Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Seine Schicht war fast vorbei, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Sind Sie sicher, daß der ganze Putztrupp um zwei Uhr morgens weg war?« fragte der Sheriff.
    »Ziemlich sicher. Ich mein, der Flur war dunkel, und ich hab nichts mehr gehört, nachdem sie aus der Tür waren.«
    »Denken Sie mal nach, Wally. Wie spät war es genau, als der letzte Mann der Putzkolonne gegangen ist?« fragte der Sheriff.
    »Hab ich doch schon gesagt. Zwei Uhr, vielleicht ein, zwei Minuten hin oder her.«
    »Sind alle gemeinsam gegangen?« fragte der Sheriff.
    »Der letzte, der raus ist, hat um zwei gute Nacht gesagt.«
    »War das der letzte Mann oder der ganze Trupp?« fragte ich.
    Er befingerte die Zigarren in seiner Hemdtasche und starrte ins Leere, versuchte sich zu konzentrieren.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte er.
    »Hast du den Typ gekannt, der gute Nacht gesagt hat?« fragte ich.
    »Er ist mit ’ner Brotzeitbüchse und ’ner Thermosflasche an mir vorbei. Zwei Minuten vorher ist ’ne Schießerei gemeldet worden. Deswegen weiß ich, wie spät es war. Ich hab mir keine Gedanken über den Kerl gemacht.«
    »Mach dir nichts draus«, sagte ich.
    Wally schaute zum Sheriff.
    »Ist nicht Ihre Schuld, Wally. Danke für Ihre Hilfe«, sagte der Sheriff. Im nächsten Moment wandte er sich an mich. »Hinter was sind diese Kerl her?«
    »Sie wissen nicht, daß mir Marsallus sein Notizbuch gegeben hat. Aber ich wette, daß die glauben, wir hätten eine Kopie davon gefunden, die sie in Della Landrys Haus übersehen haben.«
    »Aber was steht da drin? Sie haben gesagt, es liest sich wie die ›Bekehntnisse‹ des heiligen Augustinus unter Bananenstauden.«
    »Da bin ich überfragt. Aber meiner Meinung nach muß es sich eher um irgendwelche Mitteilungen handeln, die sie brauchen, als um etwas, das sie vor uns verbergen wollen. Können Sie mir folgen?«
    »Nein.«
    »Wenn wir es haben, dann wissen die auch, daß wir es gelesen haben, uns vielleicht Kopien davon gemacht haben. Und das bedeutet, daß dieses Notizbuch irgendwas enthält, das für sie unentbehrlich ist, mit dem nur sie etwas anfangen können.«
    »Der Typ, dem Sie gestern beim Joggen begegnet sind, den Sie für einen Söldner halten – wie heißt er doch gleich, Pogue?«
    »Er wußte, in welchem Jahr ich in Vietnam war. Er wußte sogar, wie oft ich verwundet worden bin.«
    Der Sheriff schaute hinaus in den peitschenden Regen und betrachtete einen Mimosenzweig, der vom Wind ans Fenster gedrückt wurde.
    »Meiner Ansicht nach gibt’s hier nur eine Möglichkeit, wie wir weiterkommen«, sagte er. »Wir greifen diesen Marsallus wieder auf und belangen ihn wegen der Schüsse auf den Mann bei Ihrem Haus. Dann kann er entweder mit uns reden oder droben in Angola Sojabohnen anbauen.«
    »Wir haben aber kein Opfer.«
    »Finden Sie es.«
    »Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl für Sweet Peas Cadillac.«
    »Den werden Sie nicht kriegen. Warum machen Sie nicht der Schwarzen draußen auf der Bertrandschen Plantage ein bißchen Dampf.«
    »Das wird schwer«, sagte ich.
    »Sie steckt da mit drin, die hat Dreck am Stecken. Tut mir leid, wenn Sie da ein bißchen empfindlich sind.«
    »Auf diese Weise haben wir’s seit jeher gemacht«, sagte ich.
    »Sir?«
    Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, aber die Luft in meinem Büro war trotzdem schwül und stickig, wie ein feuchter Baumwollhandschuh auf bloßer Haut.
    »Leute aufgreifen, die sich nicht wehren können, und ihnen tüchtig Druck machen. Sollen wir Moleen Bertrand vielleicht auch ein bißchen Feuer unter dem Hintern machen, wenn wir schon mal dabei sind? Ich glaube, er hat ebenfalls Dreck am Stecken. Ich weiß bloß noch nicht, inwiefern«, sagte ich.
    »Tun Sie, was nötig ist«, sagte der Sheriff. Er stand auf, reckte sich und schaute mich mit ausdruckslosem Blick an.
    Aber bei Moleen hat er nicht so gedrängt, dachte ich.
    Er sah es mir am Gesicht an.
    »Wir haben zwei ungeklärte Morde, und in einem Fall geht es um ein Opfer, das aus unserem Gefängnis entführt wurde«, sagte er. »Wir stehen ganz schön beschissen da, und zwar teilweise auch deswegen, weil Sie und Purcel eigenmächtig gehandelt und womöglich einen guten Ansatzpunkt für unsere Ermittlungen verhunzt haben. Mit Ihren Bemerkungen stellen Sie meine Toleranz auf eine wirklich harte Probe.«
    »Wenn Sie Moleen etwas anhängen wollen, wüßte ich eine Möglichkeit«, sagte ich. Der Sheriff wartete mit verkniffener, unfreundlicher Miene. »Setzen Sie jemanden

Weitere Kostenlose Bücher