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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Erdloch gehalten hat, das voller Zivilisten war. Und du meinst, du bist da raus? In welcher Welt lebst du denn?«
    Damit ging er weg, drängte sich durch einen Trupp Basketballspieler, die aussahen, als hätten sie sich die Muskeln mit erstarrendem Beton vollgepumpt.
    Ich schlug noch einmal auf den Punktball und spürte, wie sich ein Hautfetzen von meinem Knöchel schälte.
    Am nächsten Morgen regnete es heftig. Der Blitz schlug in das Feld hinter meinem Haus – und durch die prasselnden Tropfen drang das Muhen der Kühe meines Nachbarn, die sich rund um den Wassergraben zusammendrängten. Ich saß auf der Veranda und las die Zeitung, ging dann hinein, als das Telefon klingelte, und meldete mich.
    »Du mußt auf mich hören, Dave«, sagte Sonny. »Sobald sie mich aus dem Verkehr gezogen haben, bist du dran, dann die Polizistin – wie heißt sie doch gleich? –, Helen Soileau, danach womöglich Purcel und dann vermutlich deine Frau. Die lassen nichts übrig.«
    »In Ordnung, Sonny, du hast deinen Standpunkt klargemacht.«
    »Noch was anderes, und diesmal was Persönliches. Ich bin nicht der Typ fürs Kreuz. Im Mittelalter wär ich vermutlich einer von den Jungs gewesen, die Schweineknochen als Heiligenreliquien verhökert haben. Wenn man’s genau betrachtet, hab ich das Blut unschuldiger Menschen an den Händen.«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Partner.«
    »Ich geh nicht weg, Dave. Wir sehn uns wieder.«
    »Genau davor habe ich Angst«, sagte ich. Er antwortete nicht. Aus irgendeinem Grund stellte ich mir vor, daß er an einem langen, einsamen Strand stand, an den vom Wind aufgepeitschte Wellen brandeten und lautlos ausrollten. »Wiederhören, Sonny«, sagte ich und legte den Hörer auf.
    Eine Stunde später hörte es auf zu donnern, aber der Regen pladderte nach wie vor auf das Blechdach über der Veranda. Cletes giftgrüner Cadillac, der Flossen hatte und einen Kühlergrill wie ein Zackenmaul, holperte durch die Schlaglöcher auf dem Weg und bog in meine Einfahrt ein. Er hielt mit einer Hand den Porkpie-Hut auf dem Kopf fest, und in seinen Hosentaschen klingelten Schlüssel und Kleingeld, als er zwischen den Pfützen hindurch im Schutz der Bäume auf das Haus zurannte.
    »Die haben dich abserviert, was, Großer?« sagte er. Er setzte sich in die Schaukel und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht.
    »Wer hat’s dir erzählt?«
    »Helen.«
    »Seid ihr jetzt etwa auf du und du?«
    »Sie hat mich gestern abend in meinem Büro aufgesucht. Anscheinend mag sie’s nicht, wenn ihr Partner zurechtgestutzt wird. Ich auch nicht.« Er schaute auf seine Uhr.
    »Laß die Finger davon, Clete.«
    »Hast du etwa Angst, daß dein alter Partner größeren Flurschaden anrichten könnte?«
    Ich blies die Backen auf.
    »Willst du bei meiner Detektei einsteigen?« fragte er. »Hey, ich brauch Gesellschaft. Ich mach den Handlanger für Wee Willie Bimstine und Nig Rosewater. Meine Derzeitige is ’ne ehemalige Nonne. Meine besten Freunde sind die Strolche im städtischen Knast. Der diensthabende Sergeant vom First District würde mich nicht mal mehr anspucken.«
    »Besten Dank, Clete. Ich will nicht wieder nach New Orleans ziehen.«
    »Dann machen wir ’ne Filiale hier in Lafayette auf. Überlaß alles mir, ich regel das schon.«
    Ich hatte etliche alptraumhafte Bilder vor Augen. Clete schaute erneut auf die Uhr. »Hast du irgendwas zu essen da?« fragte er.
    »Bedien dich.«
    Er ging quer durchs Haus zur Küche und kam mit einer Schale Studentenfutter und einem hohen Glas voller Milchkaffee auf die Veranda zurück. Wieder warf er einen Blick auf die Uhr.
    »Erwartest du jemanden?« fragte ich.
    »Ich will mich mit Helen in der Stadt treffen. Sie macht mir eine Fotokopie von Sonnys Tagebuch.«
    »Keine gute Idee.«
    Er hörte auf zu kauen und schaute mich mit angespannter Miene an.
    »Niemand scheißt meinen Partner an. Entschuldige meine Ausdrucksweise in deinem Haus«, sagte er.
    Ich kam mir vor wie ein Soldat, der sich bei Kriegsausbruch freiwillig gemeldet hat und dann, nachdem seine Begeisterung und Blutgier verflogen sind, feststellt, daß er von sich aus keinen Frieden schließen kann, daß er mitmachen muß bis zum letzten Tag, bis der letzte sinnlose Schuß gefallen ist. Sonny hatte recht. Es gibt keinen Freibrief, jedenfalls nicht mehr, wenn die Leuchtkugeln über einem hochgehen und die Welt in ein gespenstisches weißes Licht tauchen, in dem man dasteht wie ein nackter, kahler Baum.
    Als der Regen

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