Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Trotz aller Sünden, die er seit Asien mit sich herumschleppte, des Blutes, das sich nicht aus seinen Träumen tilgen ließ, der beschämenden Erinnerungen an das Unaussprechliche, die er jeden Abend wiedererstehen ließ, wenn der Himmel im Westen in Flammen zu stehen schien, wußte er, daß sie in ihn hineinschaute und es dort sah und ihn nicht dafür verdammte, sondern ihm durch ihre Nähe mitteilte, daß er nach wie vor der gleiche junge Mann war, der im Dämmerlicht der morgendlichen Jagd freundlich zu einem Kind gewesen war und jemanden seinesgleichen zum Schweigen gebracht hatte, dessen Worte so mächtig waren, daß man meinte, sie stächen einem in die Seele.
Beim ersten Mal trafen sie sich hinter den Bäumen, in Richtung See, in einem Schuppen aus Zypressenholz, der einst zu den alten Sklavenunterkünften gehört und später als Maislager gedient hatte. Zu zweit zerrten sie den Rücksitz aus seinem Wagen, beide fiebrig von der ersten Liebkosung kurz zuvor, und trugen ihn hinein. Wortlos und beklommen zogen sie sich aus, und als er feststellte, daß er vor ihr nackt war, konnte er es nicht abwarten, sei es aus Scham oder aus Gier, und er küßte ihre Schulter und danach den Ansatz ihrer Brüste, während sie noch mit ihrem BH-Verschluß kämpfte.
Sie war nie zuvor mit einem Weißen zusammengewesen, und er fühlte sich seltsam sanft und zärtlich zwischen ihren Schenkeln an, und als sie beide gleichzeitig kamen, küßte sie sein feuchtes Haar und drückte ihm die Hand ins Kreuz und schmiegte sich mit Bauch und Unterleib an ihn, bis sie das Gefühl hatte, daß mit dem letzten heftigen Zucken seiner Muskeln der Sukkubus gebannt war, der an seinem Herzen zehrte.
Er kaufte ihr eine goldene Uhr mit einem Zifferblatt aus Obsidian, das mit weißen Saphiren besetzt war, schickte ihr Geschenkgutscheine für Kleider aus dem Maison Blanche in New Orleans, und dann bekam sie eines Tages ein Kuvert mit einem Flugschein nach Veracruz, Geld und einer Wegbeschreibung zu einem etwas weiter südlich an der Küste gelegenen Hotel.
Ihre Zimmer lagen nebeneinander. Moleen sagte, die Besitzer seien konventionelle Menschen, die er achte und denen er nicht vorlügen wolle, daß sie verheiratet seien.
Das gemietete Boot, auf dem er mit ihr hinausfuhr, war weiß und schimmerte wie Porzellan, hatte Ausleger, Schalensitze und eine fliegende Brücke. Sorgfältig und konzentriert wie ein Teppichknüpfer verknotete er das Vorfach an dem gefiederten Blinker, warf ihn dann im Kielwasser des Bootes aus und grinste dabei zuversichtlich und voller Erwartung. Die gekräuselten Haare an Brust und Schultern wirkten auf seiner braungebrannten Haut wie gebleichte Maisfasern.
Am ersten Morgen zeigte er ihr, wie man das Boot steuerte und die Instrumente las. Es war ein brütend heißer Tag auf dem Golf, dessen smaragdgrünes Wasser von blauen, wie Tintenwolken wirkenden Flecken durchsetzt war, und während sie am Ruder stand und die Spaken umfaßt hielt, fühlte sie seine Hände auf ihrer Schulter, an den Hüften, an Brüsten und Bauch, dann vergrub er den Mund in ihrem zerzausten Haar, und sie spürte, wie er sich an sie drückte, härter wurde.
Sie liebten sich auf einer Luftmatratze, waren schweißüberströmt, während das Boot unter ihnen rollte und stampfte und der Himmel über ihnen wie ein Gespinst aus Licht wirkte und rundum die Möwen schrien. Sie kam vor ihm, und dann, kurz darauf, kam sie erneut, was ihr bislang mit keinem anderen Mann passiert war.
Später mixte er Wodka-Collins, gab Eis in zwei Gläser, wickelte Servietten darum und umschlang sie mit Gummiringen, und dann saßen sie in Badesachen in den Schalensitzen und dümpelten über einem Korallenriff voller lila und oranger Venusfächer dahin, die sich in der Strömung wiegten.
Sie ging nach unten auf die Toilette. Als sie wieder nach oben in die Kabine kam, sah sie backbord voraus ein anderes Sportanglerboot. Der Mann und die Frau am Heck winkten Moleen zu. Er richtete das Fernglas auf sie, stand auf und kam in die Kabine.
»Wer ist das?« fragte sie.
»Ich weiß es nicht. Vermutlich halten sie uns für jemand anderen«, sagte er.
Er übernahm das Ruder und schob den Gashebel vorwärts. Sie sah, wie das andere Boot zurückfiel und die beiden Gestalten am Heck reglos hinter ihnen herstarrten. Sie nahm das Fernglas vom Instrumentenbrett und richtete es auf die Schriftzeichen am Bootsrumpf.
An den Namen des Bootes konnte sie sich später nicht mehr erinnern, aber die drei
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