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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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rostfreiem Stahl, die auf einem tragbaren Butangaskocher vor sich hin blubberten. Die umliegenden Felder gleißten in der Sonne, und im Schatten der Plane war es so stickig, als schlüpfe man unter eine Wolldecke.
    Durch das Fliegengitter an der Hintertür hörte ich die Musikbox spielen.
I searched for you all night in vain, baby. But you was hid out wit’ another man
.
    »Erzähl’s ihm«, sagte Luke.
    »Wofür? Manche Menschen wissen eh immer alles besser«, sagte sie.
    Sie wuchtete ihren mächtigen Leib aus dem Stuhl und kippte einen Holzkübel voller Artischocken, ganzer Zwiebeln, Maiskolben und geschälter Kartoffeln in die Kessel. Dann schnitt sie mit tränenden Augen Wurststücke in den dampfenden Sud aus Salzwasser und Cayennepfeffer. Auf dem Tisch standen drei pralle Jutesäcke voller wimmelnder, knirschender Flußkrebse.
    »Tante Bertie, er hat seine Arbeit liegenlassen und is hier rausgekommen«, sagte Luke.
    Sie wischte sich mit einem winzigen Taschentuch den Schweiß vom Hals, ging zu ihrem Pickup, der neben einem ausgedienten und teilweise eingefallenen Abort stand, und kehrte mit einer alten Lederhandtasche, die oben mit einem ledernen Schnürsenkel verschlossen war, in den Schatten zurück. Sie griff hinein und holte eine Handvoll Schweineknochen heraus. Wie lange, abgebrochene Tierzähne lagen sie in ihrer kupferbraunen Hand.
    »Ich kann sie werfen, wo und wann ich mag, es kommt immer dasselbe bei raus«, sagte sie. »Ich hab keine Macht über das, was da vorgeht. Ich hab zu Ruthie Jean gehalten, obwohl ich gewußt hab, dasses falsch is. Jetzt kann ich nix mehr ungeschehen machen.«
    Sie warf die Knochen auf den Brettertisch. Leicht wie Nähnadeln landeten sie auf dem Holz.
    »Sehn Sie, die ganzen scharfen Spitzen gehen auf die Mitte«, sagte sie. »Moleen hat ein Bündel zu tragen, das ich ihm nicht abnehmen kann. Für irgendwas, das er hier getan hat. Es muß was mit ’nem Kind zu tun ham, draußen auf dem Fahrweg, im Dunkeln, als Moleen besoffen war. Aber da sind noch haufenweise andere Geister, die hinter ihm her sind, Soldaten in Uniform, die jetzt bloß noch Lumpen sind. Jeden Morgen, wenn er aufwacht, sitzen sie bei ihm im Zimmer.«
    »Sie haben gesagt, daß Sie sich um Ruthie Jean Sorgen machen«, sagte ich zu Luke.
    »Sie ist in einer Pension in New Orleans, drunten am Fluß, bei der Magazine Street. Wartet drauf, daß Moleen seine Sachen geregelt kriegt und sie mit auf die Inseln nimmt«, sagte er.
    »Manche Menschen schenken ihr Herz einmal her und glauben immer weiter dran, auch wenn sie nicht mehr dran glauben sollten«, sagte Tante Bertie. Sie klappte ein gekrümmtes Bananenmesser auf und zog einen Jutesack voller Krebse über den Tisch auf sich zu. »Moleen wird sterben. Bloß daß da zwei Knochen in der Mitte von dem Kreis liegen. Jemand geht mit ihm in den Tod.«
    »Vielleicht meint Moleen, daß sie derzeit in New Orleans besser aufgehoben ist. Vielleicht steht er diesmal zu seinem Wort«, sagte ich.
    »Sie horchen nicht zu, Mister Dave«, sagte Luke. »Wir ham nicht gesagt, daß Moleen Bertrand sie nach New Orleans gebracht hat. Es war ein Polizist. Er is spätabends hierhergekommen und hat sie zum Flugplatz drunten in Lafayette gebracht.«
    »Wie bitte?« sagte ich.
    »Sie ham ihn gleich neben sich am Gang sitzen, den Schleimscheißer persönlich, Rufus Arceneaux. Den Mann, der alles macht, was Julia Bertrand ihm aufträgt«, sagte sie.
    Sie schlitzte den Sack mit ihrem Bananenmesser an der Naht entlang auf und schüttete den Inhalt in den Kessel, wo die Krebse jäh erstarrten, so als ob sie ein Stromschlag getroffen hätte, und dann tot im brodelnden Sud trieben.
    Die Nacht war mondhell und voller Vögel, die Luft stickig und staubverhangen, und die Hitze des Tages hing in dem dürren Holz unter dem Blechdach des Hauses. Es war weit nach Mitternacht, als das Telefon in der Küche klingelte.
    »Bei Ihnen is da was falsch angekommen, Chef«, meldete er sich.
    »Pogue?«
    »Ihre Kleine hat was mißverstanden.«
    »Nein, das waren Sie. Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie nicht dem Falschen ins Gehege kommen sollen.«
    »Ich wollte bloß helfen. Die haben einen Mechaniker auf Sie angesetzt.«
    »Wenn Sie noch einmal in die Nähe meines Hauses kommen, reiß ich Ihnen den Kopf ab.«
    »Legen Sie nicht auf ...« Ich konnte ihn schwer ein- und ausatmen hören. »Die kleine Holländerin läßt mir keine Ruhe. Ich glaub, für mich gibt’s bloß einen Ausweg. Ich schalt den Killer aus, ich

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