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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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jemand diese verdammte Kassette angehört hätte … Aber wie sollte Inspektor Gassin auf die Idee kommen, daß mit ihr etwas nicht stimmt? Auf alle Fälle verläßt sich der Mörder darauf, daß ich nicht mit meiner Umwelt kommunizieren kann. Und wenn ich plötzlich die Sprache wiederfinden würde? Wenn ich schreiben könnte? Er müßte mich umbringen, denn all die kleinen Einzelheiten, die ich aussagen könnte, würden zu seiner Entlarvung führen. Also höchste Konzentration und ständiges Training der Hand.

13
    Die Krankenschwester kämmt mich. Es ziept ein bißchen. Sie sieht nach, ob ich sauber aussehe und meine Jacke ordentlich zugeknöpft ist. Ein nettes Mädchen. Sie heißt Yasmina, das hat sie mir erzählt, als sie meinen Verband wechselte. Ich weiß, daß ihr Vater aus Algerien stammt und ihre Mutter aus dem Pas-de-Calais. Daß sie ihr Abitur wegen familiärer Schwierigkeiten – ihre Mutter war Alkoholikerin – nicht bestanden hat. So beschloß sie, Krankenschwester zu werden, weil sie sich um andere Menschen kümmern, ihnen helfen wollte, aber hier wird sie schlecht bezahlt, die Gewerkschaft müßte mehr tun. Sie hat dunkle, lange Locken, ihr Freund heißt Ludovic und ist ebenfalls Krankenpfleger. Ich weiß nicht, warum die Leute, sobald sie mit mir allein sind, mir ihr Leben erzählen. Wahrscheinlich haben sie das Gefühl, sie vertrauten sich – wie damals, als sie klein waren – ihrer Puppe an …
    »So, Sie sind wirklich bildhübsch«, sagt sie, während sie mich in meinen Rollstuhl setzt. »Es ist zehn Uhr, sie werden bald kommen. Ich hoffe, daß wir Sie hier so bald nicht Wiedersehen!«
    Das hoffe ich auch. Dabei war dieser kurze Aufenthalt gar nicht mal so unangenehm … Trotz all der Fragen, die mich quälen, habe ich mich ausgeruht, und die Tatsache, daß vor meiner Tür ein Polizist postiert war, hat mich doch sehr beruhigt. Apropos, sie stopfen mich hier ohne Unterlaß mit Beruhigungsmitteln voll, eine widerliche Angewohnheit, ich schlafe fast die ganze Zeit!
    Schritte auf dem Gang, die Tür öffnet sich.
    »Sie sehen aber gut aus!« ruft Yvette und umarmt mich. »Paul wartet unten. Auf Wiedersehen, Schwester, und vielen Dank!«
    »Gern geschehen. Auf Wiedersehen, Elise!«
    Ich hebe freundlich die Hand und winkle dreimal hintereinander die Finger an, was ›Ciao‹ bedeuten könnte.
    Yvette schiebt den Rollstuhl zum Aufzug und erzählt mir die letzten Neuigkeiten. Ich komme mir vor wie ein Rennfahrer, der sich nach einem kurzen Boxenstop wieder ins Rennen stürzt.
    »Sie ahnen ja nicht, was alles passiert ist! Zunächst hat Inspektor Gassin herausgefunden, daß Kommissar Yssart gar kein richtiger Kommissar war, stellen Sie sich das mal vor! Wir hatten es mit einem Hochstapler zu tun! Jean hat alle Schlösser ausgewechselt, und ich habe am Badezimmerfenster einen Riegel anbringen lassen. Heutzutage ist man nirgendwo mehr sicher; ein falscher Kommissar! Man vermutet sogar, daß er Sie überfallen und die armen Kinder umgebracht hat! Inspektor Gassin hat mir gesagt, er habe eine heiße Spur, denn es sieht so aus, als habe er einen Fingerabdruck auf der Kassette hinterlassen … Sie wissen schon, die Literaturkassette, die Jean Ihnen geschenkt hat.«
    Der Aufzug hält mit einem kleinen Ruck, und Yvette schiebt mich in die Halle; wir befinden uns nun in einem Meer von Menschen, es riecht nach Krankenhaus, die verschiedenen Telefonapparate klingeln unaufhörlich.
    Ein Fingerabdruck. Der falsche Yssart soll einen Fingerabdruck auf der Kassette hinterlassen haben … War er so durcheinander? Oder handelt es sich um einen falschen Abdruck, den irgend jemand absichtlich hinterlassen hat, um ihn zu belasten? Möglich ist alles. Auf alle Fälle scheint mit der Kassette alles in Ordnung zu sein, sonst hätte es Gassin bemerkt.
    »Guten Tag, Lise! Sie sehen ja blendend aus!«
    Paul. Ich hebe die Hand. Man hievt mich in den Kombi, die Tür schlägt zu. Der Wagen fährt an.
    Nach Hause.
    Als ich in das Haus komme, ist mir nicht ganz wohl. Es scheint mir nicht mehr sicher und irgendwie besudelt zu sein. Ihm haftet der Geruch von Gefahr und Bosheit an. Yvette schiebt mich ins Wohnzimmer und geht ihrer Arbeit nach. Paul setzt sich neben mich auf die Couch.
    »So, ich hoffe, nun wird alles gut.«
    Er senkt die Stimme und beugt sich zu mir herüber:
    »Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Sollen wir der Polizei von Virginies leiblichem Vater erzählen? Hélène hat Ihnen doch gesagt, daß ich nicht der Vater

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