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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zusammenhanglos, so als ob sich ihm ein paar Sekunden seines Lebens so tief und heftig eingeprägt hätten, daß er inzwischen allen Ernstes glaubte, der Tod, der ihm erspart geblieben war, sei das einzige Mittel, um jeglichen Gedanken daran zu vertreiben, die Erinnerung für immer zu tilgen, die ihn jede Nacht im Schlaf heimsuchte.
    Es ist der erste Sonnabend im Monat, und an der Bar und den Tischen drängen sich Schwarze, Mulatten, Indianermischlinge und Menschen, die weiß wirken, sich aber niemals dafür halten würden. Die Luft riecht nach ausgespienem Kautabak und Schnupftabak, nach Moschus, öligem Holz, mit Chemikalien behandeltem Sägemehl, abgekochten Okraschoten, Rauch und ungewaschenen Haaren. Videoautomaten zum Pokerspielen säumen die schmucklose Preßspanwand wie geheimnisvoll flackernde Instrumente im Cockpit eines Raumschiffes, das den Spieler in eine elektronische Galaxie voller Reichtum und Macht befördern kann. Doch die hohen Einsätze steigen an dem mit Filztuch bespannten Bourre-Tisch, wo man alles verlieren kann – die Lebensmittel, die Miete für eine jämmerliche Hütte, die Ratenzahlung für den alten Spritschlucker, den wöchentlichen Beitrag zur Sterbeversicherung, sogar die Essensmarken, die man einlösen und auf der Stelle zu Geld machen kann
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    Der Mann, der an diesem Tisch die Kohle hat, ist Noah Wirtz, und er nimmt auch Schuldscheine in Form von ungedeckten Schecks an, die er aufbewahrt, bis das Darlehen getilgt ist, und die er an den Sheriff weitergeben kann, falls der Schuldner mit der Rückzahlung in Verzug gerät. Mitunter setzt er beim Spiel auch einen Schlepper ein, einen gedungenen Mann, der einen Glücklosen oder Betrunkenen dazu verleitet, weiterzuspielen und noch mehr zu verlieren, denn beim Bourre führen Leichtsinn und Ungestüm so gut wie immer zu hohen Verlusten
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    Wirtz tröstet diejenigen, die ihren ganzen Lohn verspielt haben, spendiert ihnen etwas zu trinken und sagt: »Komm morgen zu mir in den Laden. Wir lassen uns schon was einfallen.« Er weiß genau, wo er Druck machen und wann er lockerlassen muß. Bis zu diesem Abend, da die Zuckerrohrernte eingebracht und sein Vertrag mit Bertrand abgelaufen ist und an dem vermutlich seine ganze Wut durchbricht, all der heimlich aufgestaute Zorn, den seinesgleichen (und mit genau diesem Ausdruck war die Gesellschaftsschicht, der er angehörte, stets belegt worden) hegt, der wie ein häßliches Erbteil von einer Generation an die nächste weitergegeben wurde und der ihn jetzt ebenso umtreibt wie der schmachvolle Peitschenhieb ins Gesicht. Und in diesem Moment werden der Name Moleen Bertrand und die Welt, die er für Wirtz darstellt und die Wirtz verachtet und ihm zugleich neidet, wichtiger als alles Geld, das er durch Schufterei, Verzicht und Selbsterniedrigung angehäuft hat, dadurch, daß er unterwürfig gewesen ist und sich auf die gleiche Ebene wie die Schwarzen begeben hat, mit denen er wetteifert
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    »Was sagst du dazu, Luke?« fragt Wirtz
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    Luke kann kaum klar sehen, bringt kein vernünftiges Wort hervor. Äußerlich wirkt er gefaßt, auch wenn sein Gesicht glüht
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    »Ein ganz bestimmter Weißer hätt dich nicht abservieren solln, bloß damit er selber rankommt, nicht wahr?« sagt Wirtz
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    Lukes kleiner vernickelter 38er Revolver, der keinen Abzugsbügel hat und dessen Griffschalen mit Isolierband zusammengehalten werden, ist kaum mehr als ein Stück Alteisen. Aber seine Durchschlagskraft und Treffsicherheit auf kurze Distanz sind phänomenal. Er drückt nur einmal ab, doch das Stahlmantelgeschoß dringt durch Tischplatte und Filzbezug und bohrt sich in Wirtz’ Kinn, als sei dort mit einem harten Meißel ein rotes Loch geschlagen worden
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    Wirtz torkelt zur Toilettentür, drückt einen zerknautschten Fedora auf die Wunde, hat den Mund, der wie eine rote Blume wirkt, weit aufgerissen, so als wolle er um Hilfe bitten oder um Gnade, vielleicht sogar um Vergebung, doch er bringt nur unverständliche Laute heraus, die nicht von einem Menschen zu stammen scheinen. Er zieht die Knie an die Brust und rollt sich hinter dem Spülkasten ein wie ein Ei, hält mit zitternder Hand den Fedora und schaut mit flehendem Blick auf
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    Luke drückt ab, doch der Hammer schlägt dumpf auf eine defekte Patrone. Er zieht den Hammer wieder zurück, und diesmal achtet er darauf, daß die Federspannung stimmt und die Trommel richtig einrastet, aber seine Wut ist verflogen, wie ein Vogel mit scharfen Klauen, der plötzlich von seiner Beute

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