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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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abläßt und sich in die Lüfte schwingt. Er wirft den Revolver in die Toilettenschüssel und geht hinaus in die Gaststube, wo ihn sämtliche Anwesenden anstarren, als hätten sie Luke Fontenot nie richtig gekannt
.
    Der Mann indes, den er zurückläßt, macht noch einmal die Augen auf und wieder zu, dann quillt eine rote Speichelblase aus seinem Mund, und er starrt blicklos auf einen obszönen Spruch, den jemand an die Wand geschmiert hat
.
    »Was ist mit Wirtz’ Waffe?« fragte ich. »Moleen hat doch Zeugen aufgetrieben, die gesehen haben, daß Wirtz eine Waffe gezogen hat.«
    »Mister Moleen hat Geld. Wenn man Geld hat, treibt man jeden auf, alles, was man braucht.«
    »Verstehe«, sagte ich. Draußen auf dem Bayou fing es an zu tröpfeln. Eine Mutter, die mit ihrem Kind unterwegs war, klappte den Regenschirm auf, dann rannten beide los und suchten Schutz unter den Bäumen. »Sie haben ein Baby erwähnt«, sagte ich.
    »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dasser’s nicht gewollt hat.« Sein Gesicht wirkte mit einem Mal unbeschreiblich traurig, völlig offen, ohne jeden Vorbehalt oder Hintergedanken. »Wie sagt man dazu? Ein ›Trimester‹? Ja, genau. Im dritten Trimester war’s, da hat sie’s von einem Mann in Beaumont wegmachen lassen. Er hat das Baby in ihr zerstückelt, hat sie verpfuscht, und seither geht sie am Stock, hört seither immerzu das Baby in ihrem Kopf schrein.«
    Er räumte seinen Teller weg und ging im Regen auf seinen Wagen zu.

17
    Nachdem Luke mich an der Dienststelle abgesetzt hatte, ging ich meine Post durch und fand eine Benachrichtigung, daß Clete Purcel angerufen hatte. Ich erreichte ihn in seinem Büro in New Orleans.
    »Hast du Marsallus immer noch im Kahn?« fragte er.
    »Ja, er ist derzeit im Hungerstreik.«
    »Es geht das Gerücht, daß Johnny Carp nicht will, daß jemand Kaution für ihn stellt.«
    »Dann habe ich also recht gehabt. Johnny ist von Anfang an hinter ihm hergewesen.«
    »Womöglich hat er schon jemand reingeschmuggelt, oder er besorgt sich ’n Hiesigen, der ihn auslöst. Wie du’s auch drehst, ich glaub, daß Sonny schwer in der Scheiße steckt.«
    »Worauf hat es Johnny deiner Meinung nach abgesehen?«
    »Muß irgendwas mit Geld zu tun haben. Ich hab gehört, daß seine Klositze mit Goldpesos ausgelegt sind. Dem hat mal ein Grundstück gehört, auf dem ein zehn Meter hoher indianischer Begräbnishügel gestanden hat. Er hat ihn abtragen lassen und die Erde als Aufschüttmaterial verkauft. Ist doch ein klasse Leben, nicht wahr, Mann?«
    Danach saß ich eine ganze Weile da und schaute durch das Fenster hinaus auf einen Regenbogen, der sich quer über den Himmel bis zu einer grauen Wolkenbank spannte, aus der feine Regenschleier fielen. Sonny Boy war praktisch auf dem Präsentierteller, eingesperrt und abgestempelt wie ein Schwein, das man nur noch zur Schlachtbank führen muß, und ausgerechnet ein Polizeibeamter hatte das alles in die Wege geleitet.
    Ich knüllte den Brief zusammen, in dem man mich einlud, eine Rede vor dem Rotary Club zu halten, und warf ihn an die Wand.
    Moleens Kanzlei befand sich in einem restaurierten, im Schatten alter Eichen stehenden viktorianischen Haus mit weißem Säulenportal, das nur ein paar Schritte von den Shadows an der East Main Street entfernt war.
    Ich mußte eine halbe Stunde warten, ehe ich ihn sprechen konnte. Dann ging die Tür auf, das heißt, sie wurde sperrangelweit aufgerissen, und heraus kam Julia Bertrand, als ob sie aus einem heißen Backofen flüchtete.
    »Ach, Sie sind’s, Dave«, sagte sie und verzog das Gesicht, so daß es aussah, als habe sie ein Blinder geschminkt. »Sie kommen grade recht. Ihr zwei könnt euch ja über den Krieg auslassen. Moleen hat ständig Schuldgefühle, dabei hat er noch nie jemanden umbringen müssen. Die Götter sind ungerecht.«
    Sie stob an mir vorbei, ehe ich antworten konnte.
    Ich nahm die Papiertüte, die neben meinen Füßen stand, und zog Moleens Bürotür hinter mir zu. Er saß an einem großen, dunkelroten Eichenschreibtisch und hatte den Knoten an seiner braunen Strickkrawatte heruntergezogen. Sein Gesicht war knallrot, so als habe er Fieber.
    »Wie läuft’s, Moleen?«
    »Was wollen Sie?«
    »Sie ist immer noch im Gefängnis.«
    Er kaute an seinem Daumennagel.
    »Moleen?«
    »Ich kann nichts unternehmen.«
    »Sie wohnt auf Ihrer Plantage. Holen Sie sie auf Kaution raus. Niemand wird Sie nach dem Grund fragen.«
    »Woher zum Teufel nehmen Sie sich das Recht, so mit mir zu

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