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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sie trug hellblaue Shorts und ein Trägerhemd, und ihre Haut wirkte weiß wie ein Fischbauch. Sie hatte eine dunkle Sonnenbrille auf, las eine Illustrierte und rieb sich nebenbei die Schenkel mit Sonnenöl ein. Als sie meine Schritte hörte, blickte sie auf und lächelte. Auf ihre Wangen waren orange Ringe gemalt, die aussahen wie die Schminke bei einem Zirkusclown.
    »Arbeiten Sie heute nicht?« fragte ich.
    »Es gibt nicht viel zu tun, fürchte ich. Sieht so aus, als ob Clete in zwei Wochen wieder nach New Orleans zieht.«
    »Kann ich Ihnen etwas bringen?«
    »Tja, nein, aber ... Können Sie sich einen Moment zu mir setzen?«
    »Klar.«
    Ein warmer Wind wehte über das Wasser, und selbst unter dem Sonnenschirm schwitzte ich in meinem Hemd.
    »Clete hat mir ein bißchen was über diesen Sonny Marsallus erzählt«, sagte sie. »Stimmt es, daß er irgendwas über Kriegsgefangene in Südostasien weiß?«
    »Schwer zu sagen, Miss Serrett.«
    »Terry ... Wir glauben, daß mein Bruder in Kambodscha zurückgelassen wurde. Aber die Regierung bestreitet, daß er überhaupt dort war.«
    »Sonny ist nie beim Militär gewesen. Alles, was er ... gewußt hat, waren vermutlich reine Mutmaßungen.«
    »Oh ... ich hatte den Eindruck, daß er Beweise hätte.«
    Ihre Sonnenbrille war beinahe schwarz getönt, und ihr übriges Gesicht wirkte wie eine orange-weiße Maske.
    »Das mit Ihrem Bruder tut mir leid«, sagte ich.
    »Tja, ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört«, sagte sie und faßte mir kurz an den Ellbogen.
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Ich glaube, ich geh jetzt lieber, bevor mich die Sonne völlig verbrennt.«
    »Die sticht heute«, sagte ich.
    Ich schaute ihr nach, als sie mit ihren flachen Schuhen vom Bootsanleger hinauf zu ihrem Auto lief. An ihrem Handgelenk hing ein mit Zugband verschlossener Strandbeutel. Die schmalen Fettpolster, die über ihren Hosenbund quollen, waren bereits rosa verbrannt.
    Ich ging in den Köderladen. Alafair verstaute gerade Getränke und Fleisch fürs Mittagessen in dem Wandkühlschrank.
    »Hi, Dave«, sagte sie. »Wer war die Frau?«
    »Cletes Sekretärin.«
    Sie verzog das Gesicht.
    »Stimmt was nicht?« fragte ich.
    Sie schaute aus dem Fenster. »Wo ist Batist?« fragte sie.
    »Draußen auf der Rampe.«
    »Sie hat vor ’ner halben Stunde hier drin gesessen, eine Zigarette nach der andern geraucht und die ganze Bude verstänkert. Batist hat mir sein Pepsi gegeben, weil er ein Boot reinholen mußte. Als er weg war, hat sie gesagt: ›Bring das mal lieber hierher, Schätzchen.‹
    Ich hab nicht gewußt, was sie meint. Ich bin zu ihrem Tisch gegangen, und sie hat mir die Dose aus der Hand genommen und einen Packen Servietten aus dem Halter geholt und die Oberseite damit abgewischt. ›Du solltest nicht das Zeug von anderen Leuten trinken‹, hat sie gesagt. Dann hat sie mir die Dose wieder in die Hand gedrückt und gesagt: ›Mag sein, daß du dir jetzt nicht unbedingt mehr den Mund desinfizieren mußt. Aber an deiner Stelle würde ich’s trotzdem in den Abguß kippen.‹
    Was will die hier, Dave?«
    Rufus Arceneaux wohnte in einem Holzhaus am Bayou Teche, etwas außerhalb von St. Martinville. Er hatte eine Gaslaterne in seinem Vorgarten, unter den Eichen stand ein neuer Bootsschuppen aus Aluminium, und auf der Veranda zischte und knackte ein elektrischer Insektenvertilger.
    Er hatte nichts gegen seine schwarzen Nachbarn, weil er sich ohnehin für überlegen hielt und ihre Anwesenheit einfach nicht zur Kenntnis nahm. Auch die Reichen beneidete er nicht, da sie seiner Meinung nach die glücklichen Nutznießer einer Gesellschaft waren, die von Haus aus ungerecht war und oftmals ohnehin die Schwachen und die Unfähigen begünstigte. Mit scheelem Blick achtete er hingegen auf die vermeintlich Gleichrangigen, die es zu etwas brachten, selbstverständlich durch Lug und Trug, davon war er überzeugt, und immer auf seine Kosten.
    Er hatte sich eine Frau aus Okinawa mitgebracht, eine kleine, schüchterne Japanerin mit schlechten Zähnen, die für kurze Zeit in der Bäckerei arbeitete und jedesmal die Augen senkte und die Hand vor den Mund hielt, wenn sie grinste. Eines Nachts riefen Nachbarn die Polizei, doch als die Deputies bei Rufus’ Haus eintrafen, erklärte ihnen die Frau, sie hätten nur den Fernseher zu laut aufgedreht, bei ihnen hinge der Haussegen nicht schief.
    Eines Morgens erschien sie nicht zur Arbeit. Rufus rief den Bäckereibesitzer später an und sagte, sie habe Mumps. Als man sie

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