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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sich das an«, sagte er und griff nach drei stumpfen Metallstücken, die ihm unter den Fingern wegkullerten und ins Wasser plumpsten.
    Er bückte sich mit weitgespreizten Beinen, schob die Hände durch das Röhricht ins Wasser, in dem graue Schlammwolken aufstiegen, tastete mit den Fingern tiefer in den Schlick, hielt dann ein eckiges, münzenähnliches Silberstück hoch und ließ es in meine Hand fallen.
    »Was sagen Sie dazu?« fragte er.
    Ich rieb mit dem Daumen über die schlüpfrige Oberfläche mit dem eingeprägten Kreuz und den altertümlichen Ziffern und Buchstaben.
    »Das ist Spanisch oder Portugiesisch, Luke. Ich glaube, die wurden in Lateinamerika geprägt und dann per Schiff nach Europa transportiert«, sagte ich.
    »Tante Bertie hat recht gehabt. Jean Lafitte hat hier seinen Schatz vergraben.«
    »Irgend jemand jedenfalls. Was für einen Rat wollten Sie?«
    »Die Böschung von dem Bach is wahrscheinlich voller Münzen. Aber wir haben Tante Bertie dazu überredet, daß sie ihren Anspruch aufgibt.«
    »Die ganze Gegend wird mit Beton zugeschüttet und überbaut«, sagte ich. »Die dafür zuständigen Leute scheren sich nicht um die Toten, die hier begraben sind. Warum sollten sie sich also um die Münzen scheren?«
    »Genau das hab ich mir auch gedacht. Man braucht sie nicht damit zu behelligen.«
    »Für mich gibt’s da nichts dran zu deuteln. Wie wär’s, wenn ich Ihnen droben am Highway ein Frühstück spendiere, Luke?«
    »Das fand ich echt prima. Ja, Sir, das gleiche wollt ich Sie auch schon fragen.«
    Clete kam gleich nach der Mittagspause in mein Büro. Er trug eine helle Leinenhose und ein dunkelblaues kurzärmliges Seidenhemd. Er schaute fortwährend durch die verglaste Wand auf den Flur.
    »Brauch ich neuerdings einen Paß, damit ich hier reinkomme?« sagte er. Er stand auf, öffnete die Tür und schaute einen uniformierten Deputy an. »Kann ich Ihnen mit irgendwas behilflich sein?«
    Er kehrte zu seinem Stuhl zurück, warf erneut einen bösen Blick durch das Glas. Sein Gesicht war rot angelaufen.
    »Ganz locker, Clete«, sagte ich.
    »Ich kann’s nicht leiden, wenn mich die Leute anglotzen.« Er tippte mit den Schuhsohlen auf den Boden.
    »Willst du mir vielleicht verraten, worum es geht?«
    »Emile Pogue will dich in die Falle locken.«
    »Aha?«
    »Und du wirst auch noch mitten reinlaufen.« Er ging vor meinem Schreibtisch auf und ab, schnippte ständig mit den Fingern und schlug die Hände zusammen. »Ich hätt gar nicht herkommen sollen.«
    »Sag mir doch einfach, was vorgefallen ist.«
    »Er hat bei mir im Büro angerufen. Hat gesagt, daß er sich stellen will.«
    »Warum hat er nicht bei mir angerufen?«
    »Er glaubt, daß du abgehört wirst.«
    »Wo ist er, Clete?«
    »Ich hab’s gewußt.«

32
    Es war später Nachmittag, als wir mein Boot im Atchafalaya River zu Wasser ließen und in Richtung Osten fuhren, in das Becken und das riesige Labyrinth aus Bayous, Buchten, Sandbänken und überfluteten Wäldern, aus denen das typische Schwemmlandsystem des Flusses bestand. Die Sonne stand heiß und blutrot über den Weideninseln hinter uns, und im Süden konnte man graue Regenschleier vom Himmel fallen sehen und die ersten Schaumkronen auf den Wellen in der Bucht.
    Ich gab mit beiden Motoren Vollgas und spürte, wie sich das Wasser unter dem Bug teilte, zischend am Rumpf entlangglitt, hinter uns in sich zusammenfiel und eine lange bronzene Spur bildete, in der fliegende Fische herumwimmelten, die auf dem Wind dahinglitten wie Vögel.
    Clete saß auf einer gepolsterten Staukiste hinter mir, hatte seine Marine-Corps-Mütze auf dem Hinterkopf und drückte Patronen aus einer Schachtel mit 223er Munition in ein zweites Magazin für mein AR-15. Dann drehte er das Magazin um und befestigte es nach alter Dschungelkämpferart mit Isolierband an dem, das bereits im Gewehr steckte. Er bemerkte, daß ich ihm zusah.
    »Schmink dir diese Haltung ab, Großer. Wenn du bei der Type nur mal zwinkerst, reißt er dir die Augen raus«, rief er durch den Motorenlärm.
    An der Ostseite der Bucht nahm ich das Gas zurück und ließ uns vom Kielwasser in einen schmalen Bayou tragen, der sich durch einen überfluteten Wald schlängelte. Wassermokassinschlangen lagen eingeringelt auf toten Stämmen und den untersten Ästen der Zypressen entlang des Ufers, und vor uns sah ich einen weißen Kranich, der sich aus einem kleinen, mit Wasserhyazinthen überwucherten Seitenarm aufschwang, eine Zeitlang über dem Bayou

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