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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Julias roten Porsche vom Highway abbiegen und auf dem Fahrweg auf mich zukommen. Rufus Arceneaux, dessen marineblauer Anzug aussah wie aus Preßpappe, saß auf dem Beifahrersitz.
    Als sie neben mir anhielt und mich durch das offene Fenster fröhlich anschaute, versuchte ich so freundlich wie möglich zu sein und tat unwissend, weil ich mir nicht anmerken lassen wollte, wie sehr ich mich für sie und die kleinliche Rachsucht schämte, der sie sich offenbar verschrieben hatte.
    »Bertie läßt Sie doch nicht etwa nach Piratenschätzen graben, Dave?« sagte sie.
    »Sie hat mir gerade etwas sehr Unangenehmes erzählt«, sagte ich, ohne meine Betroffenheit durchklingen zu lassen, so als unterhielten wir uns über einen unbeteiligten Dritten. »Ruthie Jean und Luke mußten offenbar ihr Haus räumen.«
    »Wir brauchen das Haus für eine Pächterfamilie. Ruthie Jean und Luke arbeiten nicht auf der Plantage, und sie zahlen keine Miete. So leid’s mir tut, aber sie müssen sich was Neues suchen.«
    Ich nickte, ließ mir nichts anmerken. Ich registrierte, daß ich mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte. Ich stellte den Motor ab.
    »Sie haben Sie doch schon einmal angeschwärzt und hinter Gitter gebracht«, sagte ich. »Reicht das nicht?«
    »Was meinen Sie damit?« fragte sie.
    Ich öffnete die Tür einen Spalt und ließ den Wind ins Führerhaus meines Pickup. Ich spürte den Puls an meinem Hals pochen und wußte, daß ich die Worte, die mir auf der Zunge lagen, lieber nicht aussprechen sollte.
    »Bei eurem Status und Bildungsgrad, bei dem vielen Geld, das Moleen hat, könnt ihr da nicht ein bißchen nachsichtiger sein, ein bißchen großzügiger gegenüber Menschen, die buchstäblich nichts haben?« sagte ich.
    Rufus beugte sich vornüber, so daß ich sein Gesicht durch das Fenster sehen konnte. Er hatte die Pilotensonnenbrille abgenommen und schaute mich mit seinen hellgrünen, lidlosen Augen an, deren Pupillen so klein und schwarz waren wie bei einer Eidechse. Zwei rosa Abdrücke zeichneten sich auf seiner schmalen Nase ab.
    »Sie sind ohne Dienstmarke unterwegs. Das darf die Disziplinarabteilung aber nicht erfahren«, sagte er.
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm, ohne ihn anzuschauen.
    »Dave, nur damit Ihnen eins klar ist – mein Gatte ist ein reizender Mann und ein wunderbarer Anwalt, aber in finanzieller Hinsicht ist er leider völlig vertrottelt«, sagte sie. »Er hat kein Geld. Und wenn er welches hätte, würde er’s vermutlich in ein Skigebiet in Bangladesch investieren. Ist Ruthie Jean daheim?«
    Sie schaute mich fragend an, lächelte freundlich. Ihre geschminkten Lippen wirkten wie zwei verwackelte rote Striche auf Pergamentpapier.
    Ich fuhr unter dem mit Glyzinien überwucherten Torbogen hindurch und fragte mich einmal mehr, ehrfürchtig fast, wozu dieses Menschengeschlecht imstande war.
    Nachmittags rief mich Batist vom Telefon im Köderladen an.
    »Dave, draußen auf dem Bootsanleger is ein Mann, der hier nix verlorn hat«, sagte er.
    »Was ist denn mit ihm?«
    »Ich frach ihn, ob er ein Boot will. Da sagt er: ›Gib mir ’n Bier und ’n Sandwich.‹ Eine Stunde später sitzt er immer noch unterm Sonnenschirm am Tisch, raucht eine Zigarette, hat das Sandwich nicht angerührt und keinen Schluck von dem Bier getrunken. Ich frach ihn, ob mit dem Essen was nicht in Ordnung is. Sagt er: ›Alles prima. Bring mir noch ein Bier.‹ Ich sag: ›Sie ham doch Ihr’s noch gar nicht getrunken.‹ Sagt er: ›Da is’n Käfer drin. Hast du die Zeitung von heut nachmittag da?‹ Ich sag: ›Nein, ich hab keine Zeitung.‹ Sagt er: ›Was is mit ’ner Illustrierten?‹«
    »Ich komme gleich runter«, sagte ich.
    »Ich hätt ihm eine Papiertüte bringen solln.«
    »Was meinst du damit?«
    »Damit er sie sich über den Kopf stülpen kann. Er schaut aus, als ob jemand einen scharfen Löffel genommen und ihm damit richtig tief im ganzen Gesicht rumgestochen hat.«
    »Bleib im Laden, Batist. Hast du verstanden? Halt dich von dem Mann fern.«
    Ich legte auf, ohne seine Erwiderung abzuwarten, rief in der Dienststelle an und bestellte einen Streifenwagen, holte meine 45er aus der Kommodenschublade, steckte sie mir hinten in den Hosengürtel und ließ das Hemd drüberhängen. Als ich im Halbschatten unter den Pecanbäumen und Eichen die Böschung zum Bootsanleger hinabging, bot sich mir zwischen den Kabelrollentischen ein seltsames Schauspiel. Die Angler, die gerade angekommen waren, um unter den Sonnenschirmen ein Bier zu

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