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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sehn. Dann hab ich den Rotor von dem Huey gehört, noch bevor wir den Luftwirbel über uns gespürt haben, und ich hab gesehn, wie er am Ende der steinigen Straße aufsetzt und daß die zwei Offiziere aus dem Speziallehrgang in Benning auf mich warten, weil ihre Zigarren hinter der Tür aufgeglüht haben, und mir war klar, wie das jetzt weiterläuft.
    Sie haben es auf spanisch gesagt, dann auf englisch. Dann auf spanisch und englisch zusammen. »So traurig es ist, wirklich. Aber die Frau aus Holland ist eine
Communista
. Außerdem ist sie sehr
serio
, hat Freunde bei der linken Presse.
Entiende, Senõr Pogue?
«
    Es war eigentlich nix Neues. Man wirft ein Dutzend Leichen aus großer Höhe ab. Manchmal schlagen sie mitten durch ein Hausdach. Womöglich rettet das unter dem Strich sogar ein paar Menschenleben. Aber sie hat noch gelebt, als sie sie an Bord gebracht haben. Schau, Chef, ich hab da überhaupt nix zu melden gehabt. Für mich gab’s bloß zweierlei: Entweder ich bring den Auftrag zu Ende, putz den Scheiß von den Jungs weg und denk nicht drüber nach, was da unten los ist – inzwischen war nämlich die Sonne über dem Bergkamm, und unten hat man das Ziegeldach von der Kirche sehen können und die Leiche von dem Gewerkschaftsfunktionär, die an der Mauer gehangen hat, und die Indianer, die durcheinandergerannt sind wie die Ameisen, denen man den Haufen umgetreten hat –, oder aber ich bleib zurück und warte ab, bis ein paar stinksaure Rebellen in das Dorf zurückkommen und sehen, was wir gemacht haben.
    Zwei Jungs haben versucht sie hochzuziehen und rauszuschmeißen, aber sie hat sich gewehrt. Da haben sie auf sie eingeprügelt, alle beide, sie dann mit den Stiefeln getreten. Ich hab’s nicht mehr ausgehalten, Mann. Es war, als ob jemand direkt neben meinem Kopf eine Backofentür aufmacht. Das mußte aufhören. Sie hat’s ebenfalls gewußt, sie hat’s mir an den Augen angesehn, noch eh ich sie an der Schulter gepackt und sie hochgezogen hab, fast so, als ob ich sie retten wollte. Sie hat mir die Hände auf die Wangen gelegt und mir die ganze Zeit in die Augen geschaut, auch noch, als ich sie zur Luke geschleift hab, als sie schon im Türrahmen gehangen hat, ausgesehen hat wie auf einem Gemälde, als ihre Haare vom Wind zerzaust worden sind und sie den Kopf rumgerissen und nach unten geschaut hat, auf den Erdboden, auf das, was sie erwartet, als es kein Halten mehr gegeben hat, Chef, und ich konnte weiße Linien auf ihrer Kopfhaut sehen und ihren trockenen Atem spüren und die Angst. Aber sie hat wieder die Lippen bewegt, während ich ihre Arme fest zusammengedrückt hab und sie rausgeschoben hab, dorthin, wo es nix mehr zu entscheiden gab, und ihre Augen waren wie Höhlen voller Himmelsblau, und diesmal hab ich die Worte nicht hören müssen, ich hab sie ihr vom Mund ablesen können, sie haben buchstäblich vor mir gestanden, als der Wind sie mir aus den Händen gerissen hat und sie bloß noch ein dunkler Fleck war, der auf die Erde zugerast ist:
Du mußt deinen Lebenswandel ändern
.

27
    Clete und ich frühstückten am nächsten Morgen bei Victor’s an der Main Street.
    Drinnen war es kühl, und die Ventilatoren warfen ihre Schatten auf die Decke aus geprägtem Blech.
    »Was hat er dann gemacht?« fragte Clete.
    »Ist in sein Auto gestiegen und weggefahren.«
    »Er gesteht einen Mord, erzählt dir, daß er Flammen unter Wasser brennen sieht, und fährt dann einfach weg?«
    »Nein, er hat die Worte der Mennonitin noch mal wiederholt und dann gesagt: ›Da kriegt man ja ’ne Gehirnerweichung, was, Chef?‹«
    Das Restaurant war fast leer, und eine Schwarze stellte frische Blumen auf die Tische. Clete öffnete und schloß die Hände, biß sich auf die Unterlippe.
    »Meinst du, Sonny ist zurück?« fragte ich.
    »Zurück
von was? Man kommt nicht zurück. Entweder man ist lebendig, oder man ist tot.«
    »Über was regst du dich so auf?«
    »Gar nichts.«
    »Schau, jemand hat auf Patsy Dap geschossen. Möglicherweise mit einer Neun-Millimeter. Pogue sagt, daß es nicht von Johnny Carp gekommen ist«, sagte ich.
    Seine grünen Augen ließen mich nicht los.
    »Du bist es nicht gewesen?« sagte ich.
    »Du hast es doch schon vor langer Zeit gesagt. Das sind lauter Irre. Es kommt bloß drauf an, daß du sie aufeinanderhetzt«, sagte er.
    »Das Verhalten von Psychopathen kann man nicht steuern. Was ist denn mit dir los?«
    »Ich hab’s gemacht, als ich ’n paar Bier intus hatte. Ich hab dir doch gesagt, daß

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