf die Schliche gekommen wäre? Das wäre doch ein guter Grund, sie aus dem Weg zu räumen und dem armen Stéphane die Schuld in die Schuhe zu schieben? Ja, aber warum hat er dann auch Stéphane getötet, wenn er, wie ich annehme, wirklich tot ist? Oh, ich spüre es, ich bin ganz nah dran! Ich bin sicher, daß man neben Stéphanes Leiche ein Geständnis finden wird, Selbstmord! Dann wäre die Sache abgeschlossen, und der Mörder hätte seine Ruhe. Die einzigen

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