Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
Gordon beschrieben, ein Werk, das in jeder guten Bibliothek zu finden ist. Ehrlich gesagt hat es, außer ein paar Geistesgestörten, kaum jemand ernst genommen.«
    Worauf will er hinaus? Will er sich rechtfertigen?
    Das Messer, auf das Benoît so stolz war, bohrt sich in das Fleisch eines kleinen Gesichts mit blauverfärbten Lippen …
    »Die Schwarze Magie hat den Vorteil, daß sie häufig von den wahren Motiven der Person, die sich ihrer bedient, ablenkt. So verbirgt sich zum Beispiel hinter dem Wunsch der Frau, die ihren Geliebten verhexen will, um seine Liebe zu erringen, ein zerstörerischer Trieb, ein Streben nach Einswerdung und Kastration. Dieses Ritual ist ganz auf dieses Ziel ausgerichtet. Und da es von rein egoistischen Motiven gelenkt ist, wird das Leid des anderen, dessen man sich als Werkzeug bedient, völlig außer acht gelassen. Das ist typisch für einen Massenmörder, der im Mitmenschen ebenfalls nur ein Objekt sieht.«
    Erspar uns deinen Vortrag. Wie kann er hier so ruhig dozieren? Idiotische Frage: Wieso benimmt sich ein Verrückter verrückt? Ich höre weder Guillaume noch Hélène, keiner sagt einen Ton, sie müssen alle mit offenem Mund dasitzen.
    »Wer kann schon sagen, wo für einen Massenmörder die Grenze verläuft – zwischen einem einfachen Blutrausch und dem magischen Wunsch, ein verlorenes Universum wiederherzustellen?«
    Sprich ruhig weiter, dann kann ich dich besser orten, du stehst dicht neben mir, wenn ich den Arm hebe, dann könnte ich dir das Messer in den Oberschenkel rammen, und dann … ja, dann gerät er aus dem Gleichgewicht, es ist unsere einzige Chance, auch auf die Gefahr hin, daß er abdrückt …
    »Ich vertrete die Theorie, daß ein Massenmörder auch immer, ohne es zu wissen, ein Hexenmeister ist, aber das steht hier nicht zur Debatte.«
    Ich werde bis drei zählen, und dann werde ich es tun …
    Eins, zwei, drei.
    Die Klinge bohrt sich in sein Fleisch, als sei es Butter, etwas Warmes spritzt mir ins Gesicht, er stürzt mit einem überraschten Schmerzensschrei zu Boden, ein Schuß löst sich. Lärmendes Durcheinander.
    »Keiner rührt sich von der Stelle, ganz ruhig!« ruft Hélène.
    Daraus schließe ich, daß sie sich die Waffe geschnappt hat. Gott sei Dank!
    »Elise, warum haben Sie das getan?« murmelt Tony dicht neben mir.
    Ich stelle mir vor, daß er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Oberschenkel hält.
    Wieso ich das getan habe? Um nicht in diesem Wohnzimmer zu krepieren, wo es nach Tod und Wahnsinn stinkt, darum!
    »Jean, fesseln Sie ihm die Hände mit der Krawatte auf den Rücken«, befiehlt Hélène mit ruhiger Stimme.
    Guillaume tut, was sie sagt. Ich sitze noch immer mit dem Messer in der Hand da.
    »Elise, lassen Sie das Messer los, sonst verletzen Sie womöglich noch jemanden«, sagt Hélène und greift danach.
    Ich will es nicht loslassen, ich umklammere den Griff, es ist beruhigend, das Messer in der Hand zu spüren.
    »Also wirklich, Elise, das ist doch lächerlich.«
    »Lassen Sie es nicht los«, sagt Tony mit schmerzerstickter Stimme.
    Soviel steht fest, der Typ ist mehr als verrückt.
    Ich zögere. Er flüstert mir zu:
    »Elise, erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen über Rätsel gesagt habe?«
    Aber was will er bloß von mir?
    »Virginie wußte nicht, daß ich ihr Vater bin.«
    Was ändert das?
    Das ändert alles. Virginie hatte nicht den geringsten Grund, jemanden zu schützen, den sie nicht kannte … Ich höre noch ihr zartes Stimmchen: »Papa ist schwer verletzt.« Also lügt Tony nicht, dann … wie konnte ich nur so dumm sein!
    Ich hebe ruckartig den Arm, um mich zu schützen, aber es ist zu spät: der Pistolenkolben saust mit aller Wucht auf meinen Schädel nieder, während Hélène mit liebenswürdiger Stimme meint:
    »Das hat aber ganz schön lange gedauert, bis Sie es begriffen haben!«
    Vom Schlag benommen, lasse ich das Messer los. Ich höre, wie Guillaume nach Luft ringt, als würde er gleich ersticken.
    »Stehen Sie nicht einfach so herum, Jean. Setzen Sie sich neben Yvette und strecken Sie die Hände vor … so ist es gut. Ich warne Sie, keine falsche Bewegung, schließlich möchte ich Yvettes schöne Stirn nicht mit einem dritten Auge zieren. Also, haben wir alle beisammen? So, jetzt fehlt nur noch die Kirsche auf unserem Kuchen. Virginie, wo bist du, mein Liebling? Virginie?«
    Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich diese fröhliche Hausfrauenstimme höre, und mit einem Schlag wird mir klar, wie schrecklich Wahnsinn sein

Weitere Kostenlose Bücher