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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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und Virginie kann ihn nicht mehr verraten, so! Dann schreibe ich das Wort ›Ende‹ unter die Geschichte und suche mir einen Verleger.
    Mir fällt es leichter, solche Theorien auszuarbeiten, da für mich die Menschen lediglich Stimmen sind, imaginäre Gesichter; ich kenne weder ihr Lächeln noch ihren Blick, nicht die Beschaffenheit ihrer Haut, ihre Haltung …
    Könnte ich meine Hand wieder richtig gebrauchen, könnte ich Fragen stellen … in schriftlicher Form. Wenn ich bedenke, wie sehr ich es gehaßt habe, Postkarten zu schreiben, jetzt würde ich Tausende schreiben, ohne mich zu beklagen, auch wenn ich die Briefmarken ablecken und aufkleben müßte.
    Yvette räumt die Küche auf, dann höre ich sie im Schrank kramen.
    »Also kommt die Sonne nun endlich? Ich habe solche Kreuzschmerzen, mein Rheuma, bei all diesem Regen … Catherine ist spät dran …«
    Ach, du liebes bißchen, die habe ich ja total vergessen! Ah, es klingelt.
    »Entschuldigen Sie, ich habe mich verspätet.«
    »Ja, ich habe gerade zu Elise gesagt …«
    »Ich habe Hélène Fansten getroffen, und wir haben ein wenig geplaudert, Sie wissen ja, wie das ist«, erklärt sie, während sie mich auf den Massagetisch hebt. »Na, es geht uns also viel besser, was? Wir können schon die Hand bewegen? Gut so!«
    An dem Tag, an dem ich sie wirklich bewegen kann, werde ich sie dir als erstes mitten ins Gesicht klatschen, meine Liebe! sage ich mir mit der für mich so typischen Eleganz.
    »Madame Fansten sah wirklich nicht gut aus«, brüllt Catherine mit dröhnender Stimme, was darauf schließen läßt, daß Yvette sich in einem anderen Zimmer befindet. »Ich frage mich sogar, ob sie nicht etwas zu viel getrunken hatte …«
    »Hélène?« entrüstet sich Yvette.
    »Ja, sie hatte eine richtige Bierfahne.«
    »Ach«, erklärt Yvette, »sie hat vor einer halben Stunde hier ein Bier getrunken.«
    »Aber sie wirkte trotzdem eigenartig. Oder sie steht unter Drogen. Wissen Sie, heutzutage ist ja alles möglich … Auf alle Fälle hat sie mir komische Sachen erzählt. Über ihren Mann. Daß er sehr nervös sei, und daß sie manchmal regelrecht Angst habe, daß er lieber zum Arzt gehen sollte … Ich habe bei mir gedacht, daß eher sie diejenige ist, die ärztliche Hilfe braucht. Paul Fansten ist wirklich ein netter Kerl, immer freundlich … Dabei hat er es nicht gerade leicht im Leben … Übrigens, haben Sie die Sache mit dem kleinen Joris gehört? Wie entsetzlich!«
    Sie dreht mich mit einem Ruck um und macht sich über meinen Rücken her. Ich muß zugeben, daß mir das guttut, manchmal habe ich den Eindruck, daß mein ganzer Körper völlig verkrampft ist. Ich spüre, wie sich ihre kräftigen Finger in mein weiches Fleisch graben, ohne daß sie auch nur eine Sekunde aufhören würde, mit ihrer schrillen Stimme weiterzuplappern.
    »Nein, denken Sie doch mal, wie er ausgesehen haben muß, von einem Zug zermalmt! Und der Vater mußte ihn identifizieren! Nein, im Moment ist wirklich alles furchtbar. Bei Carbonnel gibt es Entlassungen, unter uns lebt ein geistesgestörter Mörder, das Wetter spielt verrückt, alles geht daneben … Wie die Sache mit dem armen Stéphane … Stéphane war so ein netter Kerl. Viel zu nett. Er hätte lieber auf seine Frau achtgeben sollen. Ich sage ja nicht gerne Schlechtes über andere, aber wenn ich bedenke … Sie hat gut daran getan, sich umzubringen!«
    »Catherine! So etwas darf man doch nicht sagen!« entrüstet sich Yvette.
    »Na, also ich weiß, was ich weiß. Auf alle Fälle ist es unmöglich, daß er es war, nein, nicht Stéphane Migoin, das ist garantiert ein Komplott.«
    Aha, die großen Geister treffen sich! Wenn Catherine die Große derselben Ansicht ist wie ich, sollte ich vielleicht schleunigst meine Theorie noch mal überdenken.
    »Ich bin mir ganz sicher, daß es einer von Sophies Liebhabern war!«
    »Sie sollten nicht auf diesen Klatsch hören«, protestiert Yvette.
    »Aber das ist kein Klatsch! Ich habe sie mit eigenen Augen zusammen mit Manuel Quinson in einer Crêperie in Saint-Quentin gesehen.«
    Schon wieder Manu! Laß Manu aus dem Spiel, er bringt alles durcheinander! Alles wäre so einfach, wenn Paul ihr Liebhaber gewesen wäre!
    Jetzt kümmert sich Catherine um meine Finger: Ziehen, dehnen, dann muß ich meine neuen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
    »O verdamm mich!« ruft sie jovial aus. »Ich hätte nie gedacht, daß sie das schaffen würde. Jetzt werden wir an den Fingern arbeiten, los …«
    Ich habe

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