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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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allerhand Leute ihr Gold und Tafelsilber vergraben, damit es den Yankees nicht in die Hände fiel, Bertie.«
    »Die hätten sich selber gleich mit vergraben solln.«
    Ich schaute zu den hellen Fenstern des Nachbarhauses. Zwei Schatten bewegten sich hinter den Jalousien.
    »Ein Anwalt aus Lafayette is heut vormittag gekommen und hat sie rausgeholt«, sagte sie.
    »Was für ein Anwalt?«
    »Ich hab ihn nicht nach seim Namen gefracht. Aber ich hab ihn mal mit Moleen hier draußen gesehn. Schaut aus, als ob er sich die ganze Platte mit Krem vollgeschmiert hätt.«
    »Jason Darbonne.«
    »Ich geh jetzt rein. Sonst fressen mich noch die Moskitos auf.« Die Spitzen ihrer weißen Haare glänzten ölig im Licht, als sie unter der Tür kurz stehenblieb. »Die wolln uns vertreiben, nicht wahr?«
    Mir lagen etliche Antworten auf der Zunge, aber letztendlich waren es alles nur Rechtfertigungen, und zutiefst beschämende obendrein. Daher sagte ich einfach gute Nacht und ging zu dem Gummibaumhain, bei dem mein Pickup stand.
    Der Mond war untergegangen, und in der Dunkelheit wirkte das wogende Zuckerrohr wie ein gräsernes Meer am Grunde des Ozeans. Ich hatte die brennenden Stoppeln im Spätherbst vor Augen, den Qualm, der in dicken, schwefelgelben Wolken aus dem Feuer aufwallte, und nur allzugern hätte ich geglaubt, daß all die namenlosen Menschen, die einst auf diesem Feld begraben worden waren – Sklaven aus Afrika und der Karibik, Sträflinge, die zum Arbeitsdienst aus der Haftanstalt ausgelost worden waren, schwarze Arbeiter, die sich ein Leben lang für den Profit anderer abrackerten –, sich inmitten des Rauchs aus ihren Gräbern erhoben und uns zu dem Eingeständnis zwangen, daß auch sie Menschen waren, vom gleichen Schlag wie wir und untrennbar mit uns verbunden.
    Aber sie waren tot, ihre Zähne von Pflugscharen verstreut, ihre Gebeine von Eggen und Bulldozerschaufeln zermahlen, und von all der Wut und dem Elend, die ihnen das Herz eingeschnürt und den Alltag vergällt hatten, war nur mehr ein Wirbelsplitter übriggeblieben, der gelegentlich in den Wurzeln einer Zuckerrohrpflanze hing.

18
    Sonny Boy wurde freigelassen, und ich arbeitete jetzt hauptberuflich in meinem Köderladen und Bootsverleih, was in einem guten Jahr rund fünfzehntausend Dollar abwarf.
    Er entdeckte mich in Red Lerille’s Sportstudio in Lafayette.
    »Der Knast ist dir nicht schlecht bekommen, Sonny. Klasse siehst du aus«, sagte ich.
    »Bleib mir bloß mit deiner Gönnerhaftigkeit vom Leib, Dave.« Er hatte einen Kaugummi im Mund und trug einen maßgeschneiderten Anzug mit eng zulaufender Hose und blauem Wildledergürtel, darunter ein T-Shirt.
    »Ich bin den Fall los, meinen Job ebenfalls, und den Ärger mit dir hab ich auch vom Hals, Sonny.«
    Ich hatte die Handschuhe für den Punktball zu Hause vergessen, aber ich arbeitete trotzdem daran, führte die Fäuste kreisförmig zum Schlag und drosch den Ball immer härter an das runde Brett, an dem er aufgehängt war.
    »Wer hat dich eigentlich zu meinem Aufpasser ernannt?« fragte er.
    Ich zerschrammte mir die Knöchel an dem Ball, schlug immer härter zu, schneller. Er packte mich mit beiden Händen.
    »Laß diese Faxen. Ich rede mit dir. Wer verflucht noch mal hat gesagt, daß du wegen mir deinen Job hinschmeißen sollst?« sagte er.
    »Ich habe ihn nicht hingeschmissen, ich bin suspendiert. Hier geht’s doch hauptsächlich um eins: Jemand hat dich von deinem Kreuz runtergeholt, und das kannst du nicht ertragen.«
    »Ich habe einen gewissen Glauben, Dave, und derlei Gerede mag ich nicht.«
    Ich ließ die Arme hängen, öffnete und schloß die Hände.
    Meine Knöchel brannten, meine Handgelenke pochten bei jedem Pulsschlag. Das Sportstudio hallte von Geräuschen wider – Handschuhe, die klatschend auf Leder trafen, der helle Ton, wenn Basketbälle auf den Hartholzboden trafen. Sonnys Gesicht war unmittelbar vor mir. Ich spürte seinen heißen Atem auf der Haut.
    »Würdest du bitte einen Schritt zurücktreten? Ich möchte nicht, daß dich der Ball trifft«, sagte ich.
    »Ich lass nicht zu, daß jemand wegen mir den Bach runtergeht, Dave.«
    »Das ist doch so üblich, Sonny. Ich könnte dir da was erzählen. He, ich will dir ja nichts vorhalten, aber eigentlich soll man hier drin keine Straßenschuhe tragen. Die verkratzen den Boden.«
    »Von mir aus kannst du den Schlaumeier markieren, soviel du magst, Dave. Bei Emile Pogue hast du’s mit jemand zu tun, der mal einen Flammenwerfer in ein

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